Daisaku Ikeda 26.01.2021

Werte schaffen in einer Zeit der Krisen Friedensvorschlag 2022

© 2021 SGI-Deutschland e.V.

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© Daisaku Ikeda
Englische Übersetzung © Soka Gakkai
Deutsche Übersetzung © Soka Gakkai International-Deutschland e. V.
Aus dem Englischen übersetzt von Judith Elze, Katrin Harlaß und Katja Wagner



Inhalt


Die Entschlossenheit, niemals diejenigen zurückzulassen, die mit großen Widrigkeiten zu kämpfen haben

Weltweites solidarisches Handeln etablieren

Eine Kultur der Menschenrechte aufbauen

Internationale Richtlinien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten

Der TPNW – ein Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte

Wiederaufbau des Lebens in einer Welt nach COVID-19

Bibliografie

Die Welt von heute sieht sich einem komplexen Geflecht aus akuten Krisen gegenüber, die man mit Fug und Recht als beispiellos in der Geschichte der Menschheit bezeichnen kann. Zusätzlich zu den mit jedem Jahr häufiger auftretenden extremen Wetterereignissen, die von einer Verschärfung des Klimawandels zeugen, bedrohen auch der Ausbruch des neuen Coronavirus (COVID-19) und die von diesem ausgelöste Pandemie die soziale und ökonomische Stabilität auf der ganzen Welt.

Ich benutze den Ausdruck „beispiellos“ hier nicht einfach nur in Hinblick auf die einander überlagernden und miteinander verwobenen Krisen, wie wir sie heute erleben. Die Menschheit ist im Verlauf ihrer langen Geschichte immer wieder mit den verschiedensten Herausforderungen konfrontiert gewesen. Noch nie aber hat sie sich in einer Lage befunden, wo sie in ihrer Gesamtheit zur gleichen Zeit betroffen ist, wo das Leben, der Lebensunterhalt und die Würde von Menschen in allen Ländern auf der Welt ernsthaft bedroht sind und sie von einem Tag auf den anderen Situationen ausgesetzt sind, in denen sie dringender Hilfe bedürfen.

Am 25. Januar 2021 hatte die Anzahl der Menschen, die sich mit COVID-19 infiziert haben, die Marke von 99 Millionen überschritten; mehr als 2,12 Millionen sind daran gestorben.[1] In einem Zeitraum von wenig mehr als einem Jahr hat die Anzahl der Todesopfer im Zusammenhang mit COVID-19 die Gesamtzahl der Opfer gewaltiger Naturkatastrophen aus den letzten 20 Jahren bei Weitem überschritten.[2] Wie tief die Trauer und das Leid derjenigen sind, die geliebte Menschen auf diese unvorhersehbare Weise verloren haben, lässt sich kaum ermessen. Verstärkt wird das Leid noch durch die Tatsache, dass wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus so viele Opfer ihre letzten Momente nicht im Kreis der Familie verbringen durften. Zu dem Verlust, der so vielen Menschen in seiner Abruptheit und Intensität jede Möglichkeit eines echten Abschiednehmens verwehrt, kommt erschwerend der Zusammenbruch wirtschaftlicher Aktivitäten hinzu, der zu einer eklatanten Zunahme von Insolvenzen und Arbeitslosigkeit führt und eine große Anzahl von Menschen in Armut und Entbehrungen stürzt.

Doch obwohl die Welt noch immer von den dunklen Wolken dieser Krise überschattet ist, gehen die Anstrengungen zum Aufbau einer globalen Gesellschaft, die dem Frieden und der Mitmenschlichkeit verpflichtet ist, stetig weiter. Als wichtige Fortschritte seien hier beispielhaft genannt: das Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags (TPNW) am 22. Januar dieses Jahres; die umfassende Ratifizierung einer Konvention zur Ächtung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit durch die 187 Mitgliedsstaaten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO); und die Ausrottung des Wildpoliovirus in Afrika. 

Ausrottung der Polioerkrankung in der afrikanischen Region

Polio (Kinderlähmung) ist eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die zu bleibenden Lähmungen führt und bei Befall der Atemmuskulatur auch tödlich verlaufen kann. Eine Heilung gibt es nicht, aber eine Impfung kann Menschen lebenslang schützen und zur Ausrottung der Krankheit führen. Im Jahr 2020 wurden alle 47 Länder der Afrika-Region der WHO als frei vom Wildpoliovirus erklärt, nachdem über vier Jahre kein einziger Fall der Krankheit mehr aufgetreten war. Dieser Erfolg ist einem unter Führung der Global Polio Eradication Initiative umgesetzten Impf- und Monitoringprogramm zu verdanken, der größten internationalen öffentlichen Gesundheitsinitiative in der Geschichte. Dennoch besteht nach wie vor ein Risiko durch impfstoffabgeleitete Virusvarianten – seltene Mutationen des Poliovirus, die sich aus den in der Schluckimpfung enthaltenen abgeschwächten Viren entwickelt haben. In zwei Ländern tritt Polio weiterhin endemisch auf: Afghanistan und Pakistan.

Jeder dieser Erfolge stellt für sich genommen einen hohen Wert dar, denn die Welt strebt nach wie vor nach der Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen bis 2030. Diese Ergebnisse sind ein deutlicher Ausdruck für das grenzenlose Vermögen des Menschen, Hindernisse zu überwinden und die Geschichte neu zu schreiben. Das gilt vor allem für den TPNW, der die Bedingungen für sein Inkrafttreten am 24. Oktober des vergangenen Jahres erfüllte, dem Tag der Vereinten Nationen. Der Vertrag legt eine klare Route fest, wie das so lange verfolgte Ziel der Abschaffung aller Atomwaffen erreicht werden kann. Formuliert wurde dieses Ziel von den Vereinten Nationen bereits ein Jahr nach ihrer Gründung, in der allerersten von der Generalversammlung angenommenen Resolution 1946. Und es ist noch immer nicht umgesetzt worden.

Mitten im Kalten Krieg, als sich das Wettrüsten immer weiter verschärfte, veröffentlichte der zweite Präsident der Soka Gakkai Josei Toda (1900–1958) im September 1957 einen Aufruf zur Abschaffung von Atomwaffen. Seitdem hat sich unsere Organisation durchgehend für das umfassende Verbot von Atomwaffen eingesetzt und ist dafür eingetreten, dass dieses zum verbindlichen Ausrottung der Polioerkrankung in der afrikanischen Region Polio (Kinderlähmung) ist eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die zu bleibenden Lähmungen führt und bei Befall der Atemmuskulatur auch tödlich verlaufen kann. Eine Heilung gibt es nicht, aber eine Impfung kann Menschen lebenslang schützen und zur Ausrottung der Krankheit führen. Im Jahr 2020 wurden alle 47 Länder der Afrika-Region der WHO als frei vom Wildpoliovirus erklärt, nachdem über vier Jahre kein einziger Fall der Krankheit mehr aufgetreten war. Dieser Erfolg ist einem unter Führung der Global Polio Eradication Initiative umgesetzten Impf- und Monitoringprogramm zu verdanken, der größten internationalen öffentlichen Gesundheitsinitiative in der Geschichte. Dennoch besteht nach wie vor ein Risiko durch impfstoffabgeleitete Virusvarianten – seltene Mutationen des Poliovirus, die sich aus den in der Schluckimpfung enthaltenen abgeschwächten Viren entwickelt haben. In zwei Ländern tritt Polio weiterhin endemisch auf: Afghanistan und Pakistan. Standard internationaler Beziehungen wird. Zu diesem Zweck hat die Soka Gakkai International (SGI) aktiv mit Organisationen wie der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) zusammengearbeitet. Angesichts dieser Geschichte ist das Inkrafttreten des TPNW ein beispielloser Anlass zum Feiern.

Während die Welt noch immer unter den Auswirkungen der Pandemie leidet, möchte ich im Folgenden auf Möglichkeiten zur Überwindung dieser komplexen Krise eingehen sowie einige Vorschläge unterbreiten, wie wir eine stabile Grundlage schaffen können, um den Herausforderungen zu begegnen und im 21. Jahrhundert eine Weltgesellschaft des Friedens und der menschlichen Werte aufzubauen. 

Die Entschlossenheit, niemals diejenigen zurückzulassen, die mit großen Widrigkeiten zu kämpfen haben
Mein erstes Themenfeld ist die Entschlossenheit, niemals jene Menschen zurückzulassen, die mit den schlimmsten Widrigkeiten kämpfen und sich zunehmend isoliert fühlen, während unser Krisenbewusstsein immer mehr abnimmt und zur Normalität wird.

Seit die Weltgesundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 11. März vergangenen Jahres zur Pandemie erklärt hat, sind die Infektions- und Todeszahlen zu einem normalen Bestandteil der Tagesnachrichten geworden. Um uns die tatsächliche Bedeutung dieser kontinuierlich aktualisierten Statistiken inmitten der scheinbar ungebrochenen Verbreitung der Infektion vor Augen zu führen, würden wir meiner Auffassung nach gut daran tun, uns die Worte noch einmal in Erinnerung zu rufen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Woche nach der offiziellen Erklärung der WHO den Menschen in Deutschland sagte:
„Dies sind nicht einfach abstrakte Zahlen in einer Statistik, sondern das ist ein Vater oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder Partner – es sind Menschen. Und wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt.“[3]

Wenn wir es mit einer Notlage wie solch einer weiträumigen Katastrophe zu tun bekommen, dürfen wir dies niemals aus dem Fokus verlieren. Umso weniger heute, da wir eine Pandemie erleben, die nach wie vor die gesamte Welt bedroht, – und da wir uns zunehmend an diese Krise gewöhnt haben. 

In unserer tagtäglichen buddhistischen Ausübung haben wir als Mitglieder der SGI auf der ganzen Welt unsere aufrichtigen Gebete den an COVID-19 Verstorbenen gewidmet ebenso wie der vollständigen Ausrottung des Virus zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Und selbstverständlich haben wir bei unseren Aktivitäten strikte Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Seit September vergangenen Jahres hat das Soka Institute of the Amazon, an dessen Einrichtung ich beteiligt war, im Rahmen eines Gedenkprojektes zur Erinnerung an jedes Opfer von COVID-19 in Brasilien einen Baum gepflanzt.[4] Mit jedem gepflanzten Baum möchte die Initiative jene ehren, die Teil des Lebens waren in diesem wunderbaren Land, ihnen Anerkennung zollen und die Erinnerung an sie auf ewig wachhalten. Zugleich leisten wir damit einen Beitrag zur Wiederaufforstung und zum Schutz der ökologischen Integrität der Amazonasregion.

Es war schon immer eine Säule der menschlichen Gesellschaft, die Verstorbenen kollektiv zu betrauern und ihrem Vermächtnis getreu zu leben. Da es heute immer schwieriger wird, sich an einem Ort zu versammeln, um der Verstorbenen zu gedenken, ist es umso  wichtiger, den Wert des Einzelnen nicht aus den Augen zu verlieren oder etwa zuzulassen, dass das Leben auf bloße Statistik reduziert wird. Inmitten der zunehmenden Normalisierung der Krise im Alltag und in unserer Konzentration auf Schutzmaßnahmen vor dem Virus übersehen wir leicht, welchen Härten die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft ausgesetzt sind.

Bei ihren Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie haben viele Länder der Stärkung der medizinischen Versorgung und ihres Gesundheitssystems allerhöchste Priorität eingeräumt und eine ganze Reihe verschiedener Maßnahmen eingeführt, die häufig mit dem Begriff „neue Normalität“ umschrieben werden. Dazu gehören Praktiken wie die soziale Distanzierung (Social Distancing) – die Einhaltung eines sicheren räumlichen Abstands zur Verhinderung von Ansteckung –, Homeoffice und Homeschooling sowie der Ansatz, so weit als möglich zu Hause zu bleiben. Diese Maßnahmen haben die schnelle Ausbreitung von COVID-19 eindeutig eingedämmt und den Druck auf die medizinischen Versorgungssysteme zweifellos gemindert.

In einer Hinsicht bietet die Tatsache, dass mehr Menschen proaktiv neue Möglichkeiten erkunden, um der Aufforderung zur Mithilfe bei der Eindämmung der Infektionen nachzukommen, das Potenzial, über eine einfache Risikoprävention hinauszugehen. Solche Innovationen tragen nicht nur direkt zum Schutz des Lebens von Familienmitgliedern, geliebten Menschen und engen Freunden bei. Diese scheinbar so kleinen, tagtäglich ausgeführten Taten sind auch Ausdruck einer Sorge um die vielen Menschen, die wir zwar nicht unmittelbar wahrnehmen, mit denen wir aber das Leben in einer Gesellschaft teilen.

Gleichzeitig müssen wir den Bedürfnissen jener Rechnung tragen, deren Leben ohnehin schon durch diverse Ungleichheiten und Diskriminierungen verletzt sind, deren Fähigkeit zu einem Leben in Würde von der Unterstützung sozialer Kontakte und Netzwerke abhängt und die von der Krise bereits schwer betroffen sind. So ist zum Beispiel, wenn die Unterstützung der Pflege- und Betreuungsbedürftigen eingeschränkt wird, deren Möglichkeit der Alltagsbewältigung ernsthaft gefährdet. Zudem greift der Verlust von kostbarer, mit Menschen in ihren Hilfenetzwerken verbrachter Zeit die Grundlagen eines Lebens in Würde an. Und während wir mehr und mehr von unserer Lebenszeit online verbringen – von der Arbeit über die Schule bis hin zum Einkaufen – besteht das große Risiko, dass diejenigen abgehängt werden, die, sei es aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen, keinen ausreichenden Zugang zu Online-Netzwerken haben oder deren Nutzung erst noch lernen müssen.

Darüber hinaus gibt es Berichte, dass in dem Maße, wie Menschen zunehmend auf den häuslichen Bereich beschränkt bleiben, die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen zunimmt. Viele der Opfer solcher Gewalt sind nicht in der Lage, sich mit der Bitte um
Hilfe an staatliche oder soziale Einrichtungen zu wenden bzw. diese zu erhalten, schon allein deshalb, weil der Täter (Ehemann oder
Partner) sich ständig in der Nähe befindet.[5]

Während die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens in der Gesellschaft Wurzeln schlagen und wir uns an die Corona-Krise gewöhnen, müssen wir uns unbedingt weiterhin aktiv zum Schutz der vielen unsichtbaren Menschen engagieren, deren Notlage allzu leicht übersehen wird. Wir müssen den Anstrengungen, ihr Leid und klaustrophobisches Bedrohungsgefühl zu lindern, oberste Priorität einräumen und dies zu einer Grundvoraussetzung für den Umbau unserer Gesellschaft machen.

Die WHO hat die Empfehlung ausgesprochen, statt des Ausdrucks „Social Distancing“ (soziale Distanzierung) den Begriff „Physical Distancing“ (räumliche Distanzierung) zu benutzen, um nicht den Eindruck zu erwecken, wir sollten unseren Kontakt miteinander generell beschränken, denn dies könnte die soziale Isolation und Spaltung womöglich noch weiter zementieren.[6] Selbst jetzt, da die Welt in einem langen Tunnel steckt, dessen Ende noch nicht in Sicht ist, und da die Lebensumstände anderer unserem Blick verborgen sind, dürfen wir auf gar keinen Fall unsere wesentliche Ausrichtung verlieren, die auf der Tatsache beruht, dass wir alle miteinander in ein und derselben Gesellschaft leben.

An dieser Stelle möchte ich UN-Generalsekretär António Guterres zitieren. Als er anlässlich eines Online-Seminars der UN mit dem Titel „Coping with COVID“ (Bewältigung der Corona-Pandemie), das im Juli vergangenen Jahres stattfand, gefragt wurde, was die „neue Normalität“ aus seiner Sicht bedeute, wehrte er sich gegen diese Definition unserer derzeitigen Lage und nannte sie stattdessen „anomal“.[7] Er hat recht. Je mehr Menschen wegen der Pandemie in eine unvermeidbare Notlage gestürzt werden, desto stärker müssen wir an dem Bewusstsein festhalten, dass dies anomale Bedingungen für Menschen sind.

Bei anderer Gelegenheit führte der Leiter der UN aus: „Es wird derzeit viel über das Bedürfnis nach einer ‚neuen Normalität‘ gesprochen, sobald die Krise vorbei ist. Lassen Sie uns jedoch nicht vergessen, dass auch die Welt vor COVID-19 alles andere als normal war. Wachsende Ungleichheit, systematische Geschlechterdiskriminierung, fehlende Chancen für junge Menschen, stagnierende Löhne, ein grassierender Klimawandel – nichts davon war ‚normal‘.“[8]

Ich teile diese Sorgen zutiefst. Wenn wir zulassen, dass solche globalen Ungleichheiten und Verzerrungen unvermindert weiterbestehen, werden unweigerlich immer mehr Menschen abgehängt, und es wird immer schwieriger, uns die Welt nach COVID-19 so vorzustellen, wie wir sie uns eigentlich wünschen. 

Obwohl COVID-19 für alle Länder eine Bedrohung darstellt, bleibt die Tatsache bestehen, dass es je nach den Umständen, unter denen die Menschen leben, große Unterschiede im Hinblick auf den Ernst der Lage gibt. So haben zum Beispiel etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung keine Möglichkeit, sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen – eine Standardmethode zur Verhinderung von Infektionen. Dies bedeutet, dass gut drei Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer Grundversorgung haben, mit der sie sich und ihre Lieben schützen könnten.[9]

Außerdem ist die Zahl der Menschen, die aufgrund von Konflikten oder Verfolgung gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen, auf beinahe 80 Millionen gestiegen, und viele haben keine Wahl: Sie müssen sich mit vielen anderen den eng begrenzten Raum in Flüchtlingslagern teilen. Solche Umstände machen es geradezu unmöglich, räumliche Distanzierung zu praktizieren: Die Menschen müssen im Fall eines Infektionsausbruchs mit dem Risiko leben, angesteckt zu werden.

Die Krise, in der sich die Welt von heute befindet, besteht aus zahlreichen miteinander verflochtenen Bedrohungen. Das macht es schwierig, die wechselseitigen Beziehungen unter ihnen zu identifizieren, um das Problem in seiner Gänze angehen zu können. Auch wenn ich diese Einschränkung anerkenne, würde ich dennoch behaupten, dass wir es uns selbst im laufenden Prozess der Entwicklung einer umfassenden Lösung stets zu unserer obersten Priorität machen müssen, das Leid eines jeden Einzelnen unter den vielen direkt betroffenen Menschen zu lindern. 

Die folgende buddhistische Perspektive könnte in diesem Zusammenhang hilfreich sein. In der Parabel vom Giftpfeil bezieht sich Shakyamuni auf die Geschichte eines Mannes, der von einem Giftpfeil verwundet wurde. Bevor er einer Entfernung des Pfeils zustimmt, besteht er darauf zu erfahren, wer den Bogen und den Pfeil gemacht hat, und will die Identität desjenigen – samt Namen und Clan – wissen, der auf ihn geschossen hat. Solange diese Fragen nicht beantwortet sind, darf nichts zu seiner Rettung unternommen werden. Shakyamuni betont, dass dieser Mann den Pfeil im Körper behalten und am Ende sein Leben verlieren würde. Er nutzt diese Parabel, um seine Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, nicht alles zu intellektualisieren und zu theoretisieren, sondern sich lieber auf Angelegenheiten zu konzentrieren, die das menschliche Leben tatsächlich beeinflussen.

Der berühmte Religionsgelehrte Mircea Eliade (1907–1986) machte auf diese Parabel aufmerksam und merkte scharfsinnig an, dass Shakyamunis Lehren auf keine systematische philosophische Theorie abzielten. Vielmehr ordnete er sie als eine Art medizinischer Behandlung zur Linderung von menschlichem Leid ein.[10] Und tatsächlich hatte sich Shakyamuni voll und ganz dem Entfernen des Giftpfeils, oder anders gesagt, dem Entfernen der Ursachen für menschliches Leid gewidmet. Der lebendige Ursprung dessen, was wir heute als die Lehren des Buddhismus kennen, ist dieses leidenschaftliche Anliegen Shakyamunis, das er anlässlich der verschiedensten Umstände und Gelegenheiten zum Ausdruck brachte.

Nichiren (1222–1282), der die Lehren des Buddhismus auf der Grundlage des Lotos-Sutra, das die Essenz von Shakyamunis Lehren verkörpert, im Japan des 13. Jahrhunderts erläuterte und verbreitete, beschrieb das Wirken ihrer Kraft wie „Öl, das einer Lampe zugefügt, oder wie ein Stock, der einem alten Menschen angeboten wird“.[11] Anders ausgedrückt: Shakyamuni brachte keine übermenschlichen Kräfte zum Einsatz, um die Menschen zu retten. Vielmehr widmete er sich der Aufgabe, den Menschen, mit denen er in Kontakt trat, durch seine Worte jene Art von Ermutigung anzubieten, die ihnen helfen würde, die bereits in ihnen vorhandene Stärke zur erkennen und ihr Potenzial zu entfalten.

Derselbe Geist beseelt auch die buddhistischen Lehren Nichirens, der die grundlegende Bedeutung von aktivem Handeln für die Abschaffung von Leid und Verzweiflung betonte. Seine Abhandlung Über das Etablieren der richtigen Lehre für Frieden im Land entstand vor dem Hintergrund einer Reihe aufeinanderfolgender Naturkatastrophen, Hungersnöte und großflächiger Pandemien, unter denen die Bewohner Japans litten, und erwuchs aus seinem tiefen Wunsch, menschliches Leid auszulöschen.

In einer anderen Schrift beschreibt Nichiren das schwere Leid der Menschen Japans, die von einer Abfolge von Katastrophen heimgesucht wurden, wie folgt:

„Auf diese Weise haben die Drei Unglücke und Sieben Katastrophen über mehrere Jahrzehnte hinweg immer weiter ohne Unterlass angehalten und die Hälfte der Bevölkerung wurde ausgelöscht. Diejenigen, die übrigbleiben, sind von ihren Eltern, Brüdern und Schwestern getrennt oder von ihren Ehefrauen und Kindern, und sie wimmern mit Stimmen, die nicht weniger erbarmenswert sind als die von Herbstinsekten. Eine Familie nach der anderen wurde auseinandergetrieben und zerstört wie Pflanzen und Bäume, die durch Winterschnee brechen.“[12]

Drei Unglücke und Sieben Katastrophen

Diese Katastrophen werden in verschiedenen buddhistischen Sutras beschrieben. Es gibt die drei größeren Unglücke Feuer, Wasser und Wind, von denen es heißt, dass sie die Welt zerstören können, sowie drei geringere Unglücke in Form von hohen Getreidepreisen oder Inflation (insbesondere verursacht durch Hungersnöte) sowie Krieg und Seuchen. Alle bedrohen die menschliche Gesellschaft. Die Sieben Katastrophen sind zwar je nach Quelle unterschiedlich, auf alle Fälle aber gehören Krieg, Invasion von außen und  Naturkatastrophen dazu. Nichiren (1222–1282) fasste diese beiden verschiedenen Arten von Katastrophen in einem einzigen Ausdruck zusammen, um die Heimsuchungen zu beschreiben, die Japan seinerzeit überkamen.

In derart chaotischen Zeiten ließ Nichiren also den Menschen unablässig Ermutigung zukommen. Er wollte eine Gesellschaft, die von Chaos und Verwirrung verdunkelt war, mit dem Licht der Hoffnung erhellen.

Nichiren, der aufgrund seines beharrlichen Festhaltens an seinem Glauben und seinen Überzeugungen von den Herrschenden wiederholt verurteilt und verbannt wurde, schrieb häufig Briefe an seine Schülerinnen und Schüler, um ihnen Mut einzuflößen, selbst dann, wenn er räumlich von ihnen getrennt war. Bei einer Gelegenheit ließ er einer Schülerin, die ihren Ehemann verloren hatte, die folgende Botschaft zukommen:

„Ihr verstorbener Gatte hatte einen kranken Sohn und eine Tochter. Unweigerlich muss ich mir seine Traurigkeit vorstellen, dass er seine Familie verlassen und von dieser Welt gehen musste, und so seine in die Jahre gekommene Frau, schwach wie ein dürrer Baum, allein zurückbleiben wird, bestimmt voller Mitleid für diese Kinder.“[13]

Und dennoch schreibt er: „Jeder Winter wird zum Frühling.“ Durch diese Worte wollte Nichiren die folgende Ermutigung vermitteln: Gegenwärtig mag Verzweiflung dich überwältigen wie eisige Winterwinde, die dir ins Gesicht blasen. Doch dies wird nicht ewig dauern. Nach dem Winter kommt stets der Frühling. Ich bitte dich eindringlich, mutig und stark zu sein in deinem Leben. Am Ende seines Briefes an diese Frau fügt Nichiren noch an, sie solle ganz beruhigt sein. Er werde immer über ihre Kinder wachen und ihr, für die die Zeit stehengeblieben und deren Leben durch den Tod ihres Mannes eingefroren schien, das warme Licht des Frühlings bringen.

Nichiren legte sein ganzes Herz in seine Worte, damit es die Leserinnen und Leser spüren konnten. Auf diese Weise überbrückte er die räumliche Distanz zu ihnen, die Worte wurden beim Lesen lebendig und gruben sich tief in das Leben der Empfängerinnen und Empfänger ein.

Unsere gegenwärtige Lage unterscheidet sich zwar von der zu Zeiten Nichirens, doch die umfassende, von der Pandemie hervorgerufene Unordnung hat viele Menschen an den Rand der Verzweiflung gebracht. Sie spüren, dass ihr Leben abrupt unterbrochen worden ist, und sehen sich unvermittelt nicht mehr in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder sich eine Zukunft vorzustellen.

Muss ein Mensch in einem solchen Zustand die Last seines Leidens ganz allein und ohne Unterstützung durch ein soziales Sicherheitsnetz oder persönliche Verbindungen tragen, dann wird seine Welt öde und trostlos bleiben. Sobald aber jemand Notiz nimmt von seiner Situation, mit ihm in Verbindung tritt und ihn wahrnimmt, wie das warme Licht der Aufmerksamkeit von Seiten anderer seine Umstände erhellt, wird ihm dies die nötige Stärke gegeben, sein Leben neu aufzubauen und seine Würde wiederzuerlangen.

Als Erben Nichirens haben die Mitglieder der SGI ihren Glauben und ihr gesellschaftliches Engagement in 192 Ländern und Regionen mit der Entschlossenheit ausgeübt, diejenigen, die in den Tiefen des Leids gefangen sind, nicht zurückzulassen. Diese Überzeugung kristallisiert sich in den Worten meines Mentors Josei Toda: „Ich wünsche mir, dass das Wort ‚Elend‘ in Zukunft nicht mehr verwendet wird, um die Welt, ein Land oder einen Menschen zu beschreiben.“[14]

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Toda auf die Abschaffung von Leid in allen Dimensionen des Lebens abzielte: der persönlichen, der nationalen und der globalen. Ohne uns von den nach wie vor bestehenden weltweiten Ungleichheiten, den akuten Problemen verschiedener Länder oder den harten Bedingungen, unter denen einzelne Menschen leben müssen, beirren zu lassen, müssen wir gemeinsam weiter danach streben, grundloses Leid zu beseitigen und alle uns trennenden Gräben zu überbrücken. Diese Entschlossenheit liegt den Anstrengungen der SGI zugrunde, in dem Streben nach Lösungen für globale Herausforderungen die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und glaubensbasierten Organisationen (FBOs) zu vertiefen, und treibt sie voran.

In einer Hinsicht besteht die Geschichte der Menschheit aus einer ununterbrochenen Reihe von Bedrohungen, und vielleicht ist es unvermeidlich, dass wir auch in Zukunft verschiedensten Gefahren ausgesetzt sein werden. Darum ist es unverzichtbar, starke gesellschaftliche Grundlagen zu schaffen und Not und Elend zu beseitigen, so dass wir auch im Angesicht größter Bedrohungen oder Herausforderungen diejenigen nie zurücklassen, die am verletzlichsten sind und mit den schlimmsten Widrigkeiten zu kämpfen haben.

Inmitten der anhaltenden Corona-Krise sind wir aufgerufen, räumliche Distanz zu wahren. Das macht es schwieriger, die Umstände wahrzunehmen, unter denen andere leben. Ich spüre sehr deutlich, dass religiöse Bewegungen und FBOs eine wichtige Rolle einnehmen, wenn es um die Anstrengungen geht, sicherzustellen, dass wir nicht unsere grundlegende Orientierung verlieren – die Erkenntnis, dass wir alle Individuen sind, die miteinander in derselben menschlichen Gemeinschaft leben.

Die Pandemie hat unsere Welt gravierend beeinflusst, und es wird alles andere als leicht sein, aus diesem Irrgarten wieder herauszufinden. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass der Faden der Ariadne, der es jedem und jeder von uns ermöglicht, den Weg aus dieser Krise zu finden, deutlich sichtbar werden wird. Wir müssen nur zulassen, das volle Gewicht jedes einzelnen Lebens zu spüren und von diesem Punkt aus zu überlegen, was wir am dringendsten brauchen, um dieses Leben zu schützen und zu fördern. 

Weltweites solidarisches Handeln etablieren 

Ein weiteres wichtiges Thema zur Überwindung der Krise ist die dringende Notwendigkeit, dass Staaten ihre Differenzen beilegen und solidarisch zusammenarbeiten.

Wie groß sind der Schaden und das Leid, die die Corona-Pandemie über uns bringt, wirklich? Das UN-Büro für Katastrophenvorsorge (UNDRR) hat angesichts der enormen Verluste an Menschenleben und der tragischen Gesundheitsschäden wie auch der damit einhergehenden wirtschaftlichen und sozialen Härten Folgendes festgestellt: „Bezieht man den Verlust von  Arbeitsplätzen und Einkommen mit ein, könnte es gut sein, dass von dieser Einzelkatastrophe mehr Menschen betroffen sind als je von sonst einem Ereignis in der Geschichte.“[15] Abgesehen davon ist diese Krise so beispiellos in ihrer Art, weil sie beinahe alle Länder der Welt betrifft.

Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts hat es weltweit eine ganze Reihe schrecklicher Naturkatastrophen gegeben, so die Erdbeben und Tsunamikatastrophe im Indischen Ozean (2004), das Erdbeben in der Region Kaschmir (2005), den Zyklon in Myanmar (2008), das Erdbeben in der Region Sichuan (2008) und das Erdbeben in Haiti (2010). In allen diesen Fällen waren die Schäden gravierend, doch gab es stets Hilfe von Seiten anderer Länder: von Rettungsmissionen in der unmittelbaren Folge bis hin zu Anstrengungen für Wiederaufbau und Erholung der Wirtschaft und der Menschen. Nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in der japanischen Region Tohoku 2011 boten zahlreiche Länder Unterstützung in verschiedenster Form an, um den Menschen in den heimgesuchten Gebieten zu helfen. Dies wurde zu einer Quelle unermesslicher Ermutigung. Ereignen sich derartige Katastrophen, dann bieten solche internationalen Solidaritätsbekundungen eine lebendige spirituelle Unterstützung für die Betroffenen, die nicht imstande sind, in die Zukunft zu blicken.

Die Corona-Pandemie hat fast alle Länder gleichzeitig getroffen, was die Lage noch sehr viel komplexer macht und Chaos und Verwirrung stiftet. Vergleichen wir die Länder der Welt einmal mit Schiffen, die gerade den Ozean überqueren, dann stellt das Coronavirus einen beispiellosen Orkan dar, der sie alle gleichzeitig mit nie gekannter Wucht erfasst. Und ungeachtet der Tatsache, dass sie in ein und demselben aufgewühlten Meer unterwegs sind, laufen allesamt Gefahr, wahllos in verschiedene Richtungen getrieben zu werden. 

Was kann uns angesichts dieser Bedrohung also als Kompass dienen, damit wir durch diese unbekannten Gebiete navigieren und eine Lösung für die Krise finden können? Um es mit den Worten des britischen Historikers Arnold J. Toynbee (1889–1975) zu sagen, mit dem ich einst einen ausführlichen Dialog führte: „Unsere Erfahrung aus der Vergangenheit wirft das einzige Licht auf die Zukunft, das wir wahrnehmen können.“[16]

In diesem Sinne möchte ich näher auf ein Beispiel aus den 1950er Jahren eingehen. Mitten im Kalten Krieg mit seinen sich immer weiter verschärfenden Spannungen arbeiteten die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion gemeinsam an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Kinderlähmung.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man zur Verhinderung einer Polio-Infektion vorrangig einen Impfstoff eingesetzt, der auf inaktiven  („toten“) Polioviren basierte. Diese Form der Impfung war nicht nur mit Schmerzen verbunden (sie konnte nur über eine Injektion verabreicht werden), sondern auch sehr teuer. Deshalb bemühte man sich nun um die Entwicklung eines Impfstoffs, der mittels Schluckimpfung verabreicht werden sollte und aus abgeschwächten, aber immer noch aktiven („lebenden“) Polioviren bestand. Allerdings kamen aufgrund der Tatsache, dass die Menschen in den USA bereits auf breiter Front mit dem inaktiven Impfstoff versorgt waren, nur relativ wenige Probanden für Versuche in Frage.

Die Sowjetunion stand, ungeachtet des Nutzens für ihre eigenen Kinder, der Idee einer Zusammenarbeit mit ihrem Erzrivalen, den Vereinigten Staaten, zunächst ablehnend gegenüber. Da jedoch die sowjetischen Behörden wegen der steigenden Infektionsraten zunehmend beunruhigt waren, suchten sie mit der Zeit nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den USA. Diese wiederum erkannten die Notwendigkeit, die Sowjetunion ins Boot zu holen, und begannen ab 1959 mit der Unterstützung breit angelegter Versuche in der Sowjetunion und ihren Nachbarstaaten. Dies führte zur Entwicklung eines sicheren und effizienten Lebendimpfstoffs.

Ich selbst habe lebhafte Erinnerungen daran, wie viele Kinder in Japan mit Hilfe dieses Lebendimpfstoffs vor einer Polio-Infektion geschützt wurden. Die Kinderlähmung suchte Japan 1960 heim und weitete sich im darauffolgenden Jahr immer mehr aus. Als die in die Höhe schießenden Fallzahlen zum Gegenstand der täglichen Berichterstattung wurden, wurden immer häufiger Forderungen nach einem Zugang zu Impfstoffen laut, insbesondere von besorgten Müttern. Als die Sowjetunion im Anschluss an eine Lieferung von drei Millionen Dosen aus Kanada weitere zehn Millionen Dosen des Lebendimpfstoffs bereitstellte, konnte das Infektionsgeschehen in Japan sehr schnell unter Kontrolle gebracht werden. Sechzig Jahre später kann ich mich immer noch sehr gut daran erinnern, dass es als Ergebnis dieser amerikanisch-sowjetischen Kooperation möglich wurde, die Lebendimpfstoffe zu verabreichen, und auch die große Erleichterung, die Mütter in ganz Japan damals verspürten, ist mir noch immer präsent.

Heute, da die Infektionen mit COVID-19 weltweit immer weiter ansteigen, muss ein Hauptaugenmerk neben der Entwicklung und Produktion von Impfstoffen darauf liegen, wie eine stabile Lieferung in alle Länder sichergestellt werden kann. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat die WHO im April vergangenen Jahres gemeinsam mit Partnern aus Regierungen und dem zivilgesellschaftlichen Bereich die COVAX-Fazilität zur globalen Beschaffung von COVID-19-Impfstoffen ins Leben gerufen. Ziel dieser Einrichtung ist es, ein System zu etablieren, das allen Ländern einen schnellen und gleichberechtigten Zugang zu Impfstoffen sichert. Geplant ist die Lieferung von zwei Milliarden Dosen an die Teilnehmerstaaten bis Jahresende 2021.

Die COVAX-Fazilität wurde nur einen Monat nach der Erklärung der WHO eingerichtet, dass es sich bei COVID-19 um eine Pandemie handele. Diese schnelle Reaktion war zweifellos der großen Sorge geschuldet, dass sich durch einen eventuellen Wettlauf um die Entwicklung von Impfstoffen außerhalb eines internationalen Rahmenwerks Gräben zwischen den Ländern mit den nötigen finanziellen Ressourcen und jenen ohne derlei Ressourcen auftun und zu explodierenden Preisen führen könnten. Eine von der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2020 angenommene Resolution erkannte die „Rolle einer extensiven Immunisierung gegen COVID-19 als globales Gemeingut“[17] an, zu dem alle Länder Zugang haben müssten. Gegenwärtig sind 190 Staaten und Territorien an der COVAX-Fazilität beteiligt. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Impfstoffe von Februar an verfügbar zu machen. Ob jedoch eine stabile Versorgung sichergestellt werden kann, hängt davon ab, dass alle großen Länder kooperieren und die nötigen Hilfssysteme schaffen.

Japan hat sich sehr frühzeitig an der COVAX-Fazilität beteiligt, und ich rufe die japanische Regierung auf, auch andere wie die Vereinigten Staaten und die Russische Föderation, deren aktive Teilnahme noch aussteht, dazu zu ermutigen. Seth Berkley, Geschäftsführer von Gavi, der Impfallianz, die in Koordination mit der WHO die COVAX-Fazilität verwaltet und leitet, hat die frühzeitige Verpflichtung Japans im Oktober vergangenen Jahres, den Entwicklungsländern finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, in einer offiziellen Erklärung folgendermaßen beurteilt:

„Dank dieser unverzichtbaren finanziellen Unterstützung können wir nicht nur gewährleisten, dass ärmere Länder sich nicht am Ende der Schlange anstellen müssen, sobald sichere und wirksame COVID-19-Impfstoffe verfügbar sind. Sie wird auch eine unverzichtbare Rolle bei der weltweiten Beendigung der akuten Phase der Pandemie spielen.“[18]

COVAX-Fazilität

Die COVAX-Fazilität (COVID-19 Global Vaccines Access Facility) zielt darauf ab, einen weltweit schnellen und gleichberechtigten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen sicherzustellen. Koordiniert wird diese Einrichtung von der Impfstoff-Allianz Gavi (bestehend aus UNICEF, der Weltbank, der Bill & Melinda Gates Stiftung und weiteren Partnern) in Zusammenarbeit mit der internationalen ImpfstoffInitiative CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). 

Die COVAX-Fazilität soll den teilnehmenden Ländern Zugang zu einer Reihe von Impfstoffen eröffnen, unabhängig davon, ob sie einen bilateralen Vertrag mit einem bestimmten Hersteller eingegangen sind oder nicht. So ermöglicht sie es Regierungen, Vereinbarungen abzuschließen, durch die sie ihr Impfstoffportfolio diversifizieren können. Außerdem bietet sie ihnen eine Versicherung für den Fall, dass die Vereinbarung scheitert. Für Regierungen, die nicht über die nötigen finanziellen Mittel zum Erwerb von Impfstoffen verfügen, soll die COVAX-Fazilität eine verlässliche Versorgung mit einem effektiven Impfstoff sicherstellen. Es ist geplant, in einer ersten Phase bis Ende 2021, weltweit 2 Milliarden Dosen bereitzustellen, davon 1,3 Milliarden Dosen an die 92 Länder mit dem weltweit niedrigsten Einkommen. 

Auf dem G8-Gipfel, der 2000 in Okinawa stattfand, setzte Gastgeber Japan den Kampf gegen übertragbare Krankheiten als eines der Kernthemen auf die Agenda. Zwei Jahre später wurde der Globale Fond zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria eingerichtet. Seither haben Japan und andere Staaten diesen Fonds kontinuierlich unterstützt und damit das Leben von geschätzt 38 Millionen Menschen gerettet, die andernfalls diesen drei Krankheiten zum Opfer gefallen wären.[19]

Im Hinblick auf die Generierung weltweiter Solidarität im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist es meiner Auffassung nach wichtig, den positiven Fokus weiterhin darauf zu richten, wie viele Menschenleben wir mit vereinten Kräften retten können. Wird die Aufmerksamkeit nur auf die negativen Daten wie steigende Infektionszahlen gelenkt, dann gewinnt womöglich der verengte Blick, der allein auf den Schutz der Bevölkerung des eigenen Landes ausgerichtet ist, die Oberhand, und die Solidarität mit anderen bleibt auf der Strecke. Aus diesem Grund ist es aus meiner Sicht unverzichtbar, die Erkenntnis, dass der Schutz der Menschen vor einer Infektion in allen anderen Ländern auch dem Schutz der eigenen Bevölkerung dient, zum Ausgangspunkt aller Anstrengungen zu machen.

Die WHO hat die breite Immunisierung gegen COVID-19 als globales öffentliches Gut bezeichnet. Ich bin daher zuversichtlich, dass eine volle Einsatzfähigkeit der COVAX-Fazilität den Weg zu einer Teilhabe an globalen öffentlichen Gütern eröffnen kann, die noch wesentlich wertvoller sind.

In diese Kategorie ordnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu diesem Thema forschen, nicht nur materielle Güter wie Impfstoffe oder soziale Infrastrukturen wie das Internet ein, sondern auch Bedingungen, die das Ergebnis politischer Bemühungen miteinander kooperierender Länder sind und von der gesamten Welt geteilt und genossen werden. Dazu gehören zum Beispiel Frieden und eine gesunde Umwelt.[20] Nehmen wir einmal das Beispiel Klimawandel: Leiten verschiedene Länder aktiv Maßnahmen ein, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren, dann schaffen sie gemeinsam Bedingungen – wie etwa die Eindämmung der Risiken, die durch extreme Wetterereignisse oder steigende Meeresspiegel entstehen –, von denen alle Länder profitieren. Ebenso wird, wenn die Länder der Welt solidarisch zusammenarbeiten, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen, dies die globale Resilienz gegen mögliche weitere Infektionskrankheiten stärken und die Basis für den Schutz des Lebens und der Gesundheit von Menschen überall auf der Welt schaffen.

Die Hauptakteure, die diese Art der Resilienz unterstützen – die als Leuchttürme fungieren und eine sichere Passage der zahlreichen „Staatsschiffe“ gewährleisten, um meine obige Analogie noch einmal aufzunehmen –, sind die über die ganze Welt verteilten Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte, die unermüdlich und hingebungsvoll im vollen Bewusstsein ihrer edlen Mission zum Schutz derjenigen arbeiten, deren Leben von COVID-19 bedroht wird. Diesen Menschen, die sich Tag für Tag so selbstlos einsetzen, möchte ich meine tief empfundene Bewunderung aussprechen.

Zudem sei an dieser Stelle betont, dass geschätzt eine von acht Pflegekräften weltweit in einem Land arbeitet, in dem er oder sie nicht geboren oder ausgebildet wurde.[21] In vielen Ländern beobachten wir eine Tendenz, Immigrantinnen und Immigranten sowie ihren Familien mit Kühle zu begegnen, sie als gesellschaftliche Belastung zu betrachten und auszuschließen. Die UN haben Anstrengungen eingefordert, solchen Tendenzen entgegenzutreten. Als verschiedene Länder unter der COVID-19-Krise zu leiden begannen, haben häufig gerade eingewanderte Menschen die Arbeit als Krankenpflegepersonal aufgenommen, an den vordersten Linien des Kampfes um medizinische Versorgung unverzichtbare Unterstützung geleistet und das Leben vieler Menschen gerettet.

Unmittelbar nachdem COVID-19 zur Pandemie erklärt worden war, führte der kritische Mangel an Gesichtsmasken zu einem Wettlauf einzelner Staaten, sich eine ausreichende Menge davon zu sichern. Das Büro des UN-Hochkommissars für Geflüchtete (UNHCR) zählt eine Reihe von Beispielen auf, wo Geflüchtete spontan auf die Herausforderung reagierten und ihren Gastländern Hilfe anboten. 

Nachdem im März die ersten Fälle bekannt wurden, erließ Kenia eine Verordnung zum Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit. Ein aus der Demokratischen Republik Kongo Geflüchteter, der als Schneider in einem Flüchtlingslager arbeitete, fertigte Masken an und verteilte sie in seinem Lager und der örtlichen Gemeinde sowie an Mitglieder des UNHCR. „Ich wollte zeigen […] dass wir [Geflüchtete] auch einen Beitrag leisten können, um auf die Pandemie zu reagieren, und uns nicht nur auf die Hilfe anderer verlassen.“[22]

In Deutschland begann eine syrische Flüchtlingsfamilie aus demselben Wunsch heraus, für die Pflegekräfte im Krankenhaus der Stadt, die sie aufgenommen hatte, Masken herzustellen. Als ihnen die Gummibänder ausgingen, brachten ihnen Anwohner sofort Nachschub nach Hause. Ein Familienmitglied beschrieb die Gefühle der Geflüchteten folgendermaßen: „Wir wurden so herzlich aufgenommen […] Wir fanden Obdach, wir haben Arbeit, unsere Kinder können zur Schule gehen. Wir sind sehr froh, Deutschland etwas zurückgeben zu können.“[23]

Der nicht zu unterdrückende Wunsch, das Bestmögliche zu tun, um auch nur einem einzigen Menschen zu helfen, die Aufmerksamkeit für und Sorge um andere, ein engagiertes Handeln für das Wohl anderer, das daraus erwächst, dass man in ein und derselben Gemeinschaft lebt ... Ich bin überzeugt, dass ein solches Bewusstsein und daraus entstehendes nachhaltiges, wiederholtes Handeln ungeachtet aller Unterschiedlichkeit in Nationalität oder Lebensumständen den Boden bereiten können, aus dem Resilienz entsteht und sich entwickelt.

Die Entwicklung eines Impfstoffs ist natürlich ein Schlüsselfaktor für die Überwindung der aktuellen Krise, wird jedoch, so die Warnung der WHO, allein nicht alle Probleme lösen.[24] Ebenso notwendig ist es, die Sicherheit des Impfstoffes zu gewährleisten und effiziente Systeme für seinen Transport und seine Verabreichung zu entwickeln. Neben kontinuierlichen Bemühungen, die Ausbreitung der Infektionen einzudämmen, bedeutet das auch, dass die Kooperation und Unterstützung einer großen Zahl von Menschen in jeder Phase unabdingbar ist. Zu den grundlegenden Herausforderungen gehören die Schaffung und Aufrechterhaltung eines gemeinsamen Bewusstseins dafür, dass solidarisches Vorgehen nötig ist, um die aktuelle Krise zu meistern und die Anzahl der Menschen zu erhöhen, die Verantwortung für den Aufbau von Resilienz in ihren jeweiligen Gesellschaften übernehmen.

Der Begriff „Pandemie“ leitet sich aus dem griechischen pandemos ab, was so viel bedeutet wie „alle Menschen“. Solange die Verbreitung von COVID-19 nicht überall auf der Erde gestoppt ist, wird die Krankheit eine Gefahr für jeden und jede Einzelne darstellen, ungeachtet von Nationalität oder Lebensumständen. In diesem Sinne erweisen sich traditionelle nationale Sicherheitskonzepte, die nur die Interessen der eigenen Bevölkerung berücksichtigen und andere Länder außer Acht lassen, als deutlich inadäquat. Der notwendige Ansatz gilt vielmehr der menschlichen Sicherheit, ein Konzept, bei dem einzelne Länder über den Tellerrand der eigenen unmittelbaren Interessen hinausblicken und zusammenarbeiten, um die Allgemeinheit betreffende Bedrohungen, denen sich alle Menschen gegenübersehen, zu reduzieren und zu beseitigen. Man denke nur an das oben geschilderte hoffnungsvolle Beispiel der Entwicklung des Lebendimpfstoffs gegen Kinderlähmung durch eine US-amerikanisch-sowjetische Kooperation im Kalten Krieg.

Da sich die Pandemie auch weiterhin verschlimmert, müssen wir jede nur denkbare Anstrengung unternehmen, um zu verhindern, dass sich die Maßnahmen einzelner Länder zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, einschließlich der Bereitstellung von Impfstoffen, zu einer ausschließlichen Priorisierung der eigenen Sicherheit verlagern – auf Kosten der Rettung von Menschenleben weltweit. In  gewissem Sinne wäre dies eine Wiederholung der Atomwaffenstrategien der Supermächte während des Kalten Krieges, bekannt unter dem Namen MAD (Beiderseitige Bereitschaft zum atomaren Gegenschlag). Nach dieser Doktrin verfolgten beide Seiten ihre eigenen nationalen Sicherheitsziele durch den Aufbau übermäßiger Mittel zur nuklearen Abschreckung. Doch wäre es zum Krieg gekommen, dann hätten wechselseitige atomare Angriffe nicht nur zur Zerstörung beider Gesellschaftssysteme geführt, sondern auch die Basis für ein nachhaltiges Überleben der Menschheit als Ganzes untergraben.

Wie oben bereits erwähnt, wurde im vergangenen Jahr die Ausrottung des Wildpoliovirus in Afrika offiziell verkündet.[25] Gelingt dies auch in den beiden noch verbleibenden asiatischen Ländern, dann ist die globale Ausrottung der Krankheit erreicht. Der erste Fall der Überwindung einer übertragbaren Krankheit durch die Menschheit waren 1980 die Pocken. Bernard Lown, Mitbegründer der Vereinigung Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW), der ein guter Freund war, äußerte in Bezug auf diese bedeutende Errungenschaft: 

„Selbst in den dunkelsten Tagen des Kalten Krieges hat die Kooperation zwischen Ärzten aus den beiden ideologischen Lagern niemals aufgehört. Zum selben Zeitpunkt, als die Raketenarsenale vervielfacht wurden und sich beide Seiten auf Atomwaffenerstschläge vorbereiteten, kämpften US-amerikanische und sowjetische Ärzte Seite an Seite in einer weltweiten Kampagne zur Ausrottung der Pocken. Dieses von Kameradschaft getragene Handeln war ein überzeugendes Modell für den Anti-Atomwaffenkampf.“[26]

Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) ging aus der IPPNW hervor und spielte, zusammen mit den Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki und anderen Hibakusha auf der Welt, eine führende Rolle innerhalb der  zivilgesellschaftlichen Bewegung, die in der Verabschiedung und Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags (TPNW) gipfelte. Solange Bedrohungen – wenn auch vielleicht nur als glimmende Asche – existieren, wird es für jeden einzelnen Menschen auf der Erde unmöglich sein, in vollem Umfang körperliche und psychische Unversehrtheit zu genießen. Die einzige Form von Sicherheit, die echten Frieden hervorbringen wird, ist eine, die es verbietet, die Bevölkerung eines beliebigen Landes zu opfern, und die allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Planeten ihr Existenzrecht garantiert. Mit dem TPNW, der seit dem 22. Januar dieses Jahres in Kraft ist, wurde ein Meilenstein geschaffen, ein historischer Einschnitt, der eine neue Ära einläutet.

Arnold Toynbee stellte sich eine Art „geistige Schau“ aus der fernen Zukunft auf seine Zeit vor und warf dazu folgende Frage auf: „Wenn zukünftige Historiker nach Jahrhunderten rückblickend die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts betrachten und seine  Bestrebungen und Erfahrungen in jenem richtigen Verhältnis sehen werden, das der zeitliche Abstand manchmal erst hervortreten lässt, was werden sie dann als das wesentliche Ereignis unserer Zeit herausgreifen?“[27]

Auf ähnliche Weise könnten wir fragen, welche Ereignisse künftige Historikerinnen und Historiker wohl bei einer solchen fiktiven „geistigen Schau“ rückblickend auf die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts als die prägendsten betrachten werden. Das Inkrafttreten des TPNW vor dem Hintergrund einer sich verschlimmernden COVID19-Krise dürfte wohl auf jeden Fall dazugehören, als ein Ereignis, das zu einem beschleunigten Paradigmenwechsel in den Sicherheitsdoktrinen führte. Ich hoffe sehr, dass auch die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft zur Bereitstellung von Impfungen auf globaler Ebene unter der Schirmherrschaft der COVAX-Fazilität Geschichte schreiben werden.

Auch wenn die Pandemie eine wirklich ernste Bedrohung darstellt, werden wir sie mit Sicherheit überwinden können, wenn es uns gelingt, jene Fähigkeiten freizusetzen, mit denen der Mensch Sackgassen zu durchbrechen und eine neue Geschichte zu schreiben vermag. Unsere gemeinsamen Anstrengungen zur Bewältigung dieser Krise können als Fundament dienen beim Aufbau eines globalen Bewusstseins für die essenzielle Rolle der menschlichen Solidarität, wenn es darum geht, Krisen in Chancen zu verwandeln. Dies wiederum kann den Lauf der Menschheitsgeschichte verändern und uns in die Lage versetzen, aus der Tragödie der nationalen Sicherheitsdoktrinen auszubrechen, die in Konflikten wurzeln und diese fortschreiben. 

Eine Kultur der Menschenrechte aufbauen
Ein drittes zu erkundendes Themenfeld ist die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen zur Verbreitung von Falschinformationen, die im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus kursieren, insbesondere im Hinblick darauf, dass sie eine verstärkte Diskriminierung infizierter Personen zur Folge haben können. Dies muss Teil der Bemühungen zum Aufbau einer Kultur der Menschenrechte sein, in der keinem Menschen die Würde abgesprochen wird.

Zu den literarischen Werken, die seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie neue Aufmerksamkeit genießen, gehört Daniel Defoes (1660–1731) Die Pest zu London. Das im London des 17. Jahrhunderts angesiedelte Werk beschreibt, wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt unter dem Einfluss einer demagogischen Rhetorik, die Angst, Verwirrung und Unsicherheit schürt, nach und nach  ihre Vernunft und Selbstkontrolle verlieren. Seit Urzeiten und erst jüngst wieder durch HIV/AIDS hat es in der Geschichte der Menschheit wiederholt Diskriminierungen von Menschen gegeben, die unter ansteckenden Krankheiten litten. Ausbrüche irrationaler Angst reißen immer wieder neue, tiefe Gräben auf und erzeugen Verwerfungen, die tiefe Narben in der Gesellschaft hinterlassen.

Ansteckende Krankheiten unterscheiden sich von Krebs oder Herzerkrankungen, weil wir bei ersteren ständig auf der Hut sein müssen und Gefahr laufen, sie von anderen Menschen übertragen zu bekommen. Das führt leicht dazu, dass die Angst vor dem Erreger in übertriebene Vorsicht oder Furcht vor anderen Menschen umschlägt. Solche Gefühle sind insbesondere dann problematisch, wenn sie sich so zuspitzen, dass sie das Leiden der Infizierten und ihrer Familien noch verschlimmern, oder wenn die Atmosphäre in der Gesellschaft sich dahingehend verändert, dass man die Ausbreitung der Infektion Menschen oder Gruppen anlastet, die ohnehin schon Diskriminierung und Vorurteilen ausgesetzt waren. Heute gibt es zusätzlich die Sorge, dass sich Falschinformationen oder aufwieglerische Aufrufe in Zusammenhang mit Infektionskrankheiten über die sozialen Medien in Echtzeit propagieren lassen.

In dem Maße, wie die Eindämmungsmaßnahmen ständig verändert werden müssen und sich die Pandemie immer stärker auf unser Leben auswirkt, suchen die Menschen jenseits von Zeitungen und anderen traditionellen Medien nach Möglichkeiten, ihren Hunger nach Informationen zu stillen. Dadurch geraten viele an nicht verlässliche Informationen aus unbekannten oder unbestätigten Quellen. Dieser virtuelle Informationsraum beherbergt oft schädliche Formen des Diskurses, die sich von dem Unbehagen nähren, das viele Menschen empfinden. Damit werden gezielt gesellschaftliche Verwerfungen verursacht oder Hass auf bestimmte Menschen oder Gruppen geschürt.

Die unkontrollierte Verbreitung von Falschinformationen oder Aufrufen zu aufwieglerischen Bestrebungen, häufig mit dem Neologismus „infodemisch“ bezeichnet, kann Diskriminierung und Vorurteile verstärken und damit die Fundamente der menschlichen Gesellschaft untergraben. Dies ist eine andere Art von Pandemie, und sie spielt sich parallel zur Ausbreitung der tatsächlichen Krankheit ab. Die UN fordern in diesem Zusammenhang zu erhöhter Wachsamkeit auf und verabschiedeten im Mai vergangenen Jahres die Initiative „Verified“ (Geprüft), um der Verbreitung unrichtiger oder böswillig falscher Informationen über COVID-19 entgegenzuwirken. Hierzu arbeitet sie mit zahlreichen Medienkanälen zusammen, um Informationen zu verbreiten, deren Korrektheit nicht nur von ihren eigenen Expertinnen und Experten, sondern auch von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Spezialistinnen und Spezialisten bestätigt wurde. Die Initiative ruft „Informationsfreiwillige“ auf der ganzen Welt dazu auf, sich zu beteiligen und aktiv verlässliche Inhalte zu teilen mit dem Ziel, ihre Familien und Gemeinschaften zu schützen und die Verbindung untereinander aufrechtzuerhalten.

Scheitert das Unterfangen, Falsch- und Desinformationen offenzulegen und ihnen entschieden entgegenzutreten, birgt dies Gefahren, die weit über einen daraus resultierenden Mangel an korrekten Informationen und Wissen hinausgehen. Dann nämlich besteht die noch viel größere Gefahr, dass bereits existierende Diskriminierungen und Vorurteile, nun gepaart mit den Ängsten vor einer Ansteckung, allseitigen Verdächtigungen Tür und Tor öffnen. Dadurch vertiefen sich die Bruchlinien in der Gesellschaft; die Menschenrechte und Menschenwürde, die allen Menschen garantiert sein sollten, werden ausgehöhlt.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Michelle Bachelet hat die Frage nach der Wahrung von Menschenrechten im Zusammenhang mit ansteckenden Krankheiten in einer Erklärung behandelt, die am 6. März 2020 veröffentlicht wurde, fünf Tage, bevor die WHO COVID-19 zur Pandemie erklärte: „Menschenwürde und Menschenrechte müssen bei diesen Bemühungen an vorderster Front und im Zentrum stehen. Sie sind kein Anhängsel.“[28]

Im Rahmen der Diskussion um die Ansätze, die bei unseren Bemühungen zur Überwindung der COVID-19-Krise unabdingbar sind, betonte die Hochkommissarin im September: „Wir haben gesehen, auf welche Weise die tief verwurzelten Ungleichheiten und Lücken in den Menschenrechten dieses Virus befördern, indem sie die Ansteckungsgefahr vergrößern und diese Bedrohung massiv steigern. Was wir jetzt brauchen, sind Anstrengungen, diese Lücken zu schließen und diese tiefen Wunden zu heilen, nicht nur in sondern auch zwischen unseren Gesellschaften.“[29]

Das strukturelle Wesen der tief verwurzelten Ungleichheiten und Lücken in den Menschenrechten, von denen die Hochkommissarin spricht, verdeckt tendenziell die Wunden, die von ihnen verursacht wurden und werden. Ich bin überzeugt, dass die COVID19-Krise bereits vorher bestehende, jedoch nur unterschwellig vorhandene diskriminierende Einstellungen ans Licht gebracht hat. Seit Verschlimmerung der Pandemie besteht ein erhöhtes Risiko, dass Menschen sich von hasserfüllten Diskursen beeinflussen lassen und sich Ziele suchen, an denen sie ihren Schmerz und ihre Frustration auslassen können. Das erfüllt uns zunehmend mit Sorge.

Ungeachtet geografischer oder beruflicher Unterschiede, ethnischer Herkunft oder religiöser Überzeugungen sind wir alle, jeder und jede einzelne von uns, dem Risiko einer COVID-19-Infektion ausgesetzt. Trotz der Tatsache, dass es sich hier ganz klar um eine Herausforderung handelt, der wir gemeinsam begegnen müssen, um sie bewältigen zu können, beobachten wir gesellschaftliche Spaltungen, die die Bedrohung weiter verschärfen. Welche Faktoren liegen dieser Entwicklung zugrunde? Was treibt sie an?

Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich auf eine Analyse zum Wesen der Diskriminierung zurückgreifen, die die amerikanische Philosophin Martha C. Nussbaum in ihrem Buch Hiding from Humanity. Disgust, Shame, and the Law (Sich vor der Menschheit verstecken. Ekel, Scham und das Gesetz) vorstellt. Ihrer Meinung nach wurzelt der Akt der Abgrenzung innerhalb einer Gesellschaft in Gefühlen des Abscheus gegenüber jenen anderen, die wir für böse halten – wir wollen uns von ihnen distanzieren. Zusammengefasst bringt sie es so auf den Punkt: Wir suchen nach Sicherheit, indem wir uns von dem vermeintlich Bösen abgrenzen und nehmen hierfür den Ekel zur Hilfe.

Obgleich Nussbaum hier auf Denkgewohnheiten abzielt, die böse Taten spezifischen Gruppen zuzuschreiben versuchen, in der Annahme, diese hätten nichts mit uns zu tun, glaube ich, dass es strukturelle Ähnlichkeiten zwischen einem solchem Denken und der Art von Aufruhr und Formen von Diskriminierungen gibt, wie sie der Ausbruch einer infektiösen Krankheit provozieren kann.

In demselben Buch stellt Nussbaum fest, dass es viele Beispiele dafür gibt, wie medizinische Begriffe wie etwa Bazillus (Bakterie) genutzt werden, um bestimmten Gruppen gegenüber Ekel zu erzeugen und so deren Verteufelung oder Unterdrückung zu rechtfertigen.[30]

Diskriminierung erwächst aus dem Gefühl, dass die Mitglieder der eigenen Gruppe die gerechtesten und wertvollsten Menschen von allen sind. Sieht sich eine Gesellschaft einer krisenhaften Situation ausgesetzt, verstärkt sich der Impuls, den Mitgliedern der eigenen Gruppe Vorrang einzuräumen. Dies vermischt sich mit Gefühlen von Abscheu gegenüber anderen und bringt die Menschen dazu, Sicherheit darin zu suchen, dass sie den Kontakt zu denjenigen abbrechen, die sie als anders wahrnehmen. 

Nussbaum warnt, dass dieses Gefühl des Abscheus „dem Gegenstand des Ekels Eigenschaften [zuschreibt], die ihn aus der eigenen Gemeinschaft oder Welt ausschließen und zu einer Art außerirdischem Ding machen.“[31] Weiter sagt sie, dass „[Ekel], wenn er zur politischen Unterdrückung und Marginalisierung wehrloser Gruppen und Menschen beiträgt, gesellschaftlich ein gefährliches Gefühl ist“.[32]

Gleichzeitig betont Nussbaum, dass Entrüstung als Gefühl für eine demokratische Gesellschaft wichtig ist und sie unterstützt: „Entrüstung hat eine konstruktive Funktion. Sie sagt: ‚Diesen Menschen ist ein Unrecht angetan worden, das ihnen nicht hätte widerfahren dürfen.‘ Damit bietet es zugleich den Anreiz, das Unrecht wiedergutzumachen.“[33] In diesem Sinne kann die Erfahrung von Unsicherheiten und Schwierigkeiten im Leben zwar durchaus ein diskriminierendes Denken intensivieren und das Risiko sich vertiefender gesellschaftlicher Spaltungen mit sich bringen. Zugleich birgt sie aber auch das Potenzial, konstruktives Handeln für den Aufbau einer Gesellschaft des kreativen Miteinanders anzuregen.

Je länger die Corona-Pandemie wütet und sich faktisch in jedem Bereich der Gesellschaft auswirkt, desto mehr Menschen stellen sich auf das Leid derer ein, deren Leben und Würde ausgeblendet werden, und fühlen sich – vielleicht sogar mit einer bisher nicht gekannten Intensität – davon betroffen. Wir müssen sorgfältig darauf achten, unser eigenes Gefühl von panischer Verzweiflung nicht in Gefühle des Abscheus gegenüber anderen münden zu lassen. Stattdessen sollten wir es unbedingt dazu nutzen, unsere Empathie für andere zu stärken und an die Schwierigkeiten und Unsicherheiten anderer zu denken, um von dort aus mit ganzem Einsatz die Solidarität mit all denen auszuweiten, die sich konstruktiv für eine Beseitigung der schwerwiegenden Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft engagieren.


Es ist nur natürlich, dass wir unser eigenes Leben als das kostbarste von allen betrachten. Diese Realität ist in dem Menschenrechtsansatz der buddhistischen Lehren beinhaltet, die von den Mitgliedern der SGI ausgeübt werden.

Da gibt es zum Beispiel folgenden Bericht aus dem Leben und den Lehren Shakyamunis: Einst gelangten der König und die Königin des alten indischen Königreichs Kosala in einem Gespräch zu der Erkenntnis, dass keiner von ihnen einen anderen Menschen mehr wertschätzte als sich selbst. Als Shakyamuni von diesem ehrlichen Eingeständnis hörte, antwortete er mit den folgenden Versen: „Nachdem man im Geiste alle Regionen durchquert hat, findet man niemanden, der einem mehr am Herzen liegt als man selbst. Gleichermaßen schätzt jeder Mensch sich selbst am meisten; wer sich daher selbst liebt, sollte anderen kein Leid zufügen.“[34]

Anders ausgedrückt: Wenn du dein eigenes Leben als wertvoll und unersetzbar betrachtest, dann sollte dir auch klar sein, dass jeder Mensch genauso empfinden muss. Indem du diese Erkenntnis zur Grundlage für deine Lebensweise machst, solltest du beschließen, stets so zu handeln, dass du anderen kein Leid zufügst.

Wie diese Anekdote zeigt, will uns der Buddhismus mit seiner Haltung zu den Menschenrechten das Gefühl, das wir uns selbst am  nächsten sind, in keinster Weise nehmen oder uns dazu anhalten, es zu unterdrücken. Im Gegenteil. Indem wir die Liebe, die wir für uns selbst empfinden, auf andere ausdehnen und uns für sie öffnen, können wir die Farben unseres Lebens neu mischen und neue Möglichkeiten finden, mit anderen und der Gesellschaft als Ganzes in Verbindung zu treten.

Das Lotos-Sutra ist eine sich immer wieder neu entfaltende Erzählung vom eindrucksvollen Wiedererstarken des menschlichen Lebens. In dem Maße, wie die Menschen einer nach dem anderen verstehen, dass alle ohne Ausnahme den höchsten Lebenszustand in sich tragen, und sich ihrer eigenen kostbaren und unersetzlichen Würde immer stärker bewusst werden, erkennen sie das Gewicht und den Wert der Würde anderer. Dies stärkt sie in ihrer gemeinsamen Entschlossenheit zum Aufbau einer Welt, in der die eigene Würde und die der anderen in vollem Glanz erstrahlen. Im Lotos-Sutra reißt Shakyamuni die Grenzen nieder, die die Menschen in der Gesellschaft voneinander trennen. Er betont, dass der höchste Lebenszustand in jedem Menschen gleichermaßen vorhanden ist, auch in Frauen, die über lange Zeit hinweg schlimmer Diskriminierung ausgesetzt waren, sowie in all denen, die böse Taten begangen hatten. Durch diese eindeutige Betonung der Würde all derer, die den unterschiedlichsten Formen von Unterdrückung und Diskriminierung ausgesetzt  waren, begibt sich das Lotos-Sutra in einen lebhaften Austausch von Stimmen, die sich gegenseitig feiern und das würdevolle Wesen  unseres Seins anerkennen. Durch dieses reichhaltige, vielfältige Wechselspiel inspirierten und selbst zur Inspiration werdenden Lebens gießt es das Prinzip der ihr innewohnenden Würde der Menschheit in eine konkrete Form.

Mit der festen Entschlossenheit, eine Gesellschaft aufzubauen, in der jede Form von Diskriminierung bekämpft wird, und um sicherzustellen, dass niemandem seine oder ihre Würde verweigert wird, arbeitet die SGI auf der Grundlage der im Lotos-Sutra enthaltenen Lehren kontinuierlich daran, die Bildung und Erziehung zum Thema Menschenwürde wie von den Vereinten Nationen gefordert voranzubringen. Zur Unterstützung der 1995 gestarteten UN-Dekade für Menschenrechtsbildung organisierte die SGI die Ausstellung „Toward a Century of Humanity: An Overview of Human Rights in Today’s World“ (Auf dem Weg zu einem Jahrhundert der Menschheit: Ein Überblick über die Menschenrechte in der heutigen Welt), die in insgesamt vierzig Städten in acht Ländern gezeigt wurde. Darüber hinaus haben wir uns seit dem Start des Weltprogramms für Menschenrechtsbildung 2005 ebenfalls aktiv für dessen Umsetzung engagiert. Zudem unterstützte die SGI 2011 in Kooperation mit anderen Organisationen die Annahme der UN-Deklaration zur Menschenrechtsbildung, einem Meilenstein unter den Instrumenten zur Umsetzung allgemeinverbindlicher Standards für Menschenrechtsbildung. Seither haben wir weitere Aktivitäten unternommen. So haben wir in Kooperation mit dem Büro des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte die Ausstellung: „Transforming Lives: The Power of Human Rights Education“ (Leben verändern: Die Kraft der Menschenrechtsbildung)[35] mitorganisiert und eine Webseite für Menschenrechtsbildung mitgestaltet.[36]

Während der Sitzung des UN-Menschenrechtsrates im vergangenen September gab die SGI im Namen der NGO-Arbeitsgruppe für Menschenrechtsbildung eine gemeinsame Erklärung zum Aktionsplan für die vierte Phase des Weltprogramms für Menschenrechtsbildung ab, die im vergangenen Januar begann und die Jugend in den Fokus rückt: „[Der Aktionsplan] bietet großartige Chancen für Menschenrechtsbildung und junge Menschen. Zwar erschwert COVID19 die Umsetzung des Plans beträchtlich, dennoch darf es keine ‚Pause‘ in der Menschenrechtsbildung geben, denn sie ist eine Kernvoraussetzung für die Verwirklichung der  Menschenrechte.“[37]

2021 jährt sich die Annahme der UN-Deklaration zu Menschenrechtsbildung und -training, die Menschenrechtsbildung zum integralen Bestandteil einer inklusiven Gesellschaft erklärt, zum zehnten Mal. Genau wie ein Kreis nicht als vollständig gelten kann, solange er nicht in allen Segmenten gezeichnet ist, bleibt das Versprechen, Menschenrechte allseitig zu respektieren, nur eine hohle Phrase und wird niemals greifbare Realität werden, solange es von sozialen Ungleichheiten und Unterschieden untergraben wird – solange  Menschen also weiterhin ausgeschlossen und marginalisiert werden.

Die Menschenrechtsbildung kann die Solidarität zwischen allen, die sich der Bedeutung der Menschenwürde bewusst sind und dafür arbeiten, diese grundlegend zu stärken und zu fördern, entscheidend voranbringen. Indem wir unsere Lebensweise immer wieder eingehend prüfen und so die Gesellschaft verändern, können wir dem unvollständigen Kreis der Menschenrechte und Menschenwürde die verloren gegangenen Segmente, die durch die strukturelle Art der Unterdrückung verschleiert worden sind, wieder hinzufügen wieder sichtbar machen.

Die SGI engagiert sich fortlaufend, um die Menschenrechtsbildung voranzubringen. Dabei richten wir den Blick auf die Vervollständigung des Kreises einer inklusiven Gesellschaft und arbeiten mit all denen zusammen, mit denen wir diese Welt teilen. Wir müssen jetzt verstärkt Anstrengungen unternehmen, um die Verbreitung von böswilliger Falschinformation einzudämmen, Diskriminierung in jeglicher Form zu beenden und die dunklen Wolken der Angst und Sorge zu zerstreuen, die die COVID-19-Krise gesät hat. Wir müssen uns der Herausforderung stellen und auf der Grundlage unserer gemeinsamen Entschlossenheit, dass die Würde keines Menschen verletzt wird, eine lebendige Kultur der Menschenrechte verankern. 

Internationale Richtlinien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten
Als nächstes möchte ich einige konkrete Vorschläge zu drei Hauptthemen machen, die für die Erschaffung einer globalen Gesellschaft des Friedens und der menschlichen Werte relevant sind.

Die erste Reihe von Vorschlägen bezieht sich auf die Stärkung einer menschenzentrierten Global Governance (Weltinnenpolitik) und die Etablierung globaler Richtlinien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

Das Welternährungsprogramm (WFP) wurde im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Organisation hilft seit Jahrzehnten Menschen, die an Hunger leiden, durch die Lieferung von Nahrungsmitteln und trägt außerdem zu einer  Verbesserung der Bedingungen für Frieden in konfliktgeprägten Regionen bei. Als sich im vergangenen Jahr die  Nahrungsmittelknappheit durch die Corona-Pandemie eklatant verschärfte, intensivierte das WFP seine Anstrengungen zur  Versorgung mit Nahrungsmitteln in der Überzeugung, dass „bis zu dem Tag, an dem wir einen medizinischen Impfstoff haben, Nahrung der beste Impfstoff gegen Chaos ist.“[38] Der Friedensnobelpreis wurde in Anerkennung dieser Initiativen und Beiträge verliehen. Ebenfalls erwähnenswert ist noch eine weitere entscheidende Rolle, die das WFP in dieser Krise gespielt hat: Als aufgrund der Pandemie zahlreiche Flüge gestrichen werden mussten, kam es zu großen Beeinträchtigungen im internationalen Transportwesen. Das WFP brachte seine logistischen Kapazitäten und Fachwissen ein und charterte Flugzeuge, um sicherzustellen, dass unverzichtbare medizinische Güter, medizinisches Personal sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in besonders betroffene Gebiete geflogen werden konnten.

Zudem hat das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) logistische Unterstützung bereitgestellt, um in Zusammenhang mit COVID-19 benötigte medizinische Güter wie Masken, Schutzkleidung und Sauerstoffgeräte sowie diagnostische Tests zu liefern. UNICEF kooperiert seit langer Zeit mit Logistikbranchen in verschiedenen Regionen und unterstützt Impfprogramme, um Kinder vor Infektionskrankheiten zu schützen. Seit Oktober letzten Jahres bereitet die Organisation etwas vor, das ihrer eigenen Einschätzung zufolge „eine der größten Massenimpfungen in der Menschheitsgeschichte“[39] werden dürfte, und legt durch Beschaffung von Spritzen und anderem benötigten Material die Grundlagen für Impfungen gegen COVID19 in verschiedenen Ländern. Darüber hinaus ist mit der Erarbeitung von Transport- und Verteilplänen begonnen worden, sodass Impfstoffe geliefert werden können, sobald sie zur Verfügung stehen. UNICEF verfügt über große Erfahrung auf dem Gebiet des Transports von Impfstoffen in temperaturkontrolllierten Umgebungen und hat die solarbetriebene Kühlung in Gebieten vorangebracht, wo keine stabile, kontinuierliche Bereitstellung von elektrischem Strom gesichert  ist. Die Expertise und das Fachwissen von UNICEF bei der Durchführung von Impfprogrammen werden beim Umgang mit dieser Krise eine entscheidende Rolle spielen.

Wenn ich über die Bedeutung der von WFP und UNICEF angeführten Initiativen nachdenke, erinnert mich dies sehr an die wichtige Rolle des globalen, dank der Aktivitäten verschiedener UN-Organisationen, dicht gewobenen Sicherheitsnetzes. Die UN haben eine ganze Reihe von Organisationen, so etwa UN Women und das UNHCR, die sich um die Bedürfnisse bestimmter  Bevölkerungsgruppen kümmern. Durch die Initiativen und Aktivitäten dieser Organisationen haben sie diejenigen, die sonst im  zurückgelassen würden, nachhaltig in den Fokus gerückt und damit die Bereitstellung internationaler Hilfen möglich gemacht.

In meinem Friedensvorschlag 2019 habe ich die Bedeutung der Förderung eines menschenzentrierten Multilateralismus als Mittel zum Schutz derjenigen betont, die unter schlimmsten Bedrohungen und Herausforderungen leiden. Es wird immer dringlicher, diesen Ansatz zur Grundlage dafür zu machen, wie die Menschheit im 21. Jahrhundert lebt.

Im vergangenen Jahr haben die UN die Initiative UN75 – eine weltweite Umfrage zur Feier ihres 75. Jahrestages – gestartet. Dies ist ein ambitionierter Vorstoß, um mittels Umfragen und Dialogen den Stimmen von Menschen überall auf der Welt Gehör zu verschaffen. Neben den über 1.000 Dialogen, die persönlich, über das Internet und die sozialen Medien geführt wurden, haben mehr als eine Million Menschen in allen Mitglieds- und Beobachterstaaten der Vereinten Nationen an einer Online-Studie teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen ganz klar auf, dass die überwältigende Mehrheit eine umfassendere weltweite Zusammenarbeit befürwortet. Teilnehmende aller Altersgruppen und Nationalitäten brachten zum Ausdruck, dass dies beim Umgang mit den aktuellen Herausforderungen unabdingbar sei und die Pandemie den Bedarf an internationaler Solidarität erhöht habe.[40]

Die Stimmen der Teilnehmenden rund um den Globus wurden in einem Bericht zusammengefasst und veröffentlicht. Hier stellvertretend eine von ihnen: 
„Das Virus hat Arbeitsplätze vernichtet und uns zwischenmenschliche Begegnungen, Bildung und Frieden weggenommen […] Studierende, die hart für ihre Ausbildung gearbeitet haben, bekommen vielleicht keinen Arbeitsplatz. Menschen, die keinen Zugang zu modernen Technologien haben, können in einer Gesellschaft, die jetzt so sehr davon abhängig ist, nicht vorankommen. Erwerbstätige, die ihre Familie ernähren, haben ihre Arbeit verloren, und es sieht nicht so aus, als würde das Leben bald in seine gewohnten Bahnen
zurückkehren. Die Menschen haben Angst vor der Zukunft, sind gestresst, ängstlich und deprimiert.“[41]

Wie der vorstehende Kommentar nahelegt, erwächst das Gefühl einer dringend notwendigen weltweiten Kooperation nicht aus irgendeiner idealisierten Vision von einer internationalen Gesellschaft, sondern aus der gelebten Wirklichkeit der Menschen, die unter Not in unterschiedlichster Form leiden. Und dieses Gefühl teilt über Ländergrenzen hinweg eine große Anzahl von Menschen.

Angesichts der Hoffnungen und Erwartungen an die UN, wie sie Menschen auf der ganzen Welt ausgedrückt haben, erinnere ich mich an die Worte des ehemaligen Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Javier Pérez de Cuéllar, der im März vergangenen Jahres im Alter von 100 Jahren verstorben ist. Geboren in Lima, der Hauptstadt Perus, nahm er 1946 als Mitglied der peruanischen Delegation an der ersten UN-Generalversammlung teil. Den größten Teil seiner Karriere verbrachte er als Botschafter und hochrangiger Amtsträger der Vereinten Nationen, bevor er 1982 zu deren Generalsekretär berufen wurde und diese Position zwei Amtszeiten von insgesamt zehn Jahren innehatte.

Wir lernten uns im August 1982 in Tokio kennen, kurz nachdem er sein Amt angetreten hatte. Danach trafen wir uns bei zahlreichen Gelegenheiten, und ich erinnere mich noch lebhaft an unsere Gespräche. Wann immer ich die Bedeutung der  zivilgesellschaftlichen Unterstützung für die Vereinten Nationen thematisierte, gestattete sich Pérez de Cuéllar – ein Mann, der für  seine nüchterne und ehrliche Art bekannt war – ein Lächeln und brachte sein klares Bekenntnis zum Auftrag der UN zum Ausdruck.

Als Generalsekretär spielte er eine entscheidende Rolle bei der Lösung einer ganzen Reihe von Konflikten. Sogar in den letzten Tagen seiner Amtszeit führte er noch Verhandlungen, um den Bürgerkrieg in El Salvador zu beenden. Sie gipfelten in einem historischen Friedensvertrag, der zu Silvester, am letzten Tag seiner Amtszeit, unterzeichnet wurde. Diese Errungenschaft sticht noch immer als wichtiger Meilenstein in der Geschichte der UN hervor.

Die unverzichtbare Rolle der Vereinten Nationen beschrieb er einmal wie folgt: 
„Die Charta und die Arbeit der Weltorganisation versprechen keine problemfreie Welt. Was sie aber versprechen, ist ein friedlicher, von Rationalität geprägter Umgang mit Problemen […] Zu den großen Gefahren, etwa durch die Verbreitung von Atom- und  konventionellen Waffen, politische Streitigkeiten, Verletzungen der Menschenrechte, herrschende Armut und die Bedrohung unserer natürlichen Umwelt, sind neue Konfliktquellen hinzugekommen. Zur Bekämpfung dieser Gefahren muss aller Reichtum, den die Welt auf dem Gebiet der politischen Intelligenz und Vorstellungskraft – und Leidenschaft – zu bieten hat, zum Einsatz kommen. Das kann nur durch kontinuierliche und systematische Anstrengungen im Rahmen der Vereinten Nationen geschehen.“[42]

Bei anderer Gelegenheit machte er deutlich, dass er sich als Leiter der UN zutiefst einem Handeln verpflichtet fühle, von dem die gesamte Menschheit profitieren werde: Die Krise, in der sich die UN damals befanden, berge kreative Möglichkeiten für Erneuerung und Reform.[43] Um den Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie und dem Klimanotstand zu begegnen, sollten wir diesen Ansatz von Javier Pérez de Cuéllar unbedingt aufnehmen und die aktuelle Krise als Chance für die Stärkung eines menschenzentrierten Multilateralismus mithilfe der UN nutzen. In diesem Sinne hat der amtierende UN-Generalsekretär António Guterres bekräftigt, dass für eine Überwindung der heutigen Unsicherheiten und Herausforderungen eine bessere Global Governance nottut.[44] Diese müssen wir kontinuierlich fördern und voranbringen.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, möchte ich ein hochrangiges Treffen bei den Vereinten Nationen (UN High-Level-Meeting) anregen, bei dem darüber diskutiert wird, wie COVID-19 zur weiteren Stärkung von Netzwerken und zur Zusammenarbeit zwischen den Regierungen der Welt genutzt werden kann. In Hinsicht auf ein mögliches Auftreten neuer Infektionskrankheiten in der Zukunft möchte ich außerdem anregen, dass ein solches Treffen genutzt werden sollte, um internationale Richtlinien zum Umgang mit Pandemien zu verabschieden.

Im vergangenen Monat fand im UN-Hauptquartier in New York eine Sondersitzung der UN-Vollversammlung zur aktuellen Pandemie statt. Der Präsident der Vollversammlung, Volkan Bozkir, formulierte in seiner Ansprache einen Gedanken, den Millionen Menschen weltweit teilen:  „Gerade in diesem Moment träumen wir alle von dem Tag, an dem diese Pandemie vorüber sein wird. Dem Tag, an dem wir ohne jede Angst wieder tief durchatmen können. Dem Tag, an dem wir unseren Kolleginnen und Kollegen wieder die Hand schütteln, unsere Familienangehörigen wieder umarmen und wieder mit unseren Freundinnen und Freunden lachen können.“[45]

Um diesen Traum Realität werden zu lassen, rief er zu einer verstärkten internationalen Kooperation unter Führung der UN auf. Nach einem Augenblick des Gedenkens an alle Opfer der Pandemie wandten sich Staats- und Regierungsoberhäupter in vorab aufgezeichneten Videobotschaften an die Versammlung, und es fanden Online-Podiumsdiskussionen mit dem Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, statt. Ich bin überzeugt, dass das Treffen auf höchster Ebene, zu dem ich aufrufe, als Fortsetzung hierzu einberufen werden kann: für die Entwicklung internationaler Richtlinien, die als Basis für einen koordinierten Ansatz im Umgang mit COVID-19 dienen können. Diese Richtlinien sollten ausreichend solide gestaltet sein, damit sie auch bei künftigen Ausbrüchen von Infektionskrankheiten zur Anwendung kommen können.

2001 verabschiedete die Sondersitzung der UN-Generalversammlung eine Verpflichtungserklärung zu HIV/AIDS, die einen Stufenplan für das weitere Vorgehen und einen Zeitplan für die Umsetzung dieser Maßnahmen enthielt, und wir haben gesehen, wie hierdurch der Kampf der einzelnen Länder gegen diese Epidemie einen kraftvollen Schub erhielt.

Ebenso lohnt es sich, einmal den internationalen Ansatz für den Umgang mit anderen Katastrophen zu betrachten. Vier Jahre nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Tohoku wurde 2015 auf der dritten UN-Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge, die in der von dem Unglück stark betroffenen Stadt Sendai stattfand, das Sendai-Rahmenwerk zur Katastrophenvorsorge 2015–2030 angenommen. Dieses Rahmenwerk enthält Leitlinien und Handlungsprioritäten zur Katastrophenvorsorge und unterstreicht ganz klar, dass es nicht nur um die Rettung von Menschenleben geht, sondern auch darum, deren Lebensunterhalt zu sichern. Darüber hinaus sind spezielle Lehren enthalten, die man aus vorangegangenen Katastrophen, unter anderem der in Tohoku, gezogen hatte. So etwa, wie wichtig es ist, die Resilienz zu stärken – die Fähigkeit von Gesellschaften, sich von ernsthaften Schocks zu erholen. Das Sendai-Rahmenwerk schreibt bis 2030 spezifische Ziele fest, unter anderem eine deutliche Reduzierung der Zahl von  Katastrophenopfern weltweit und die Begrenzung von Schäden an kritischen Infrastrukturen wie Gesundheitssystemen oder Bildungseinrichtungen. Infolgedessen haben Länder auf der ganzen Welt damit begonnen, zusammenzuarbeiten, um Prioritäten festzulegen und bewährte Verfahren auf diesem Gebiet miteinander zu teilen.

Ich halte es für äußerst dringlich, für den Kampf gegen die derzeitige Pandemie internationale Richtlinien zu etablieren, die auf den Errungenschaften des Sendai-Rahmenwerks und den bereits gelernten Lektionen und gesammelten Erfahrungen fußen.

Obwohl die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) auch die Ausrottung von übertragbaren Krankheiten wie AIDS, Tuberkulose und Malaria beinhalten, wird der Begriff „Pandemie“ nicht explizit erwähnt. In dem Bewusstsein, dass neue Infektionskrankheiten auftauchen können, sollten die internationalen Richtlinien, die ich vorschlage, eine Rangfolge von vorrangigen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung enthalten, die bis 2030 umzusetzen sind. Als Leitlinien, die mit den SDGs verbunden sind, sollten sie so integriert werden, dass sie diese Ziele stärken.

Neben einem Treffen zur Ausarbeitung solcher globalen Richtlinien möchte ich einen Jugendgipfel zum Thema „Beyond COVID-19“ (Nach COVID-19) anregen, eine Zusammenkunft, auf der junge Menschen darüber diskutieren, wie die Welt aussehen soll, in der sie nach Beendigung dieser Krise leben möchten. Vor zwei Jahren fand der UN-Jugendklimagipfel im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York statt. Er bot jungen Führungspersönlichkeiten aus der ganzen Welt eine Plattform und die Gelegenheit, sich mit der Führung der Vereinten Nationen auszutauschen, um ihre Lösungen zu Klimaproblemen einzubringen und dafür zu sorgen, dass ihre Anliegen in den politischen Entscheidungsprozessen besser zur Geltung kommen.

Ein „Nach COVID-19“-Gipfel könnte Online-Plattformen nutzen und so die Teilnahme einer sehr viel größeren Zahl junger Menschen verschiedenster Herkunft ermöglichen, so zum Beispiel auch derjenigen, die in Armut, in Konfliktgebieten oder als Geflüchtete leben. Solch ein Gipfel würde jungen Menschen die Chance eröffnen, ihre Ansichten und Hoffnungen frei und uneingeschränkt  mit Vertreterinnen und Vertretern der UN sowie Staatsoberhäuptern zu teilen.

Viele Teilnehmenden der oben erwähnten UN75-Dialoge sprachen die dringende Notwendigkeit von UN-Reformen an, die die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und die Einbeziehung von Frauen und der Jugend in die Entscheidungsfindungsprozesse der Weltorganisation stärken würden. Von den Vorschlägen, die im UN75-Bericht detailliert dargelegt werden, möchte ich insbesondere die Idee der Einrichtung eines UN-Jugendrates hervorheben, dem die Rolle zufallen soll, aus Sicht von jungen Menschen entwickelte Ideen und Vorschläge an die Führung der UN zu übermitteln.

In meinem Vorschlag für eine UN-Reform machte ich 2006 deutlich, für wie wichtig ich die Förderung des aktiven Engagements junger Menschen bei den Vereinten Nationen halte. Mit Bezug auf Archimedes erklärte ich, dass die Jugend das Potenzial der UN deutlich erweitern könnte, wenn sie „einen festen Stand“ hätte. In meinem Friedensvorschlag 2009 rief ich zur Gründung eines Büros für globale Visionen innerhalb des UN-Sekretariats auf, mithilfe dessen sich die künftige Richtung der UN festlegen und der Fokus auf diese Aufgabe richten ließe. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die UN auf akute Herausforderungen reagiert und bei ihren Bemühungen um eine Entwicklung zukunftsorientierter Handlungsstrategien auch die Stimmen und Sichtweisen von Frauen und der Jugend besser widerspiegelt.

Um dies zu erreichen, würde ein UN-Jugendrat das oben erwähnte jugendliche Engagement auf eine reguläre und nachhaltige Basis stellen. Ein Jugendgipfel, der sich entsprechend dem guten Beispiel, mit dem der Jugendklimagipfel vorangegangen ist, dem Umgang mit der COVID-19-Krise widmet, würde der Bildung eines solchen Jugendrates einen enormen Schub verleihen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die UN durch die Beteiligung der Jugend mit frischen Ideen neu belebt und damit eine UN-zentrierte Global  Governance zum Nutzen der Menschen gestärkt würde. 

Archimedes 


Der antike griechische Mathematiker und Erfinder Archimedes (ca. 287–211 v.u.Z.) ist berühmt für seine Entdeckung der Beziehung zwischen der Oberfläche und dem Volumen einer Kugel sowie für ein hydrostatisches Prinzip, das als das Archimedische Gesetz bekannt ist. Außerdem definierte er in seiner Schrift Über das Gleichgewicht ebener Flächen das Hebelgesetz. Ihm wird das Zitat zugeschrieben: „Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln.“ Dieses Zitat wird gemeinhin so verstanden, dass nichts unmöglich ist, sofern man über einen festen Stand und die passenden Mittel verfügt.


Der TPNW – ein Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte

Ein weiteres Sorgenthema ist das Verbot und die Abschaffung von Atomwaffen. Auch hierzu einige Vorschläge: 

Am 22. Januar 2021 trat der Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) in Kraft, um den die Zivilgesellschaft lange gekämpft hat. Der Vertrag enthält ein umfassendes Verbot von Atomwaffen und verbietet nicht nur ihre Entwicklung und Testung, sondern auch ihre Herstellung und Lagerung sowie ihren Einsatz oder die Drohung mit ihrem Einsatz. Gegenwärtig haben 68 Staaten den Vertrag unterzeichnet, und 52 haben ihn ratifiziert.

Den Maßstäben folgend, die die Biowaffen- und Chemiewaffenkonvention für das Verbot dieser Arten von Massenvernichtungswaffen gesetzt haben, markiert auch das Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags den Beginn einer Ära, in der ein rechtlich bindendes Instrument vertraglich festschreibt, dass die weitere Existenz von Atomwaffen auf der Erde inakzeptabel ist.

Die Hibakusha Setsuko Thurlow, die bei der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) für das Inkrafttreten des Vertrags geworben und daran mitgearbeitet hat, teilte ihre Gedanken, als sie im Oktober vergangenen Jahres hörte, dass der TPNW die dafür notwendigen Bedingungen erfüllt hätte. Für mich als jemanden, der sein Leben ebenfalls der Verwirklichung einer Welt ohne Atomwaffen gewidmet hat, waren ihre Worte zutiefst berührend:

„Dies markiert wirklich den Anfang vom Ende der Atomwaffen! Als ich erfuhr, dass wir die 50. Ratifizierung erreicht hatten, musste ich mich hinsetzen. Lange saß ich da, auf meinem Stuhl, den Kopf in die Hände gelegt, und weinte Tränen der Freude … Ich verspüre enorme Genugtuung und  Zufriedenheit, Erfüllung und Dankbarkeit. Ich weiß, dass andere Überlebende diese Gefühle teilen – egal, ob wir Überlebende von Hiroshima und Nagasaki sind, Überlebende der Atomwaffentests auf den südpazifischen Inseln, in Kasachstan, Australien oder Algerien oder Überlebende des Uranabbaus in Kanada, den Vereinigten Staaten oder dem Kongo.“[46]

Der Atomwaffenverbotsvertrag

Der Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) ist die erste rechtlich bindende, internationale Vereinbarung über ein umfassendes Verbot von Atomwaffen. Sein letztendliches Ziel ist die Abschaffung aller Atomwaffen. Der Vertrag wurde, als er am 7. Juli 2017 erstmals angenommen wurde, im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York von 122 Staaten unterzeichnet. Am 24. Oktober 2020 erreichte er die 50. Ratifizierung und damit die nötige Quote, um in Kraft treten zu können. Seither hat er noch zusätzlich Stärkung erfahren: Bis Ende Januar 2021 haben ihn weitere 86 Staaten unterzeichnet und 52 ratifiziert. Seine zwanzig Artikel enthalten Bestimmungen, die die Unterzeichnerstaaten verpflichten, Atomwaffen weder zu entwickeln, zu testen, zu produzieren, zu montieren, zu verbreiten, zu besitzen, zu lagern oder einzusetzen, noch mit ihrem Einsatz zu drohen oder eine Stationierung auf ihrem Territorium zu erlauben. Atomwaffenbesitzende Staaten können dem Vertragswerk beitreten, indem sie einen genauen Zeitplan für eine überprüfbare und unumkehrbare Vernichtung ihres Atomwaffenarsenals und die Einstellung ihrer Atomwaffenprogramme einreichen. 

Setsuko Thurlow hat recht. Während des mehr als 75 Jahre andauernden Atomzeitalters haben Menschen auf der ganzen Welt unter der Entwicklung und Testung von Atomwaffen gelitten. Wie der TPNW betont, stellt allein ihre bloße Existenz eine ernsthafte Bedrohung für die Welt dar. Die katastrophalen Konsequenzen, die sich aus ihrem Einsatz und jedem nachfolgenden atomaren Schlagabtausch ergeben würden, wären unkalkulierbar. Der irreversible Schaden, den dies unserem Planeten zufügen würde, ginge weit über die Dimension einer Massenvernichtung hinaus: In einem einzigen Augenblick würde alles ins Nichts stürzen, aufhören zu existieren – jedes einzelne, kostbare Leben, alle Gemeinschaften und gesellschaftlichen Aktivitäten, die gesamte Menschheitsgeschichte und Zivilisation – alles würde auf grausame Weise jeder Bedeutung beraubt. Wenn etwas in der Lage ist, eine solche Tragödie auszulösen, kann es nur als das absolut Böse bezeichnet werden.

Mein Mentor Josei Toda veröffentlichte 1957 als zweiter Präsident der Soka Gakkai seinen Aufruf zur Abschaffung aller Atomwaffen. Damals lagen aufgrund des Wettrüstens alle Teile der Welt innerhalb der Reichweite eines Atomwaffenschlags. Um der Denkweise, die den Besitz solcher Waffen rechtfertigt, etwas entgegenzusetzen und sie zu überwinden, erklärte er, das Ziel müsse sein, „die Klauen, die in den Tiefen solcher Waffen verborgen liegen, offenzulegen und herauszureißen“.[47] Er erklärte den Einsatz von Atomwaffen nicht einfach nur für ausnahmslos inakzeptabel, sondern ging noch weiter. Mit seiner bewusst provokativen Formulierung wollte er verdeutlichen, dass ohne Offenlegung der wahren Natur des absolut Bösen, das im Besitz von Atomwaffen liegt, der Schutz des Rechts auf Leben aller Menschen auf der Erde unmöglich sei.

Wie es in der Präambel des TPNW heißt, bildet die dringende Notwendigkeit, mit der „die Sicherheit der gesamten Menschheit“ garantiert werden muss, das Fundament des Vertrags. Der vorrangige Zweck der Vereinbarung, mit der die Norm etabliert wird, Atomwaffen unter internationalem Recht und auf umfassende Weise zu verbieten, liegt im Schutz des Rechts auf Leben für alle Menschen, mit denen wir uns diesen Planeten teilen – egal, ob die Staaten, in denen sie leben, Atomwaffenstaaten, atomwaffenabhängige Staaten oder Nichtatomwaffenstaaten sind –, und darin, das Überleben nachfolgender Generationen zu sichern. 

Die Unterstützung für den Vertrag ist stetig gewachsen: Auf der letztjährigen Sitzung des Ausschusses für Abrüstung und Internationale Sicherheit brachten, nachdem der TPNW mit der 50. Ratifizierung die nötige Anzahl für sein Inkrafttreten bereits erreicht hatte, sogar noch weitere 16 Staaten ihren Willen zum Ausdruck, ihm beizutreten.[48]

Jetzt richtet sich die Aufmerksamkeit auf das erste Treffen der Teilnehmerstaaten des TPNW, das nach den Regelungen des Vertrags innerhalb eines Jahres nach seinem Inkrafttreten abgehalten werden soll. Hier wird im nächsten Schritt breite Unterstützung für „die Sicherheit der gesamten Menschheit“ einzuwerben und die Anzahl der Staaten, die den Vertrag unterzeichnen und ratifizieren, um ein Vielfaches zu vergrößern sein. Darüber hinaus wird, da alle Staaten inklusive derer, die dem Vertrag noch nicht beigetreten sind, zu diesem Treffen herzlich eingeladen sind, ein Hauptaugenmerk auf der Frage liegen, wie man möglichst viele der atomwaffenbesitzenden und atomwaffenabhängigen Staaten dafür gewinnen kann, sich an den Beratungen zu beteiligen. Hier besteht die Herausforderung darin, genau die tragfähige Solidarität zu schaffen, die das Atomwaffenzeitalter tatsächlich beendet.

Der weiter oben erwähnte UN75-Bericht spiegelt ebenfalls eine zunehmende Unterstützung seitens der Weltöffentlichkeit für die Schaffung dieser Art von Solidarität deutlich wider. Er enthält eine Liste mit zehn Punkten, die Prioritäten für die Zukunft benennen, darunter eine weltweite Anstrengung für das Inkrafttreten des TPNW sowie ein Verbot tödlicher autonomer Waffensysteme (LAWS) wie etwa Roboterwaffen.[49] Darüber hinaus führte das Internationale Komitees des Roten Kreuzes eine  Umfrage unter den Millennials [Generation, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde] in 16 Ländern und  Territorien durch. 84 Prozent der befragten Millennials stimmten der Aussage zu, dass der Einsatz von Atomwaffen in Kriegen oder bewaffneten Konflikten „unter keinen Umständen akzeptabel“ sei. Bemerkenswerterweise fand diese Aussage auch unter Millennials aus Atomwaffenstaaten eine überwältigende Zustimmung.[50]

Als einziges Land weltweit, das in Kriegszeiten einen Atomwaffenangriff erfuhr, sollte Japan den Weg für atomwaffenabhängige Staaten ebnen, indem es bekannt gibt, dass es an dem ersten Treffen der Teilnehmerstaaten des TPNW teilzunehmen und bei den Diskussionen eine proaktive Rolle einzunehmen gedenkt. Auf dieser Grundlage sollte Japan eine frühestmögliche Ratifizierung des Vertrags ins Auge fassen. Angesichts seiner Geschichte und entsprechend dem Geist des Vertrags – das Recht auf Leben für alle Menschen zu garantieren, mit denen wir uns diesen Planeten teilen, und das Überleben künftiger Generationen zu sichern – kann dies in der Tat eine kraftvolle Botschaft in die Welt senden. Auf diese Weise kann Japan einen wichtigen Beitrag leisten und mithelfen sicherzustellen, dass die Gespräche zu konstruktiven Ergebnissen führen.

Der TPNW legt fest, dass bei den Treffen der Teilnehmerstaaten nicht nur eine Überprüfung und Diskussion des aktuellen Stands seiner Ratifizierung stattfinden, sondern außerdem auch „alle sonstigen Angelegenheiten gemäß und im Einklang mit den Bestimmungen dieses Vertrags“[51] besprochen werden können. Auf dieser Grundlage möchte ich für das erste Treffen der Teilnehmerstaaten die Veranstaltung eines Forums vorschlagen, auf dem der Zusammenhang zwischen Atomwaffen und den SDGs diskutiert wird.

Die Lösung der Atomwaffenproblematik ist nicht nur entscheidend für die Erlangung des Weltfriedens. Wie es in der Präambel des Vertrags heißt, hat dieses Problem ernsthafte Auswirkungen auf viele Bereiche, die uns Sorgen bereiten: Menschenrechte und humanitäre Angelegenheiten, Umwelt- und Entwicklungsfragen, Weltwirtschaft und Ernährungssicherheit, Gesundheit und Geschlechtergerechtigkeit. Da jeder der genannten Punkte einen wesentlichen Aspekt der SDGs darstellt, kann das Thema „Atomwaffen und Nachhaltige Entwicklungsziele“ als Problem positioniert werden, von dem alle Staaten betroffen sind, und als entscheidender Impuls dienen, möglichst viele atomwaffenbesitzende und atomwaffenabhängige Staaten in die Diskussionen der Teilnehmerstaaten einzubeziehen. 

Die nach dem Zweiten Weltkrieg fortdauernden, ernsten Spannungen des Kalten Krieges haben die Vorstellung von der Bedrohung durch Atomwaffen derart vertieft, dass selbst heute – 30 Jahre nach Beendigung des Kalten Krieges – vielfach die Tendenz besteht, sie als unveränderliche „Gegebenheit“ wahrzunehmen. Lässt sich denn wirklich selbst dann, wenn man anerkennt, dass die nationale Sicherheit für Staaten eine hohe Priorität besitzt, diese nur dadurch realisieren, dass man sich dauerhaft auf Atomwaffen  verlässt? Ich bin überzeugt, dass eine Debatte um diese Frage im Zusammenhang mit der Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele eine sehr gute Möglichkeit bieten würde, sowohl die atomwaffenbesitzenden als auch die  atomwaffenabhängigen Staaten dazu zu bringen, ihren derzeitigen diesbezüglichen Standpunkt zu überdenken.

Dies ist umso unverzichtbarer, als die Corona-Pandemie auch weiterhin nationale Gesundheitssysteme überfordert und Volkswirtschaften weltweit unter Druck setzt. Dabei zeigen Prognosen, dass eine Erholung Jahre dauern könnte. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir einen kritischen Punkt erreicht haben, an dem die Staaten ernsthaft überdenken müssen, ob es sich wirklich lohnt, in dem Bestreben, die eigenen Sicherheitsinteressen mit Hilfe des Besitzes von Atomwaffen zu verfolgen, auch weiterhin riesige Summen für Militärausgaben zu verschwenden.

In der griechischen Mythologie findet sich die Geschichte von König Midas, der eines Tages die Fähigkeit erlangte, alles, was er  anfasste, in Gold zu verwandeln. Als sein Wunsch in Erfüllung ging, stellte er allerdings fest, dass sich selbst lebensnotwendige Dinge des täglichen Bedarfs, wie Wasser und Nahrungsmittel, bei seiner Berührung in Gold verwandelten und somit nutzlos wurden. Am Ende entschloss er sich, auf diese „Gabe“ zu verzichten. Gegenwärtig müssen alle Staaten weltweit angesichts des Klimawandels und nun auch der COVID-19-Krise dringend überdenken, welche Auswirkungen Atomwaffen für die Menschen der Welt haben. Ich bin überzeugt, dass dies bei den Diskussionen über den Zusammenhang zwischen Atomwaffen und Nachhaltigen Entwicklungszielen sehr deutlich zu Tage treten wird. Dies ist wiederum unverzichtbar für unsere Bemühungen, eine Welt zu erschaffen, in der wir wirklich gerne leben wollen.

Mehr als alles andere wird die vereinte Stimme der Zivilgesellschaft als treibende Kraft für eine breitere globale Unterstützung des TPNW fungieren. In meinem Friedensvorschlag 2020 forderte ich die Teilnahme von beobachtenden Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft am ersten Treffen der Teilnehmerstaaten des TPNW. Außerdem schlug ich vor, im unmittelbaren  Anschluss an diese Zusammenkunft ein Völkerforum abzuhalten, um die Hibakusha der Welt und die Städte und Gemeinden, die den TPNW unterstützen, mit den Repräsentantinnen und Repräsentanten der Zivilgesellschaft zusammenzubringen. Beides könnte die Stimmen aus der Zivilgesellschaft verstärken, den TPNW als eine Säule der Abrüstungsbemühungen im 21. Jahrhundert positionieren und ihn als Kernpunkt etablieren, auf den sich die Energien der Menschen richten könnten, um der Menschheitsgeschichte einen neuen Verlauf zu geben.

Wird es den Ländern der Welt jetzt, da der TPNW in Kraft getreten ist, gelingen, zusammenzukommen, um die fundamentale  Bedrohung zu beseitigen, die Atomwaffen für unseren Planeten darstellen?  

An diesem historischen Scheidepunkt möchte ich das Beispiel von Joseph Rotblat (1908–2005) schildern, der lange Zeit Präsident  der Pugwash Conferences on Science and World Affairs war und dessen Lebensgeschichte uns als Leitfaden für den angestrebten Paradigmenwechsel dienen könnte. 

Rotblat gehörte zu den zahlreichen Wissenschaftlern, die während des Zweiten Weltkriegs am Manhattan-Projekt zur Entwicklung  der Atombombe in den USA beteiligt waren. Als Einziger verließ er es auf eigenen Wunsch vor Fertigstellung der Atombombe. Einige Jahre zuvor war er aus seiner Heimat Polen nach Großbritannien gezogen, um seine wissenschaftlichen Forschungen fortzusetzen. Als Nazideutschland seine Heimat besetzte, wurde er von seiner Ehefrau getrennt. Um die Teilnahme am Manhattan Projekt gebeten, verließ er Großbritannien als Mitglied der britischen Delegation und zog in die USA, obwohl ihn der Widerstreit zwischen seinem Gewissen und dem Wunsch, die Nazis daran zu hindern, selbst eine Atomwaffe zu entwickeln und einzusetzen, schier zerriss.

Auf dem Gelände der Forschungseinrichtungen in Los Alamos, New Mexico, lag sein Büro direkt neben dem von Edward Teller (1908–2003), der später als Vater der Wasserstoffbombe bekannt wurde. Eines Tages sagte ihm der für das Manhattan-Projekt verantwortliche Militärgeneral, das eigentliche Ziel ihrer Arbeit sei es, die Sowjetunion zu unterwerfen, und nicht etwa, das Wettrennen mit den Entwicklungsanstrengungen der Nazis zu gewinnen und diese so zu demoralisieren.[52]

In einem Dialog, den wir viele Jahre später miteinander führten, erinnerte sich Rotblat an den tiefen Schock, den ihm diese Enthüllung  versetzte: „Ich hatte zunehmend das Gefühl, aus den falschen Gründen in Los Alamos zu sein. Es war, als ob mir der Boden unter den Füßen weggezogen würde.“[53] Er reichte die Bitte ein, aus diesem streng geheimen Projekt entlassen zu werden, und kehrte ungeachtet vieler Versuche, ihn unter Druck zu setzen und dazu zu bewegen, seine Entscheidung zurückzuziehen, allein nach Großbritannien zurück. Tragischerweise stellte sich heraus, dass seine geliebte Frau inzwischen dem Holocaust zum Opfer gefallen war.

Als er in einer Nachrichtensendung am 6. August 1945 vom Atombombenabwurf auf Hiroshima erfuhr, beschloss er, für den Rest seines Lebens darum zu kämpfen, dass Atomwaffen niemals wieder zum Einsatz kämen. 1946 gründete er die British Atomic Scientists Association, um mit ihrer Hilfe Kampagnen gegen jedweden Einsatz von Atomwaffen zu führen. Um das öffentliche Bewusstsein für die Gefahren zu wecken, die von Atomwaffen ausgehen, beteiligte er sich an der Finanzierung einer Wanderausstellung, die die Britischen Inseln, Europa und den Nahen Osten bereiste. In seinen wissenschaftlichen Studien konzentrierte er sich nun auf den therapeutischen Nutzen von Röntgenstrahlen – seine Forschungsergebnisse sollten fortan der Rettung von Menschenleben dienen. Die Ergebnisse seiner frühen Arbeiten über das radioaktive Element Kobalt-60 helfen bis heute bei der Behandlung von bösartigen Tumoren.

1954 fand auf dem Bikini-Atoll der Test einer Wasserstoffbombe statt, der die lokale Bevölkerung und die Besatzungsmitglieder des japanischen Fischerbootes Daigo Fukuryu Maru (Glücksdrache Nr. 5) radioaktiver Strahlung aussetzte. Dies war der Anlass für ein Treffen zwischen Rotblat und dem Philosophen Bertrand Russell (1872–1970). 1955 unterzeichnete Rotblat das Russell-Einstein-Manifest, und 1957 gehörte er zu den Mitbegründern der Pugwash Conferences on Science and World Affairs, bei denen er bis zu seinem Tod im Jahr 2005 eine zentrale Rolle spielte. Er widmete dem Verbot und der Abschaffung von Atomwaffen sein gesamtes restliches Leben.

Rotblats Ansichten über die atomare Abschreckung, die er anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises 1995 an ihn und die Pugwash-Konferenzen äußerte, besitzen auch heute noch Gültigkeit:
„Atomwaffen werden als Bollwerk gegen irgendwelche unspezifischen Gefahren beibehalten. Diese Politik ist nichts anderes als eine starre Fortsetzung der Ära des Kalten Krieges. […] Wie viele Kriege sind denn noch nötig, um das Argument, Atomwaffen verhinderten Kriege, zu widerlegen?“[54]

In unserem Dialog sprachen Professor Rotblat und ich darüber, wie Atomwaffen zunächst im Namen des Kampfes gegen Nazideutschland entwickelt wurden und wie ihr Besitz und der Wettlauf um ihre Entwicklung mit stets neuen Begründungen und strategischen Erwägungen gerechtfertigt wurden. Wir kamen zu dem Schluss, dass Atomwaffen nicht etwa weiter existieren, weil das notwendig wäre, sondern dass ihre Existenz die Suche nach Argumenten zur Rechtfertigung ihrer Existenz notwendig macht.[55]

Solange Staaten mit dem Hinweis auf ihre Gefährdung durch irgendwelche „unspezifischen Bedrohungen“ weiterhin Atomwaffen besitzen, wird die akute Bedrohung, die diese Waffen für unseren Planeten darstellen, auf ewig weiter bestehen. Im  Gegensatz dazu zielt der TPNW darauf ab, „die vom Fortbestand von Atomwaffen ausgehenden Gefahren“[56] zu eliminieren und ebnet den Ländern einen Weg, auf dem sie gemeinsam vorangehen und diese Bedrohung beseitigen können.

In ihren Bemühungen zur Abschaffung der Atomwaffen feierten die Pugwash-Konferenzen mit dem Inkrafttreten des Abkommens über ein teilweises Testverbot (PTBT) 1963, dem Jahr nach der Kubakrise, ihre ersten Erfolge. Der Vertrag verbot zwar Atomexplosionen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser, nicht aber unterirdische Atomwaffentests, was wiederum drei Jahrzehnte später, 1996, zur Annahme des Umfassenden Atomteststoppvertrags (CTBT) führte, der Atomwaffentests jeglicher Art verbot.

Obgleich der CTBT erst noch in Kraft treten muss, ist er bisher von 184 Staaten unterzeichnet worden. Durch die Vorbereitungskommission der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) verfügt er über ein Überwachungssystem, das sicherstellen soll, dass nirgendwo auf der Erde eine Atomexplosion unentdeckt bleibt. Dieses System leistet einen Beitrag zur Vermeidung jener „unspezifischen Bedrohungen“, vor denen Rotblat gewarnt hatte. Außerdem trägt die CTBTO durch die Bereitstellung der Datensammlungsressourcen ihres Netzwerks aus Überwachungsstationen, das sich um den gesamten Erdball spannt, dazu bei, das Leben von Menschen weltweit zu schützen: Es ermöglicht eine frühzeitige Katastrophenwarnung und die Entdeckung von Zwischenfällen in Atomkraftwerken.

Auf ähnliche Weise startete die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) im März 2020 eine Initiative zum Einsatz nuklearmedizinischer Diagnostik, um mehr als 120 Ländern bei der Testung auf COVID-19 zu helfen.[57] Die Organisation verfügt über umfangreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet. So hat sie Ländern bereits einen breiteren Zugang zu Krebsbehandlungen ermöglicht und Schnelltests im Kampf gegen Epidemien wie Ebola und Zika zur Verfügung gestellt. Im Hinblick auf diese Initiative erklärte ihr Generaldirektor Rafael Mariano Grossi: „Die IAEO hat Menschen, die sie in Krisenzeiten um Hilfe bitten, noch nie im Stich gelassen. Und das wird auch so bleiben.“[58] In diesen Aktivitäten klingt Rotblats lebenslanges Engagement nach, dessen Forschung und Aktivismus ganz dem Schutz und der Rettung von Leben gewidmet waren.

Sollte in der Welt von heute tatsächlich Mittel zur Abschreckung benötigt werden, dann liegt diese Kraft ganz gewiss nicht in Atomwaffen. Vielmehr steckt die größte Kraft im gemeinsamen Handeln und in der solidarischen Überwindung nationaler Grenzen. Es ist diese Kraft, die gegen die miteinander verflochtenen Krisen von Klimawandel und COVID-19 und deren ökonomische Auswirkungen zum Tragen kommen muss.

Die Haltung der internationalen Gemeinschaft gegenüber biologischen und chemischen Waffen hat sich nach dem Inkrafttreten der entsprechenden Verbotsverträge entscheidend verändert. Etliche Staaten haben inzwischen deren Zerstörung in die Wege geleitet: Mehr als 90 Prozent der weltweit offiziell vorhandenen Vorräte an chemischen Waffen sind bereits vernichtet worden.[59] Nun mag sich zwar die Haltung der atomwaffenbesitzenden und atomwaffenabhängigen Staaten nicht sofort auf dieselbe Weise ändern, doch ein solcher Prozess würde dann nicht bei Null beginnen, da vergleichbare Grundlagen bereits existieren.

In den Jahren 2013 und 2014 wurden drei internationale Konferenzen zu den humanitären Folgen des Einsatzes von Atomwaffen abgehalten. Mit jedem Mal nahm die Anzahl der teilnehmenden Länder zu, darunter auch Regierungen atomwaffenabhängiger Staaten. Bei der dritten Konferenz waren es 158 Teilnehmerstaaten, darunter sogar die Vereinigten Staaten und Großbritannien.[60]

Biologische und chemische Waffen

Die 1971 verabschiedete und 1975 in Kraft getretene Biowaffenkonvention (BWC) verbietet die Entwicklung und Herstellung, den Erwerb, die Weitergabe und Lagerung sowie den Einsatz bakteriologischer Waffen und von Toxinwaffen. Der Vertrag hat derzeit 183 Unterzeichnerstaaten. Als erster Abrüstungsvertrag, durch den eine ganze Gattung von Massenvernichtungswaffen verboten wurde,
hat er seit mehr als 40 Jahren eine weitere Beschaffung biologischer Waffen erfolgreich verhindert. Die Chemiewaffenkonvention (CWC) wurde 1992 angenommen und trat 1997 in Kraft. Derzeit hat sie 193 Unterzeichnerstaaten und verbietet diesen gleichermaßen die Entwicklung und Herstellung, den Erwerb, die Lagerung, Weitergabe oder den Einsatz chemischer Waffen. Die CWC hat zudem eine strenge Regelung zur Überprüfung der Einhaltung der Bestimmungen und zur Beobachtung der Herstellung von Chemikalien eingeführt, die potenziell zu einer Herstellung chemischer Waffen genutzt werden könnten. Diese beiden Verträge sind von enormer Bedeutung, denn sie verkörpern den kollektiven internationalen Willen, biologische und chemische Waffen zu verbieten und einen internationalen Standard zu etablieren, nach dem jedes Land, das solche Waffen zum Einsatz bringt, als Schurkenstaat betrachtet wird.

Von den Ergebnissen, die auf diesen Konferenzen erarbeitet wurden, sind meiner Auffassung nach vor allem die folgenden drei von Bedeutung:

  1. Die Auswirkungen einer Atomwaffenexplosion würden nicht an nationalen Grenzen Halt machen und verheerende Langzeiteffekte in globalem Maßstab verursachen.
  2. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Staat oder ein internationales Gremium adäquat auf die von einer Atomwaffenexplosion verursachte, unmittelbare humanitäre Notfallsituation reagieren könnte.
  3. Die indirekten Auswirkungen einer Atomwaffenexplosion würden vor allem die verarmten und verletzlichsten Bereiche der Gesellschaft treffen.

Die Folgen des Klimawandels und der COVID-19-Pandemie erinnern in jedem einzelnen der genannten Punkte an jene von Atomwaffen, auch wenn sich die Bedrohungen ihrem Wesen nach voneinander unterscheiden. Die weltweit verheerenden Auswirkungen von COVID-19 sollten allen – auch den atomwaffenabhängigen und atomwaffenbesitzenden – Staaten ins Bewusstsein rufen, welch entscheidende Bedeutung einer Beseitigung der Bedrohung durch diese Waffen zukommt, die Verwüstungen unbeschreiblichen Ausmaßes zu erzeugen vermögen.

Die Beseitigung dieser ernsten Gefahr, die im Kalten Krieg entstanden ist und bis heute fortdauert, ist das Kernstück sowohl des seit 1970 gültigen Atomwaffensperrvertrags (NPT), als auch des TPNW, der im Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist. Der NPT fordert seine Unterzeichner auf, die Gefahr eines Atomkriegs[61] und die Verwüstungen, mit denen er die gesamte Menschheit überziehen würde, unter Aufbietung aller Kräfte abzuwenden. Die beiden Verträge ergänzen einander und bieten eine zweifache Grundlage, um weltweite Bemühungen in Gang zu setzen, mit deren Hilfe wir atomabhängige Sicherheitsdoktrinen überwinden können.

Ich möchte an dieser Stelle zwei Vorschläge für die im August 2021 angesetzte Überprüfungskonferenz des NPT unterbreiten: Es sollte eine Diskussion über die wahre Bedeutung von Sicherheit angesichts von Krisen wie dem Klimawandel und der Pandemie stattfinden. In Vorbereitung auf die Überprüfungskonferenz 2025 sollte das Abschlussdokument eine Verpflichtung zum Verzicht auf den Einsatz von Atomwaffen sowie eine Verpflichtung zum Einfrieren sämtlicher Anstrengungen zur Entwicklung von Atomwaffen enthalten.

Die Überprüfungskonferenz, die ursprünglich für 2020 geplant war, musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Wenn sie dann stattfindet, möchte ich den Teilnehmenden ans Herz legen, darüber nachzudenken, wie sehr sich die Menschen weltweit im Verlauf des letzten Jahres nach Unversehrtheit und Sicherheit gesehnt haben, und ernsthaft zu prüfen, ob sich der fortdauernde Besitz und die weitere Entwicklung von Atomwaffen als „Bollwerk gegen irgendwelche unspezifischen Bedrohungen“ mit dem Geist des NPT vereinbaren lässt.

Vor dem Hintergrund des eskalierenden Kalten Krieges lief in den Vereinigten Staaten 1958 ein geheimes Projekt: Auf der Oberfläche des Mondes sollte eine thermonukleare Bombe detonieren. Diese sollte einen intensiven Lichtblitz erzeugen, der von der Erde aus deutlich zu sehen gewesen wäre, und so der Sowjetunion die Überlegenheit der militärischen Macht der Vereinigten Staaten demonstrieren. Glücklicherweise wurde das Projekt alsbald abgebrochen, und der Mond blieb verschont.[62] Zur selben Zeit, als die USA versuchten, auch den Mond zur nuklearen Abschreckung zu nutzen, arbeiteten die USA und die Sowjetunion auf der Erde gemeinsam an der Entwicklung und Verbreitung eines Impfstoffes zur Eindämmung der Polio-Epidemie.

Die Welt wird wohl Jahre brauchen, um sich von den Schäden zu erholen, die die Corona-Pandemie verursacht hat. Angesichts dieser Situation sollten die Regierungen daher die Lehren aus dieser Geschichte ziehen und sich ernsthaft die Frage stellen, ob eine weitere Modernisierung ihrer Atomwaffenarsenale wirklich sinnvoll ist. Auf der Überprüfungskonferenz des NPT im August 2021 sollten die Staaten (auf der Grundlage ihrer Verpflichtung zum Nichteinsatz von Atomwaffen und zum Einfrieren der Atomwaffenentwicklung) unbedingt vertrauensvolle multilaterale Verhandlungen über eine frühestmögliche atomare Abrüstung aufnehmen und damit ihren Abrüstungsverpflichtungen nach Artikel VI des NPT nachkommen. Solche Aktivitäten werden sicherstellen, dass vor der nächsten Überprüfungskonferenz 2025 wesentliche Fortschritte erzielt werden.

Sobald ein atomwaffenbesitzender Staat einwilligt, einen Plan zur Vernichtung und Abwicklung seines Atomwaffenprogramms einzureichen, darf er laut TPNW Teilnehmerstaat werden.[63] Die oben beschriebenen Schritte im Rahmen des NPT – mithin die Aufnahme multilateraler Verhandlungen über atomare Abrüstung, gestärkt wiederum durch Verpflichtungen zum Nichteinsatz von Atomwaffen und zum Einfrieren aller Entwicklungsbemühungen für neue Atomwaffen – würden eine solche Teilnahme atomwaffenabhängiger und atomwaffenbesitzender Staaten am TPNW erleichtern. Ich fordere dazu auf, diese beiden Verträge so umzusetzen und miteinander zu verbinden, dass wir das Atomzeitalter beenden können.

Wiederaufbau des Lebens in einer Welt nach COVID-19

Meine nächsten Vorschläge betreffen den Wiederaufbau von Volkswirtschaften und die Sicherung des Lebensunterhalts von Menschen, die durch COVID-19 in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ausgelöst von Faktoren wie Währungsinstabilität, schwankenden Energiepreisen und Finanzkrisen, wurde die Weltwirtschaft immer wieder von tiefen Rezessionen heimgesucht. Die Auswirkungen der aktuellen Pandemie übertreffen jedoch die von solchen Ereignissen verursachten Schäden bei weitem. Nach Aussagen der Weltbank ist die Weltwirtschaft seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch nie so stark eingebrochen wie heute.[64] Unternehmen in den meisten Branchen verzeichnen deutliche Umsatzrückgänge, was zu Massenentlassungen und deutlichen Verlusten bei den Haushaltseinkommen führt.

Die aktuelle ökonomische Krise ist derart tiefgreifend, dass laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) infolge der Corona-Pandemie 1,6 Milliarden Menschen – nahezu die Hälfte der weltweit verfügbaren Arbeitskräfte – „unter einer massiven Bedrohung ihrer Lebensgrundlage leiden“.[65] In Reaktion darauf haben einige Regierungen Notfallmaßnahmen eingeleitet, darunter Bargeldzahlungen, um Einkommensverluste auszugleichen und die Folgen für ihre Bevölkerung abzufedern. Auf dem letzten Gipfel der Arbeitsminister- und ministerinnen der G20-Staaten im September vergangenen Jahres brachten die Teilnehmenden die Auffassung zum Ausdruck, dass die Pandemie „den Bedarf an starken sozialen Sicherungssystemen zur Unterstützung aller Erwerbstätigen und ihrer Familien verstärkt“[66] hat.

Ein soziales Sicherungssystem ist ein Portfolio von Eingriffsmöglichkeiten, das Menschen im Fall des Eintretens gesundheitlicher Probleme, Verlust des Arbeitsplatzes oder anderer unvorhergesehener Ereignisse ein Leben lang soziale Unterstützung bietet. Das Recht auf soziale Sicherheit ist in zahlreichen Dokumenten, wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, verankert.[67] In Reaktion auf die globale Finanzkrise 2008, die für viele Menschen Folgen in den Bereichen Beschäftigung, Gesundheitsvorsorge und Bildung hatte, starteten die UN 2009 die Initiative für sozialen Basisschutz (Social Protection Floor Initiative), um die Lebensgrundlagen der Menschen zu stützen. In meinem Friedensvorschlag 2013 habe ich mich für diese Initiative stark gemacht und nachdrücklich betont, wie gering die Aussichten insbesondere von jungen Menschen waren, einen Arbeitsplatz zu finden. Es war schon immer meine feste Überzeugung, dass eine Gesellschaft, die jungen Menschen keinerlei Hoffnung schenkt, nicht erwarten kann, Nachhaltigkeit oder eine Kultur der Menschenrechte aufzubauen. Da zum damaligen Zeitpunkt in den UN gerade über die SDGs diskutiert wurde, schlug ich vor, dort das Ziel einzubinden, in allen Ländern eine soziale Grundsicherung einzuführen, die den unter extremer Armut Leidenden ihre Würde wiedergibt.

Entsprechende Inhalte fanden zwar Eingang in die Nachhaltigen Entwicklungsziele[68], doch die wirtschaftlichen Erschütterungen durch COVID-19, die sogar noch größer sind als die Auswirkungen der Finanzkrise 2008–2009, haben in ihrem Ausmaß viele Millionen Menschen in finanzielle Not gestürzt, darunter auch unzählige, die vorher eine stabile Lebensgrundlage besaßen. Dies hat verdeutlicht, mit welcher Dringlichkeit der Zugang zu sozialen Sicherungssystemen zu stärken ist – ein Ziel, das auch von den 37 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstützt wird.[69]

Die politische Erklärung der OECD mit dem Titel „Supporting livelihoods during the COVID-19 crisis: Closing the gaps in safety nets“ (Unterstützung des Lebensunterhalts während der COVID-19-Krise: Lücken in Sicherheitsnetzen schließen), die im Mai vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, hebt hervor, dass diese anhaltende Notlage Erwerbstätige dazu zwingt, auf ihre Ersparnisse zurückzugreifen und so ihr Wohlergehen in Gegenwart und Zukunft zu gefährden. Weiterhin heißt es dort:

„Das beispiellose Ausmaß der Krise bedeutet, dass es sich hierbei nicht um eine kurzfristige Herausforderung handelt. Im Gegenteil, es bedarf nachhaltiger politischer Bemühungen über die kommenden Monate, wenn nicht gar Jahre. Dabei ist sorgfältig zu überlegen, wie Hilfsprogramme möglichst effizient und nachhaltig gestaltet werden können.“[70]

Initiative für sozialen Basisschutz

Nach der globalen Finanzkrise starteten die UN 2009 die Initiative für sozialen Basisschutz (SPF-I). Vorangetrieben von einer Koalition aus Agenturen und Entwicklungspartnern der UN besteht sie aus einer Reihe an sozialpolitischen Maßnahmen mit dem Ziel, einen universellen Zugang zu grundlegender sozialer Absicherung zu garantieren, die durch öffentliche Institutionen und Institutionen der Zivilgesellschaft angeboten werden soll. Unter Berücksichtigung der speziellen Bedingungen und des jeweiligen Entwicklungsniveaus wird den Ländern Unterstützung bei der Umsetzung und dem Aufbau grundlegender Systeme zur sozialen Absicherung der Bevölkerung bereitgestellt. Dies soll den Menschen ein sicheres Einkommen und den Zugang zu lebensnotwendiger Gesundheitsversorgung bieten und so zur Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) beitragen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass trotz der bedeutenden Fortschritte, die durch die Zusammenarbeit mit Nationalregierungen erzielt wurden, und unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie 4 Milliarden Menschen (55% der Weltbevölkerung) über keinerlei soziale Absicherung verfügen. 

1948 wurde der Vorläufer der OECD ins Leben gerufen, um die Umsetzung des Marshall-Plans zu überwachen, eines US-amerikanischen Hilfsprogramms für die vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Länder Westeuropas. Heute gilt die OECD als weltgrößter politischer Thinktank. Sie führt Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt zusammen, um – unter anderem mithilfe von unabhängigen Gutachten nationaler politischer Prozesse – die internationalen Standards zu optimieren.[71] In jüngster Zeit achtet die Organisation verstärkt darauf, dass ihre Politikvorschläge auch umgesetzt werden, und hat damit begonnen, sich als „Think and do tank“ zu positionieren, als Gremium also, das nicht nur denkt, sondern auch handelt.[72]

In diesem Sinne hoffe ich, dass die Mitglieder der OECD bei den Bemühungen, jene Nachhaltigen Entwicklungsziele umzusetzen, die mit der Sicherstellung allgemeiner Maßnahmen zur sozialen Grundsicherung in Zusammenhang stehen, die Führung übernehmen. Initiative für sozialen Basisschutz Nach der globalen Finanzkrise starteten die UN 2009 die Initiative für sozialen Basisschutz (SPF-I). Vorangetrieben von einer Koalition aus Agenturen und Entwicklungspartnern der UN besteht sie aus einer Reihe an sozialpolitischen Maßnahmen mit dem Ziel, einen universellen Zugang zu grundlegender sozialer Absicherung zu garantieren, die durch öffentliche Institutionen und Institutionen der Zivilgesellschaft angeboten werden soll. Unter Berücksichtigung der speziellen Bedingungen und des jeweiligen Entwicklungsniveaus wird den Ländern Unterstützung bei der Umsetzung und dem Aufbau grundlegender Systeme zur sozialen Absicherung der Bevölkerung bereitgestellt. Dies soll den Menschen ein sicheres Einkommen und den Zugang zu lebensnotwendiger Gesundheitsversorgung bieten und so zur Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) beitragen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass trotz der bedeutenden Fortschritte, die durch die Zusammenarbeit mit Nationalregierungen erzielt wurden, und unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie 4 Milliarden Menschen (55% der Weltbevölkerung) über keinerlei soziale Absicherung verfügen. Ebenso hoffe ich, dass sie zusammenarbeiten werden, um globale Politikstandards für den Wiederaufbau von durch die COVID19-Krise betroffenen Volkswirtschaften und die Wiederherstellung verlorengegangener Lebensgrundlagen zu entwickeln und zu verankern. Zum Beispiel könnten sie einerseits die Entwicklung neuer Industriezweige und die Schaffung von Arbeitsplätzen durch einen schnellen Wandel hin zu einer Green Economy fördern, andererseits auch auf eine drastische Kürzung von Militärausgaben und die Umleitung dieser Ressourcen in die Stärkung sozialer Sicherungssysteme hinarbeiten.

Zudem kommt den Mitgliedern der OECD eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung ambitionierter politischer Ziele zu, die die gesellschaftliche Resilienz verbessern. Dazu könnte der Aufbau regionaler Nachhaltigkeit durch angemessene Reaktionen auf die Klimakrise gehören, die Katastrophenvorsorge und der Umweltschutz, die Stärkung der Gesundheitssysteme und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in allen Pflege- und Betreuungsberufen. Ich benenne diese einander überlagernden Politikfelder, weil unsere heutige Zeit es dringend erforderlich macht, einen umfassenden Multi-Gefahren-Ansatz (Multi-Hazard-Approach) für den Umgang mit Bedrohungen und Herausforderungen zu entwickeln, der gegen viele Gefahren gleichzeitig wirksam ist. Hierfür müssen wir ein klares Verständnis über systemische Risiken entwickeln, wie es das UN-Büro für Katastrophenvorsorge propagiert.[73]

Der Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen im September vergangenen Jahres hat bestätigt, dass neue Formen ansteckender Krankheiten zu erwarten sind, falls die Klimaerwärmung weiterhin ungebremst voranschreitet und die Ökosysteme weltweit entsprechend gefährdet werden.[74] Mit einem Multi-Gefahren-Ansatz können wir diese Spirale aus negativen Ursachen und Konsequenzen in etwas Positives umwandeln. So können etwa Bemühungen zur Verlangsamung des Klimawandels bessere Schutzmaßnahmen gegen neue Infektionskrankheiten hervorbringen, was wiederum die Katastrophenresilienz stärken würde. Ähnlich können verbesserte Maßnahmen zum Katastrophenschutz und zur Risikominderung in Verbindung mit einem gestärkten Umweltschutz helfen, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Dies sind nur einige Beispiele für die dringend notwendigen Anstrengungen, die wir unternehmen müssen, um die vielen Probleme, die sich angesammelt haben, in eine Kaskade positiver Veränderungen umzuwandeln. 

Wir müssen der Ausweitung der sozialen Sicherungssysteme und dem Aufbau multidimensionaler Resilienz oberste Priorität einräumen, um die Volkswirtschaften und die Lebensgrundlage der Menschen in einer Welt nach Corona wieder aufzubauen. Die Länder sollten miteinander zusammenarbeiten und eine globale Gesellschaft bilden, in der jeder Mensch sicher und beruhigt leben kann.

Anstatt jede Krisensituation isoliert zu betrachten und anzugehen, böte gemeinsames Handeln eine Plattform, von der aus neue Zukunftschancen für alle entwickelt werden könnten. In seiner Rede auf dem Biodiversitätsgipfel nannte UN-Generalsekretär Guterres folgende Prioritäten: „Zuerst müssen in die Heilung von COVID-19 und weitergehende Entwicklungspläne naturnahe Lösungen eingebettet sein. Die Erhaltung der weltweiten Biodiversität kann die Arbeitsplätze schaffen und das Wirtschaftswachstum erzeugen, was wir heute so dringend brauchen. Das Weltwirtschaftsforum signalisiert, dass neue, ökologisch ausgerichtete Geschäftsmodelle bis 2030 etwa 191 Millionen Arbeitsplätze generieren könnten. Allein die Große Grüne Mauer in Afrika hat 335.000 Jobs geschaffen.“[75]

Die Große Grüne Mauer (GGW) ist ein panafrikanisches Projekt zur Schaffung eines rund 15 Kilometer breiten und etwa 8.000 Kilometer langen Vegetationsgürtels durch die gesamte Sahelzone am südlichen Rand der Sahara. Dazu gehören eine Neubepflanzung mit endemischen Pflanzenarten und eine dazwischen eingestreute Kultivierung landwirtschaftlicher Parzellen. 2007 von der Afrikanischen Union ins Leben gerufen, hat diese Initiative bisher 20 Millionen Hektar Ödland erfolgreich renaturiert.[76] Zu den wesentlichen Ergebnissen der Bewegung gehören die Schaffung grüner Arbeitsplätze in Bereichen wie Baumpflanzung und Landwirtschaft, die Reduzierung der anhaltenden Ernährungsunsicherheit aufgrund von Wüstenbildung und Versteppung sowie die Stabilisierung der Gesundheits- und Lebensbedingungen.[77] Das Projekt, das 15 der 17 SDGs unterstützt,[78] soll nicht nur die Resilienz in der Sahelzone verbessern, sondern auch in eine wirtschaftliche Entwicklungsinitiative münden, von der alle Menschen in der Region profitieren.

In einer gemeinsamen Mission von wahrhaft epischen Ausmaßen – bis 2030 mit einer geplanten Fläche von 100 Millionen Hektar das größte lebendige Gebilde auf der Erde zu erschaffen – haben die an dem Projekt beteiligten afrikanischen Staaten ihre Bemühungen intensiviert, die folgenden miteinander verknüpften Ziele zu erreichen: wirtschaftliche Erholung in einer Welt nach Corona, Umsetzung der SDGs und Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Dieses gigantische Vorhaben wird getragen von der festen Überzeugung, dass die Arbeit mit der Natur es selbst an so schwierigen Orten wie dem Sahel möglich macht, Schwierigkeiten zu überwinden und für die Zukunft eine bessere Welt zu bauen.

Die OECD-Staaten und andere könnten sich bei der Bewältigung der Corona-Krise in gleichermaßen ambitionierten Projekten engagieren. Prognosen des Weltwirtschaftsforums zufolge könnten durch Geschäftsmöglichkeiten, die sich aus dem Übergang zu naturnahen, sozio-ökonomischen Systemen ergeben, bis 2030 etwa 400 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Diese Zahl beinhaltet allein 191 Millionen Arbeitsplätze, die in Bereichen wie Ernährung und Bodennutzung sowie in Übergangsbereichen wie dem Aufbau ressourcenschonender Infrastrukturen und der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien geschaffen werden könnten.[79] Es wäre eine höchst positive Entwicklung, wenn die Mitglieder der OECD ihre Kooperation mit so wichtigen Partnern wie Brasilien, China, Indien, Indonesien und Südafrika fortsetzen, intensivieren und Anstrengungen unternehmen würden, um die Weltwirtschaft wieder aufzubauen und ein sicheres Leben für alle zu garantieren.

Die Corona-Pandemie stellt die im vergangenen Jahr eingeläutete UN-Aktionsdekade zur Umsetzung der SDGs vor große Probleme. Dennoch bin ich überzeugt, dass die Menschheit die Fähigkeit besitzt, Herausforderungen in eine Energie zu transformieren, mit der positive Werte geschaffen werden können. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür bieten die Völker Afrikas, die in vereinter, kontinuierlicher  Arbeit den Aufwand betreiben, erodiertes und verstepptes Land neu zu bepflanzen und die Erde mit einem gigantischen Streifen neuen Grüns zu beschenken.

Soka bedeutet „Werte schaffen“. Der Begriff verkörpert unser Engagement als Soka Gakkai für den Aufbau einer Gesellschaft, deren Leitprinzip die Verwirklichung des Glücks für sich und für andere ist, indem Menschen das ihnen innewohnende Potenzial, Werte zu schaffen, voll zur Geltung bringen.

Als der erste Präsident der Soka Gakkai Tsunesaburo Makiguchi (1871–1944) das dynamische Wesen des Werteschaffens beschrieb, verglich er es mit einer „Lotosblüte in schlammigem Wasser“, einem Bild aus dem Lotos-Sutra.[80] Die Lotosblume erblüht herrlich duftend und in voller Schönheit, unbeeinträchtigt von dem schlammigen Wasser, aus dem sie ihre Nahrung zieht. Es zeigt, dass wir uns, wie tief das Chaos und die Verwirrung auch sein mögen, nicht unterkriegen zu lassen brauchen, sondern wir uns selbst stets treu bleiben können. Die dem Leben innewohnende unbegrenzte Kraft Werte zu schaffen versetzt uns alle, jeden und jede Einzelne, in die Lage, unsere Lebensumstände zu nutzen, um unsere Lebensaufgabe zu erfüllen und so den Menschen um uns herum Hoffnung und ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Der japanische Begriff soka entstand 1930 aus einem Dialog zwischen Mentor und Schüler – Tsunesaburo Makiguchi und Josei Toda. Seit ihren Anfängen unter der Führung dieser beiden Gründer hat sich die Soka Gakkai zu einer populären Volksbewegung entwickelt, die sich dem eigenen Glück und dem der anderen verschrieben hat und inzwischen in 192 Ländern und Regionen verbreitet ist. 2030, das Zieljahr der UN-Aktionsdekade zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele, fällt mit unserem hundertsten Gründungsjubiläum zusammen. Aus dem Netzwerk der bis heute von uns geknüpften kooperativen Beziehungen schöpfend, haben wir uns als Teil der Zivilgesellschaft voll und ganz dem Ziel verschrieben, gemeinsam mit gleichgesinnten Menschen und Organisationen auf das Jahr 2030 hinzuarbeiten, die SDGs schnellstmöglich zu erreichen und eine globale Gesellschaft des Friedens und der menschlichen Werte zu verwirklichen. 

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[1] WHO, „WHO Coronavirus Disease (COVID-19) Dashboard“.

[2] Siehe UNDRR, Human Cost of Disasters, S. 6.

[3] Fernsehansprache der deutschen Bundeskanzlerin, 18. März 2020.

[4] Siehe Soka Gakkai, „Soka Institute to Plant One Amazonian Tree for Each Brazilian COVID-19 Victim“.

[5] Siehe UN Women, „The Shadow Pandemic“.

[6] Siehe Kerkhove, „WHO Emergency Press Conference“, S. 6.

[7] UN News Centre, „Our ‚New Normal’ Requires Human Contact“.

[8] Guterres, „The World of Work“.

[9] UNICEF, „FACT SHEET: Lack of Handwashing with Soap“.

[10] Siehe Eliade, Geschichte der religiösen Ideen, Bd. 2, S. 86.

[11] Nichiren, The Writings of Nichiren Daishonin, Bd. 2, S. 920.

[12] Ebd., Bd. 2, S. 768 f.

[13] Die Schriften Nichiren Daishonins, Bd. 1, S. 666.

[14] Toda, Toda Josei zenshu, Bd. 3, S. 290.

[15] UNDRR, „Biggest Risk Driver of All“.

[16] Toynbee, Menschheit – woher und wohin? Plädoyer für den Weltstaat, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1969, S. 7.

[17] WHO, „COVID-19 Response“, S. 3.

[18] Gavi, „Japan Pledges US$ 130 Million“.

[19] Global Fund, The Global Fund Results Report 2020, S. 11.

[20] Siehe Kaul, „Governing Global Public Goods“, S. 299 f.

[21] WHO, „WHO and Partners Call for Urgent Investment in Nurses“.

[22] UNHCR, „Refugee Tailors Switch to Making Face Masks and Protective Gear“.

[23] Ebd.

[24] Siehe Ghebreyesus, „WHO Director-General’s Opening Remarks“.

[25] WHO, „Africa Eradicates Wild Poliovirus“.

[26] Lown, Prescription for Survival, S. 71 f.

[27] Toynbee, Kultur am Scheidewege, Wien/Zürich 1949, S. 221.

[28] OHCHR, „Coronavirus: Human Rights Need to be Front and Centre“.

[29] Bachelet, „Leadership Dialogue Series“.

[30] Siehe Nussbaum, Hiding from Humanity, Princeton 2004, S. 110.

[31] Ebd., S. 166.

[32] Ebd., S. 171.

[33] Ebd., S. 105.

[34] Bodhi, The Connected Discourses of the Buddha, S. 171.

[35] Siehe SGI, „Transforming Lives: The Power of Human Rights Education“.

[36] Siehe Human Rights Education, „Transforming Lives“.

[37] NGO Arbeitsgruppe für Menschenrechtsbildung, „The Implementation of the Plan of Action and COVID-19“.

[38] Nobelpreis, „The Nobel Peace Prize for 2020“.

[39] UNICEF, „UNICEF to Stockpile over Half a Billion Syringes“.

[40] UN, The Future We Want, S. 8.

[41] Ebd., S. 41.

[42] UN Generalversammlung, „Report of the Secretary-General on the Work of the Organization“, S. 27 f.

[43] Siehe UN Generalversammlung, „Provisional Verbatim Record of the Thirty-Third Meeting“, S. 7.

[44] Siehe Guterres, „Address to the Opening of the General Debate“.

[45] Bozkir, „31st United Nations General Assembly Special Session“.

[46] Thurlow, „The TPNW—A Game Changer in Nuclear Disarmament“.

[47] Toda, „Aufruf zur Abschaffung von Atomwaffen“. Siehe Ikeda und Rotblat, Auf der Suche nach der Menschlichkeit, S. 215 f.

[48] Siehe ICAN, „First Committee Reaffirms Support for the Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons“.

[49] Siehe UN, The Future We Want, S. 126 f.

[50] Siehe ICRC, Millennials on War, S. 15.

[51] UN Generalversammlung, „Atomwaffenverbotsvertrag“, Artikel 8.

[52] Siehe Ikeda und Rotblat, Auf der Suche nach der Menschlichkeit, S. 92.

[53] Ebd., S. 92 f.

[54] Rotblat, „Erinnert euch eures Menschseins“, zitiert aus Ikeda und Rotblat, Auf der Suche nach der Menschlichkeit, S. 229 f.

[55] Siehe Ikeda und Rotblat, Auf der Suche nach der Menschlichkeit, S. 63.

[56] UN Generalversammlung, „Atomwaffenverbotsvertrag“, Präambel.

[57] Siehe IAEA, „IAEA Assistance for the Rapid Detection and Management of COVID-19“.

[58] IAEA, „IAEA Project to Help Countries Combat COVID-19“.

[59] OPCW, „OPCW by the Numbers“.

[60] Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, Vienna Conference, S. 2.

[61] UN Generalversammlung, „Atomwaffensperrvertrag (NPT) “.

[62] Rauf, „Looking Back”.

[63] Siehe UN Generalversammlung, „Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons“, Artikel 4.

[64] Siehe Weltbank, Global Economic Prospects, S. 149.

[65] ILO, „ILO: As Job Losses Escalate“.

[66] MHLW, „G20 Labour and Employment Ministers“, S. 2.

[67] Siehe UN, „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, Artikel 22.

[68] Siehe UN Generalversammlung, „Resolution Adopted by the General Assembly on 25 September 2015“.

[69] Siehe OECD, „Supporting Livelihoods during the COVID-19 Crisis“.

[70] Ebd.

[71] OECD, „The OECD’s Peer Review Process“.

[72] De Meyer, „L’OCDE, le ‚think and do‘ tank de Paris“.

[73] UNDRR, „Biggest Risk Driver of All“.

[74] Siehe UN Generalversammlung, „United Nations Summit on Biodiversity“.

[75] Guterres, „Remarks to United Nations Biodiversity Summit“.

[76] Rural 21, „The Great Green Wall Implementation Status“.

[77] Siehe UNCCD, „The Great Green Wall Initiative“.

[78] Great Green Wall, „2030 Ambition“.

[79] Siehe Weltwirtschaftsforum, New Nature Economy Report II, S. 11.

[80] Makiguchi, Makiguchi Tsunesaburo zenshu, Bd. 10, S. 22.