Daisaku Ikeda 26.01.2022

Die Geschichte der Menschheit verändern: Das Licht von Frieden und Menschenwürde Friedensvorschlag 2022

© 2022 SGI-Deutschland e.V.

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© Daisaku Ikeda
Englische Übersetzung © Soka Gakkai
Deutsche Übersetzung © Soka Gakkai International-Deutschland e. V.
Aus dem Englischen übersetzt von Judith Elze, Katrin Harlaß



Inhalt


Das soziale Gefüge umgestalten

Ein globales Solidaritätsbewusstsein

Eine Wirtschaft, die Hoffnung und Würde bietet

Eine UN-zentrierte Anstrengung zur Bewältigung der Klimakrise

Ein gesundes Lernumfeld für Kinder

Abschaffung der Atomwaffen: Der Schlüssel zu einer nachhaltigen globalen Zukunft

Unsere gemeinsame Verantwortung für die Zukunft

Bibliografie

Auch kurz vor dem zweiten Jahrestag der offiziellen Ausrufung der Corona-Pandemie tauchen immer neue Virusvarianten auf, die weitere Infektionswellen auslösen und in vielen Ländern schwierige Bedingungen schaffen. Es ist erschütternd zu sehen, wie viele Menschen weltweit ohne Trost und Unterstützung mit dem Verlust von Gesundheit, Lebensunterhalt und Lebenssinn zurechtkommen müssen oder den Tod von Familienmitgliedern oder Freunden zu beklagen haben.

Das tägliche Leben geht ohne klare Zukunftsperspektive weiter, und die Auswirkungen der Pandemie werden sicherlich noch lange anhalten. Es ist sogar behauptet worden, dass die Geschichte in eine Zeit vor und eine Zeit nach COVID unterteilt werden würde. Nun ist es zwar unbestreitbar, dass die Pandemie eine noch nie dagewesene Bedrohung darstellt, aber wenn wir die Ereignisse und Trends betrachten, die historische Perioden kennzeichnen, ist ebenso klar, dass sie am Ende nicht nur eine Geschichte verheerender Verluste sein darf. Ich sage dies, weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir – und nicht ein Virus – uns als Schlüsselfaktor erweisen werden, der den Lauf der Geschichte bestimmt.

Die Menschen sind verwirrt und ratlos angesichts immer neuer, bislang unvorstellbarer Zustände. Insofern ist ihre Neigung, sich auf das Negative zu konzentrieren, nur natürlich. Umso entscheidender ist es, dass wir in den positiven Maßnahmen, die zur Bewältigung der Krise ergriffen werden, Quellen der Hoffnung finden und uns bemühen, diese Maßnahmen zu unterstützen und auszubauen.

Tsunesaburo Makiguchi (1871–1944), der Gründungspräsident der Soka Gakkai, formulierte im November 1942 – inmitten der tiefen Krise des Zweiten Weltkriegs – die folgenden Gedanken, die als Schlüssel dienen sollten, um den undurchdringlichen Sumpf und die Unruhen jener Zeit zu überwinden. Wir müssten, so meinte er, einerseits die Art von „Nahperspektive“ vermeiden, durch die wir so sehr mit den unmittelbaren Realitäten beschäftigt sind, dass wir alles andere ignorieren, andererseits aber auch die Art von  „Fernperspektive“, die sich in hohlen Phrasen äußert und nicht in Maßnahmen zur Veränderung der Realität mündet. Stattdessen forderte er die Gesellschaft auf, eine „ausgewogene, klarsichtige Perspektive“ einzunehmen, bei der die Menschen aus ihren gegenwärtigen Umständen heraus handeln, mit einem festen Sinn dafür, für wen und wofür sie tätig sind.[1] Herr Makiguchi argumentierte, diese Art einer ausgewogenen, klarsichtigen Perspektive sei auch im täglichen Leben notwendig, und diese einzunehmen erfordere weder besonderes Wissen und Verständnis noch einzigartige Fähigkeiten.

Ich glaube, dass viele Menschen durch unsere gegenwärtigen Erfahrungen mit diesem globalen Strudel aus Störungen und Verschiebungen, wie sie durch die Pandemie verursacht wurden, zu folgenden Erkenntnissen gelangt sind:

  • Dass unser Leben ohne die Unterstützung vieler anderer und das reibungslose Funktionieren der Gesellschaft nicht möglich ist und dass die tieferen Freuden des Lebens durch unsere Verbindungen mit anderen verwirklicht werden.
  • Dass die Probleme der Welt eng miteinander verbunden sind und dass Bedrohungen und Herausforderungen, die Menschen an weit entfernten Orten betreffen, schnell ihren Weg in unsere lokalen Gemeinschaften finden.
  • Dass die Trauer über den plötzlichen Verlust von Familienmitgliedern oder darüber, von Dingen, die dem Leben einen Sinn geben, ausgeschlossen zu sein, für Menschen in jedem Land gleich ist und dass, auch wenn die spezifischen Umstände unterschiedlich sein mögen, die Tragödie ihrem Wesen nach dieselbe ist.

Das Wichtigste ist also, dass wir aus der Erkenntnis einer tiefen, intensiven Verbundenheit, die wir in dieser beispiellosen Krise gewonnen haben, Bande der Solidarität knüpfen und diese zur Grundlage gemeinsamer Bemühungen machen, um einen Weg aus dem Sturm zu finden.

Herr Makiguchi schätzte die buddhistische Maxime „Wenn der Himmel klar ist, dann wird die Erde erhellt“[2], weil er fest daran glaubte, dass die Menschen von Natur aus die Fähigkeit besitzen, die scheinbar undurchdringliche Finsternis der Welt zu vertreiben und den Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft zu erhellen. 

Im Folgenden möchte ich aus drei verschiedenen Blickwinkeln die Dinge erörtern, die ich für wesentlich halte, um nicht nur die Corona-Krise, sondern auch die anderen Herausforderungen, mit denen unsere Welt konfrontiert ist, zu überwinden und damit ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschheit aufzuschlagen.

Das soziale Gefüge umgestalten

Die erste Herausforderung besteht darin, sich den Problemen, die die Pandemie aufgedeckt hat, direkt zu stellen und das soziale Gefüge so umzugestalten, dass es dem Leben der Menschen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten förderlich ist.

COVID-19 hat sich zwar auf alle Bereiche und Aspekte der Gesellschaft ausgewirkt, jedoch unterschiedlich stark, je nach den Bedingungen, unter denen die Menschen leben. Für diejenigen, die sich bereits in einer prekären Lage befanden, ist die Situation noch verzweifelter geworden. Die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, sind zu groß, als dass sie von einer einzelnen Person allein getragen werden könnten, und dies gilt selbst für viele, die zuvor noch ein relativ stabiles Leben führen konnten.

Wie stark die Menschen betroffen sind, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Können sie beispielsweise in ihrer unmittelbaren Umgebung auf Unterstützung zählen, wenn sie krank werden? Ist es ihnen möglich, ihre Arbeit fortzusetzen, auch wenn strenge Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr ergriffen werden? Sind sie in der Lage, auf schnelle und dramatische Veränderungen in ihrem Lebensumfeld zu reagieren?

Es ist zwar dringend erforderlich, das soziale Leben so schnell wie möglich wiederherzustellen, doch wenn sich das Interesse ausschließlich auf statistische Daten wie die Anzahl der Infizierten oder ökonomische Kennziffern konzentriert, kann dies dazu führen, dass ethische Fragen ausgeblendet werden und eine große Zahl von Menschen auf der Strecke bleibt. Es steht zu befürchten, dass solche blinden Flecken Ungleichheiten hinsichtlich der Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen mit Ungleichheiten bezüglich des Tempos und der Vollständigkeit der allgemeinen Erholung verbinden.

Die Corona-Pandemie hat die gesamte Menschheit beeinträchtigt, was bedeutet, dass im Gegensatz zu Katastrophen, bei denen die negativen Folgen geografisch konzentriert oder eingegrenzt sind, Hilfsbedürftige nicht an einem einzigen sichtbaren Ort wie etwa einem Evakuierungsbereich versammelt sind. Es besteht die Gefahr, dass durch unsere Bemühungen, die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, nicht nur ein neues, beinahe instinktives Bewusstsein für unsere Kontakte und Interaktionen, entstanden ist, sondern dass die Notwendigkeit, uns zu schützen, zusätzlich eine Art „Bewusstseinslockdown“ geschaffen hat. Dies wiederum macht es für uns schwieriger, uns mit Dingen zu beschäftigen, die außerhalb unseres unmittelbaren Umfelds liegen.

Auf der Suche nach Möglichkeiten, diese Ungleichheiten in den Auswirkungen und der allgemeinen Erholung zu beseitigen, möchte ich auf einen Vortrag verweisen, den der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, im Juli 2020 gehalten hat, etwa vier Monate, nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) COVID-19 zur globalen Pandemie erklärt hatte. In seiner Rede auf einer Veranstaltung anlässlich des Geburtstags des verstorbenen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela (1918–2013), der sein Leben dem Kampf für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit gewidmet hatte, konzentrierte sich António Guterres in seiner Analyse nicht auf die von der Pandemie ausgehenden Gefahren und Bedrohungen, sondern auf die tatsächlich betroffenen Menschen. Er wies darauf hin, dass die von dem Virus ausgehenden Gefahren jene am stärksten treffen, die am meisten ausgegrenzt sind, darunter arme Menschen, ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderung und Vorerkrankungen.[3]

Er beschrieb, dass COVID-19 mit einem „Röntgenbild“ verglichen werden könne, „das Brüche im zerbrechlichen Skelett der Gesellschaften offenbart, die wir aufgebaut haben“, und forderte die Entwicklung eines neuen Gesellschaftsvertrags für eine neue Ära.[4] 

Dann zitierte er die folgenden Worte, die Präsident Mandela einst an das südafrikanische Volk gerichtet hatte und die einen Weg zur Verwirklichung dieser Vision aufzeigen: „Eine der Herausforderungen unserer Zeit […] besteht darin, in unserem Volk wieder das Bewusstsein für menschliche Solidarität zu wecken, den Sinn dafür, dass wir füreinander, wegen anderer und durch andere in der Welt sind.“[5]

Ich hatte das Privileg, Präsident Mandela bei zwei Gelegenheiten zu treffen, und diese Worte rufen die Erinnerung an sein Gesicht in mir wach, das eine wunderbare Wärme ausstrahlte.

In meinem Friedensvorschlag von 2015 habe ich mich mit den Grenzen der Theorie des Gesellschaftsvertrags befasst, der zu den tragenden Strömungen des politischen Denkens der Gegenwart gehört. Dabei bezog ich mich auf seine problematischen Aspekte, wie sie von der US-amerikanischen Philosophin Martha Nussbaum dargelegt wurden.

Die Theorie des Gesellschaftsvertrags hat ihren Ursprung in den Ideen von Denkern wie Thomas Hobbes (1588–1679) und John Locke (1632–1704). In ihrem Werk Die Grenzen der Gerechtigkeit stellt Nussbaum fest: „[Die klassischen Theoretiker] sind alle davon ausgegangen, dass die Vertragsparteien Männer sind, die in etwa über die gleichen Fähigkeiten verfügen und zu produktiver ökonomischer Tätigkeit in der Lage sind.“[6] Damit erfuhr zwar der Gedanke vom gegenseitigen Vorteil starke Betonung, jedoch wurden im Ergebnis tatsächlich nicht nur Frauen, Kinder und ältere Menschen davon ausgeschlossen, sondern auch kaum Fortschritte bei der vollständigen Inklusion anderer, wie z. B. Menschen mit Behinderung, in das gesellschaftliche Leben erzielt. Es ist zutiefst bedauerlich, dass diese eingefahrene Denkweise selbst inmitten der Corona-Krise weiterhin einen so starken Einfluss hat.

Gesellschaftsvertragstheorie

Ein Gesellschaftsvertrag ist eine tatsächliche oder hypothetische Vereinbarung zwischen Bürgern oder Beherrschten und ihrem Herrscher, die moralische und politische Regeln für eine bestimmte Gesellschaft festlegt. Unter der Bedingung, dass auch alle anderen zustimmen, einige Freiheiten an einen Souverän oder eine zentrale Autorität abzugeben, garantiert der Gesellschaftsvertrag jedem und jeder Einzelnen Sicherheit, Schutz und gleiche Rechte. Obwohl die frühen Verfechter der Gesellschaftsvertragstheorie unterschiedliche Ansichten über die menschliche Natur hatten, waren sie sich im Allgemeinen einig, dass es ohne einen irgendwie gearteten Gesellschaftsvertrag unweigerlich zu Konflikten zwischen den Menschen kommen wird. Indem wir unsere Verpflichtung akzeptieren, auch die Rechte anderer zu schützen, so argumentierten sie, erlangen wir Bürgerrechte. Die Theoretiker des Gesellschaftsvertrags wiesen nach, dass es vernünftig wäre, einen solchen Vertrag zum gegenseitigen Vorteil einzugehen und freiwillig auf einige individuelle Freiheiten zu verzichten.

Die Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen zur Bewältigung der Pandemie war begrenzt, und es gab die Kritik, dass viele der getroffenen Maßnahmen ohne Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte entwickelt wurden. Den Interessen der Kinder wird selten die Aufmerksamkeit zuteil, die sie verdienen, und COVID-19 hat zu erheblichen Einbußen bei den Bildungschancen geführt, während zugleich viele Kinder aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod ihrer Eltern, Betreuerinnen und Betreuer oder Familienmitglieder keinerlei Unterstützung erhalten haben.

Ebenfalls fanden bei den Soforthilfemaßnahmen die Bedürfnisse älterer und gebrechlicher Menschen keine vorrangige Berücksichtigung, sodass viele von ihnen keine lebenswichtigen Dienstleistungen in Anspruch nehmen konnten oder gezwungen waren, über längere Zeiträume in Isolation zu leben. Auch außerhalb solcher Gesellschaftsvertragstheorie Ein Gesellschaftsvertrag ist eine tatsächliche oder hypothetische Vereinbarung zwischen Bürgern oder Beherrschten und ihrem Herrscher, die moralische und politische Regeln für eine bestimmte Gesellschaft festlegt. Unter der Bedingung, dass auch alle anderen zustimmen, einige Freiheiten an einen Souverän oder eine zentrale Autorität abzugeben, garantiert der Gesellschaftsvertrag jedem und jeder Einzelnen Sicherheit, Schutz und gleiche Rechte. Obwohl die frühen Verfechter der Gesellschaftsvertragstheorie unterschiedliche Ansichten über die menschliche Natur hatten, waren sie sich im Allgemeinen einig, dass es ohne einen irgendwie gearteten Gesellschaftsvertrag unweigerlich zu Konflikten zwischen den Menschen kommen wird. Indem wir unsere Verpflichtung akzeptieren, auch die Rechte anderer zu schützen, so argumentierten sie, erlangen wir Bürgerrechte. Die Theoretiker des Gesellschaftsvertrags wiesen nach, dass es vernünftig wäre, einen solchen Vertrag zum gegenseitigen Vorteil einzugehen und freiwillig auf einige individuelle Freiheiten zu verzichten. Notsituationen ist Menschen mit Behinderung der Zugang zu medizinischen Dienstleistungen und notwendigen Informationen erschwert; diese und andere Aspekte ihres Lebens sind durch die Pandemie noch schwieriger geworden.

Es ist von entscheidender Bedeutung, die Bedingungen für all diese vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu verbessern  und dabei den Blick auf jede Einzelne, jeden Einzelnen zu richten. Angesichts dieser Realität ist es an der Zeit, sich von der klassischen Idee des gegenseitigen Vorteils zu lösen.

Bei der Betrachtung dieses Paradigmenwechsels lohnt es sich meines Erachtens, die Worte von UN-Generalsekretär  Guterres anlässlich des Weltflüchtlingstages im vergangenen Juni zu beachten: „Wir heilen gemeinsam, wenn wir alle die Fürsorge bekommen, die wir brauchen.“[7]

Ende 2020 waren weltweit mehr als 82,4 Millionen Menschen gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und sogar aus ihrem Land zu fliehen, um den miteinander in Zusammenhang stehenden Gefahren von Konflikten, Verfolgung und Klimawandel zu entkommen.[8] Sie befinden sich nun in Situationen, in denen sie von den Sozialsystemen ihrer Gastländer ausgeschlossen sind. UN-Generalsekretär Guterres war viele Jahre lang Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, und sein Appell im Namen der Geflüchteten und Binnenvertriebenen, deren prekäre Lage sich durch die Corona-Krise noch verschärft hat, enthält besonders scharfe und gewichtige Worte.

Ich kann nicht umhin, hier eine Geistesverwandtschaft mit einer Lebensweise zu spüren, die auch dem Ideal der SGI entspricht – eine Verpflichtung zur Verwirklichung von Würde und Glück für uns selbst und andere.

Das Vimalakirti-Sutra, ein Text aus dem Mahayana-Buddhismus, enthält eine Episode, in der diese Weltsicht und Sensibilität für das Leben mitschwingt.

Eines Tages erkrankte Vimalakirti, ein Schüler von Shakyamuni (dem historischen Buddha), der wegen der Art und Weise, mit der er Menschen in verschiedenen Lebenssituationen ohne jede Unterscheidung oder Distanz begegnete, großen Respekt genoss. Als Shakyamuni von seiner Erkrankung erfuhr, schickte er ein großes Aufgebot von Anhängern unter der Führung seines engen SchülersManjushri zu Vimalakirti. Nachdem Manjushri ihm Shakyamunis Besorgnis und Genesungswünsche übermittelt hatte, fragte er Vimalakirti, wie er erkrankt sei, wie lange er schon darniederliege und was ihm Heilung bringen könne.

Vimalakirti antwortete: „Ich bin krank, weil alle Lebewesen krank sind“, und verdeutlichte mit Hilfe der folgenden  Analogie, was er meinte: „Es ist wie bei einem reichen Mann, der nur ein Kind hat. Wird das Kind krank, werden auch Vater und Mutter krank, wird aber das Kind geheilt, werden auch Vater und Mutter geheilt sein.“ Als jemand, der sich verpflichtet habe, sein Leben als Bodhisattva zu leben, erklärte er, seien seine Gefühle für andere Menschen wie die von Eltern. Daher „ist auch der Bodhisattva krank, wenn andere Lebewesen krank sind, wird aber geheilt sein, sobald diese Lebewesen geheilt sein werden.“[9]

Wie sich herausstellt, litt Vimalakirti an keiner bestimmten Krankheit. Vielmehr manifestierte sich sein Mitgefühl – seine Gefühlegeteilten Schmerzes, die sich nicht tilgen ließen, solange das Leiden anderer keine Linderung erfuhr – in Form von Krankheit. Für Vimalakirti war dieses Teilen des Schmerzes mit den Leidenden keine Last, sondern ein Beweis dafür, dass er als sein authentisches Selbst lebte. Er war sich der entscheidenden Wahrheit bewusst, dass sich die eigene Sicherheit nicht verwirklichen lässt, solange andere in Not sind.

Wenn wir die Corona-Krise im Lichte dieser buddhistischen Sichtweise betrachten, gelangen wir natürlich auch zu der Frage, was es bedeutet, in einer Zeit glücklich und gesund zu sein, in der so viele Menschen auf der ganzen Welt schwer von Krankheit und damit verbundenen Auswirkungen betroffen sind.

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Worte des Wirtschaftswissenschaftlers John Kenneth Galbraith (1908–2006), die er in einem Gespräch zu mir sagte. Professor Galbraith war ein renommierter Wissenschaftler, der eine Reihe globaler Krisen, darunter die Weltwirtschaftskrise, den Zweiten Weltkrieg und den Kalten Krieg, unmittelbar miterlebt hatte. Die anhaltenden Wunden, die er im Leben der Menschen sah, berührten ihn zutiefst und brachten ihn dazu, nicht nur die Wirtschaftsordnung, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen als solche immer wieder zu hinterfragen.

Als ich ihn fragte, wie wir die Welt des 21. Jahrhunderts gestalten sollten, antwortete er, dass wir darauf abzielen sollten, „ein Jahrhundert“ zu gestalten, „in dem die Menschen sagen können: ‚Ich lebe gerne in dieser Welt.‘“[10]

In unserem Dialog sprachen wir auch über die buddhistische Weltanschauung – ausgedrückt durch den Satz aus dem Lotos-Sutra „die Lebewesen wandeln darin voller Glück“[11] –, dass wir in dieses Leben hineingeboren werden, um uns daran zu erfreuen. Unser Gespräch fand 2003 statt, und in den vergangenen Jahren hat sich mein Gefühl für die in Professor Galbraiths Worten enthaltene Wahrheit nur noch verstärkt: Mehr denn je müssen wir heute eine Gesellschaftaufbauen, in der die Menschen zusammen selbst die schwersten Herausforderungen bewältigen und sich gemeinsam am Leben erfreuen können.

Es ist jetzt sieben Jahre her, dass die Vereinten Nationen die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) mit dem Zieljahr 2030 verabschiedet haben. Durch die Pandemie wurden Fortschritte in der Verwirklichung der SDGs stark behindert. Um diesen Prozess wieder in Gang zu bringen und zu beschleunigen, halte ich es für wichtig, den Kerngedanken der SDGs – die Entschlossenheit, niemanden zurückzulassen – durch eine weitere Vision zu ergänzen und eine Gesellschaft aufzubauen, in der sich alle am Leben erfreuen können.

Unmittelbar nach einer Katastrophe ist in der Regel das Gemeinschaftsgefühl, niemanden zurückzulassen, spontan vorhanden. Mit dem Fortschreiten des Wiederaufbaus verschwindet dieses Gefühl jedoch häufig wieder aus dem Bewusstsein der Menschen. Je größer die Herausforderung ist – wie etwa bei einer Pandemie oder dem Klimawandel – desto größer ist die Gefahr, dass wir uns ausschließlich auf die Bedrohung konzentrieren, und obwohl wir wissen, wie wichtig es ist, niemanden zurückzulassen, kann unser diesbezügliches Engagement mit der Zeit nachlassen.

In diesem Zusammenhang sollten wir unsere Bemühungen darauf konzentrieren, sicherzustellen, dass diejenigen, die stark gefährdet sind, Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung haben, an die sie sich um Unterstützung wenden können. An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf den bereits erwähnten Vortrag von Tsunesaburo Makiguchi zurückkommen, in dem er die Bedeutung einer ausgewogenen, klarsichtigen Perspektive auf das Leben erörterte.

Bezüglich der Frage, was als eine Tat des „großen Guten“ gelte, die Mitglieder der Gesellschaft vollbringen könnten, betonte Herr Makiguchi, traditionell sei man davon ausgegangen, dass etwas, das keine signifikanten Auswirkungen auf nationaler Ebene habe, nicht als „großes Gutes“ gelte. Doch tatsächlich kommt es nicht auf die Größe oder den Umfang des eigenen Handelns an. Wenn man jemandem das Leben retten könnte, indem man ihm oder ihr ein Glas Wasser reicht – wäre das nicht etwas, das es für kein Geld der Welt zu kaufen gibt? In diesem Beispiel kommt Herr Makiguchis Überzeugung zum Ausdruck, dass sich „Wert nicht in Dingen“, „sondern in Beziehungen“ findet.[12]

Es gibt keine Einheitslösung für das vielfältige Spektrum von Problemen, mit denen es Menschen zu tun haben. Die entscheidende Frage, die wir uns stellen müssen, lautet daher, wie jede und jeder von uns eine unterstützende Hand zu denjenigen ausstrecken kann, die mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, wie wir Beziehungen stärken können, in denen wir gegenseitig an der Freude über überwundene Bedrängnisse teilhaben können. Im Lotos-Sutra, der Lehre, in der die Essenz des Buddhismus dargelegt ist, finden wir folgende Analogien: „wie ein Feuer für jemanden, der friert, […] ein Schiff zum Überqueren des Wassers finden […] jemand im Dunkeln, der eine Lampe findet […]“[13]

Man stelle sich die Erleichterung, ja sogar Freude vor, die in Menschen aufsteigt, wenn ihnen – gebeutelt und zutiefst verzweifelt angesichts schlimmster Erfahrungen – Hilfe bei der Überfahrt in einen sicheren Hafen zuteilwird. Unser Ziel muss es sein, eine Gesellschaft zu erschaffen, in der jede und jeder dieses Gefühl erfährt – das spürbare Empfinden, dass es in der Tat gut ist, am Leben zu sein. 

Ein globales Solidaritätsbewusstsein

Die zweite Herausforderung, auf die ich eingehen möchte, ist die Schaffung eines Solidaritätsbewusstseins, das sich auf die ganze Welt erstreckt.

Es heißt, die Reaktion auf diese Pandemie habe in allen Ländern ein nahezu beispielloses gemeinsames Krisenbewusstsein erzeugt. Im Gegensatz dazu ist die internationale Zusammenarbeit bisher unzureichend, und es gibt weltweit ein eklatantes Missverhältnis beim Zugang zu Impfstoffen. Während viele Länder Booster-Impfungen durchführen, hatte Ende letzten Jahres nur die Hälfte der 194 Mitgliedstaaten der WHO 40 Prozent oder mehr ihrer Bevölkerung vollständig geimpft.[14] Große Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Impfstoffen gibt es nach wie vor auf dem afrikanischen Kontinent, wo bisher nur 8 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind.[15] Es ist von entscheidender Bedeutung, die Defizite in der internationalen Zusammenarbeit so schnell wie möglich zu beseitigen, um den Menschen in vielen Ländern den Zugang zu Impfstoffen zu ermöglichen.

Ich glaube, die Worte des Physikers Albert Einstein (1879–1955) sprechen vielen Menschen mit Gewissen angesichts der gegenwärtigen Umstände aus der Seele. Als 1947 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Kalte Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion mit seinen Spannungen aufkam und sich zunehmend verschärfte, rief Einstein die Welt dazu auf, sich gegen die Spaltung zu wenden und den Weg der Solidarität zu beschreiten: Wenn es sich […] um eine alle Völker bedrohende Pestepidemie [handelte], so wäre es anders. Man würde gewissenhafte und sachkundige Menschen zusammenbringen, die einen vernünftigen Plan für die Bekämpfung der Seuche ausarbeiteten. Sie würden, nachdem sie sich über den richtigen Weg geeinigt haben, ihren Plan den Regierungen vorlegen. Diese würden wohl keine großen Schwierigkeiten machen und sich über die einzuführenden Maßregeln einigen. Es würde ihnen wohl kaum in den Sinn kommen, zu versuchen, es so einzurichten, dass die eigene Nation verschont bleibe, die andere durch Pest dezimiert werde.[16]

Heute haben wir einen intelligenten Plan und die richtigen Instrumente entwickelt und in Form des  Koordinierungsmechanismus Access to Covid-19 Tools Accelerator (ACT-A) konkretisiert. Diese international koordinierte Kampagne wurde im April 2020 gestartet, nur einen Monat, nachdem die WHO COVID-19 zur Pandemie erklärt hatte. Die unter diesem Dach eingerichtete COVAX-Initiative hat zum Ziel, Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen einen gerechten Zugang zu Impfstoffen gewährleisten.

Zwar wurden seither mehr als eine Milliarde Impfstoffdosen in 144 Länder und Regionen geliefert[17], doch bleibt diese Zahl weit hinter dem ursprünglich von COVAX angestrebten Ziel von zwei Milliarden Dosen zurück. Dieses Defizit ist Verzögerungen bei der finanziellen Unterstützung von COVAX sowie der Konkurrenz um Impfstoffkäufe geschuldet. Die Unterstützung für COVAX muss unbedingt rasch verstärkt werden.

Auf dem G20-Gipfel in Rom im vergangenen Oktober wurde vereinbart, die Lieferung von Impfstoffen und medizinischen Hilfsgütern an Entwicklungsländer zu beschleunigen. Wie im Bericht des hochrangigen unabhängigen G20-Gremiums über die Finanzierung der globalen Gemeinschaft für Pandemievorsorge und -reaktion (G20 High Level Independent Panel on Financing the Global Commons for Pandemic Preparedness and Response) hervorgehoben wurde, mangelt es weltweit weder an den Kapazitäten und Ressourcen, die zur Verringerung des Risikos von Pandemien benötigt werden, noch an wissenschaftlichem Know-how und Finanzierungsquellen, die für eine wirksame Reaktion auf COVID-19 erforderlich sind.[18]

Da mit den Aktivitäten innerhalb COVAX und dem Konsens der G20 der intelligente Plan und die richtigen Mittel und Wege, die sich Einstein vorgestellt hatte, deutlich erkennbar sind, ist das letzte noch fehlende Element zur Überwindung dieser Krise ein globales Solidaritätsgefühl, das die Länder dazu bringt, nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen vor der Bedrohung schützen zu wollen.

Die Entstehungsgeschichte der WHO beginnt bei Gesprächen, die während der Konferenz von San Francisco geführt wurden. Hierzu kamen von April bis Juni 1945 Regierungsvertreter zusammen, um sich auf die Charta der Vereinten Nationen zu einigen. Die öffentliche Gesundheit stand ursprünglich nicht auf der Tagesordnung, wurde jedoch als wichtiges Anliegen angesprochen. Das führte dazu, dass sie in Artikel 55 der UN-Charta als einer der Bereiche aufgenommen wurde, in denen die internationale Zusammenarbeit gefördert werden sollte; sowie in Artikel 57, in dem sie als ein Bereich genannt wird, für den eine UN-Sonderorganisation eingerichtet werden sollte.[19]

Auf der im folgenden Jahr abgehaltenen Konferenz zur Gründung der WHO wurden die Regierungen, darunter auch die der ehemaligen Achsenmächte Japan, Deutschland und Italien, als Beobachter eingeladen; denn man ging davon aus, dass die Einbeziehung aller Staaten, unabhängig von den Allianzen des Zweiten Weltkriegs, den Interessen der Organisation am besten dienen würde. Bemerkenswert ist auch, dass bei der Gründung der WHO ein Weg gefunden wurde, um die vielen Territorien, die noch unter Kolonialherrschaft standen und ihre Unabhängigkeit noch nicht erlangt hatten, in einer separaten Kategorie als assoziierte Mitglieder in die Organisation aufzunehmen.[20]

Außerdem wurde beschlossen, im Namen der neuen Sonderorganisation das Wort „Welt“ zu verwenden und nicht „Vereinte Nationen“, um eine Beschränkung ihres Geltungsbereichs auf die UN-Mitgliedstaaten zu vermeiden. Offiziell nahm die WHO ihre Arbeit im April 1948 auf.

Im März 1993 hatte ich die Gelegenheit, den Ort der historischen Konferenz von San Francisco zu besuchen und dort zu sprechen. Dabei betonte ich die Bemühungen der SGI zur Unterstützung der UN und zitierte meinen Mentor, den zweiten Präsidenten der Soka Gakkai, Josei Toda (1900–1958), der sich mit seinen Überzeugungen entschieden dafür eingesetzt hatte. 

Kurz nach Fertigstellung der UN-Charta endete Josei Todas zweijährige Gefangenschaft durch die japanischen Militärbehörden, und er machte sich daran, die Soka Gakkai als eine neue Art von Volksbewegung für den Humanismus wieder aufzubauen. Die Ideale meines Mentors wiesen tiefe Parallelen zu denen der UN-Charta auf, denn sie waren aus seinem brennenden Wunsch erwachsen, durch Unterbrechung des scheinbar endlosen Kreislaufs von Gewalt und Krieg einen grundlegenden Wandel in der Geschichte der Menschheit zu bewirken. Inspiriert von diesem Geist, hat die Soka Gakkai ihr globales Netzwerk einfacher Menschen, die zu einer Philosophie des Friedens und der Achtung der Würde des Lebens erwacht sind, immer weiter ausgebaut.

Die Soka Kyoiku Gakkai

Die Soka Kyoiku Gakkai (Gesellschaft für werteschaffende Erziehung) wurde 1930 von Tsunesaburo Makiguchi und Josei Toda in Tokio gegründet. Diese kleine Gruppe von Pädagoginnen und Pädagogen, die sich der Bildungsreform verschrieben hatte, entwickelte sich allmählich zu einer Gemeinschaft mit einer breiteren Mitgliedschaft, die den Nichiren-Buddhismus als Mittel propagiert, nicht nur die Bildung, sondern die gesamte Gesellschaft zu reformieren. Die Gruppe geriet in Konflikt mit der damaligen militaristischen Regierung, die die Bildung als Instrument betrachtete, Menschen zu Dienern des Staates zu formen, und die Ideologie des Staats-Shinto als Mittel zur Rechtfertigung ihrer aggressiven kriegerischen Handlungen durchsetzte.

In den späten 1930er Jahren und im Zweiten Weltkrieg wurden die Mitglieder der Soka Kyoiku Gakkai zunehmend von der Polizei überwacht und schikaniert, und die Gemeinschaft wurde faktisch zerschlagen. Sowohl Makiguchi als auch Toda wurden 1943 als „Gedankenverbrecher“ verhaftet; Makiguchi starb 1944 im Gefängnis. Toda wurde 1945 aus dem Gefängnis entlassen und baute die Gemeinschaft als die heutige Soka Gakkai wieder auf.

Ich schloss meine Ausführungen in San Francisco mit der Bemerkung, dass Herr Toda uns die Aufgabe der Unterstützung der UN – als Kristallisation der größten Weisheiten des zwanzigsten Jahrhunderts, die mit Entschiedenheit geschützt und als Festung der Hoffnung für das kommende Jahrhundert gepflegt werden muss – als sein Erbe hinterlassen habe.

In Anbetracht der Lehren, die er aus seinen Kriegserfahrungen gezogen hatte, wollte Herr Toda nichts weniger als eine Veränderung im Entwicklungsverlauf der ganzen Welt und nicht nur eines einzelnen Landes bewirken. Diese Vision wurde vor siebzig Jahren, im Februar 1952, formuliert. Damals fasste er seine Überzeugung in dem Ausdruck chikyu minzokushugi zusammen, der sich wörtlich mit dem Begriff „globaler Nationalismus“ übersetzen lässt und dem entspricht, was wir heute als „Weltbürgerschaft“ bezeichnen würden.[21]

In einer Zeit, in der sich im Koreakrieg und anderen Konflikten die weltweiten Spannungen entluden, stellte Herr Toda diese Vision vor, um die Menschheit in die Lage zu versetzen, sich aus den tragischen Kreisläufen der Geschichte zu befreien. Er wollte zum Ausdruck bringen, dass die Menschen keines Landes zum Leiden gezwungen sein dürften und alle Menschen auf der Welt in der Lage sein sollten, gemeinsam Freude und Wohlstand zu erleben.

Wenn ich heute, inmitten einer anhaltenden Pandemie, über die Gründungsgeschichte der WHO nachdenke, fällt mir auf, dass sich Herr Todas Vision von einer Weltbürgerschaft mit dem Gründungsgedanken der Organisation deckt, wie er durch das Wort „Welt“ in ihrem Namen zum Ausdruck kommt. 

Chikyu minzokushugi

Der Begriff chikyu minzokushugi kann wörtlich mit dem Ausdruck „globaler Nationalismus“ übersetzt werden und bezeichnet den Glauben an die grundlegende Einheit der Völker der Welt. Er wurde erstmals vom zweiten Präsidenten der Soka Gakkai Josei Toda bei einem Treffen der Jugendabteilung der Soka Gakkai im Jahr 1952 verwendet. Der Begriff entspricht dem, was heute auch  Weltbürgerschaft“ genannt wird.

Todas feste Entschlossenheit, das Glück der Menschen stets als sein oberstes Prinzip zu betrachten, war die Quelle für sein Ideal von der Weltbürgerschaft. Ausgehend von seinen Erfahrungen mit den Tragödien des japanischen Ultranationalismus, wollte er die Menschen von den Fesseln eines engstirnigen Nationalismus befreien und sie in die Lage versetzen, die Grenzen einer auf einen Staat oder ein Volk beschränkten Sichtweise zu überwinden. Er forderte ein Bewusstsein dafür, dass die Menschheit eins ist und letztlich ein gemeinsames Schicksal teilt. Toda war überzeugt, dass Kriege zwischen Staaten und Völkern aufhören und eine friedliche globale Gesellschaft entsteht, sobald die Menschen dieses Ideal verwirklichen und als Mitglieder einer einzigen menschlichen Gemeinschaft volle Verantwortung übernehmen.

In der im vergangenen Jahr von der UN-Generalversammlung verabschiedeten und von 181 Mitgliedstaaten gebilligten politischen Erklärung über den gleichberechtigten weltweiten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen wurde die Bedeutung der globalen Solidarität in der Welt von heute unmissverständlich bekräftigt:

Wir verpflichten uns zu Solidarität und verstärkter internationaler Zusammenarbeit und werden dabei das Bedürfnis aller Menschen, insbesondere vulnerabler Gruppen, nach Schutz vor der Corona-Erkrankung ungeachtet ihrer Nationalität oder ihres Wohnorts und ohne jegliche Diskriminierung gleichermaßen berücksichtigen.[22]

Die einzelnen Regierungen müssen ihren Schwerpunkt bei den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung darauf legen, wie sie zusammenarbeiten können, um die Bedrohung zu bewältigen, und nicht darauf, wie jedes einzelne Land der Krise entkommen kann. 

In meinem Friedensvorschlag vom letzten Jahr habe ich geschrieben, dass zu viel Aufmerksamkeit für die negativen Daten steigender Infektionszahlen zu einer engstirnigen Sorge einzig um den Schutz des eigenen Landes führen würde und so die Solidarität mit anderen aus dem Blick geraten könnte. Wir sollten stattdessen eine positive Perspektive aufrechterhalten und uns bewusst machen, wie viele Leben wir durch Zusammenarbeit retten können; behalten alle Länder dies im Auge, wird sich ein Weg zu einer Lösung zeigen.

In den buddhistischen Lehren finden wir Folgendes:
Zündet man nachts für jemanden eine Fackel an, bringt man nicht nur einem anderen Menschen Licht, sondern auch sich selbst. Belebt man das Antlitz anderer, so belebt man auch sein eigenes, gibt man ihnen Kraft, gibt man auch sich selbst Kraft, verlängert man ihr Leben, verlängert man auch sein eigenes.[23]

Wenn aus der gemeinsamen Sorge um sich selbst und andere ein solcher positiver Kreislauf entsteht und immer mehr Länder miteinander kooperieren und sich gegenseitigen unterstützen, wird dies dazu beitragen, die drohende Düsternis zu vertreiben. Dies ist der Weg, um ein Bewusstsein für eine globale Solidarität zu erschaffen. Was wir brauchen, ist genau dieser Geist, der in den Worten der oben zitierten politischen Erklärung zum Ausdruck kommt, dass das Leben aller Menschen – unabhängig von ihrer Nationalität oder ihrem Wohnort und ohne jegliche Diskriminierung – gleichermaßen zu schützen ist.

In buddhistischen Texten wird auch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass bei der Rettung von Menschenleben niemals Unterschiede gemacht werden dürfen. Dies kommt in Berichten über die hingebungsvollen Bemühungen eines Arztes namens Jivaka zum Ausdruck, der zu Shakyamunis Lebzeiten im Königreich Magadha im alten Indien lebte. 

Jivaka hörte in seinen Jugendjahren von einem außergewöhnlichen Arzt im Königreich Taxila. Also reiste er dorthin, um sich bei diesem ausbilden zu lassen und alles über die Kunst der Medizin zu lernen. Als er nach Hause zurückkehrte, nutzte er sein Wissen und rettete viele Leben. Nachdem er eine Krankheit seines Königs geheilt hatte, erlangte Jivaka so hohes Ansehen, dass man ihm befahl, an der Seite des Herrschers zu bleiben und seine Dienste nur wenigen Auserwählten zur Verfügung zu stellen, statt weiter zu reisen, um auch andere Menschen zu behandeln. Doch als Jivaka hörte, dass jemand in der Stadt krank war, bat er den König um Erlaubnis, die Häuser der Menschen besuchen zu dürfen, um sie zu heilen. Als ein Kind im Königreich Kaushambi erkrankte, soll Jivaka ihm zu Hilfe geeilt sein, um es zu operieren. Und als ein anderer König, den er von Kopfschmerzen geheilt hatte, ihn beschwor, gegen ein stattliches Gehalt bei ihm zu bleiben, lehnte er das Angebot ab. Er behandelte und heilte unzählige Menschen und erwarb sich großen Respekt.[24]

Nachdem er in einem bestimmten Königreich Medizin studiert hatte, widmete Jivaka also sein Leben der Heilung von Menschen in verschiedenen Städten, Dörfern und sogar Königreichen, und niemals beschränkte er seine Dienste auf ausgewählte Personen. Auf Sanskrit bedeutet Jivaka „Leben“, und getreu seinem Namen rettete Jivaka Menschenleben ohne Diskriminierung oder einen Unterschied in Bezug auf das Land oder den Ort zu machen. Nichiren (1222–1282), der den Buddhismus im Japan des 13. Jahrhunderts darlegte und verbreitete und dessen Lehren die buddhistische Ausübung der Mitglieder der SGI inspirieren, lobte Jivaka und bezeichnete ihn und andere als „Schätze ihres Zeitalters“.[25]

Unsere Dankbarkeit für die zahllosen medizinischen Fachkräfte und Mitarbeitende im Gesundheitswesen, die sich inmitten der anhaltenden Pandemie Tag für Tag mit äußerster Hingabe einsetzen, kennt keine Grenzen. Sie sind die wahren „Schätze unseres Zeitalters“,  und während wir sie von ganzem Herzen unterstützen, müssen wir zugleich die globale Zusammenarbeit im Bereich der Gesundheitssicherheit stärken, auf der Grundlage des gleichen Schutzes für alle, unabhängig von Nationalität oder Wohnort und ohne jegliche Diskriminierung.

In meinem Friedensvorschlag vom letzten Jahr habe ich die Verabschiedung internationaler Leitlinien gefordert, die nicht nur als Grundlage für eine koordinierte Reaktion auf COVID-19 dienen, sondern auch stabil genug sein sollten, um künftige Ausbrüche von Infektionskrankheiten abzuwehren.

Im Dezember 2021 wurde auf einer Sondersitzung der Weltgesundheitsversammlung einstimmig eine Resolution zur Einrichtung eines zwischenstaatlichen Verhandlungsgremiums verabschiedet, das allen Mitgliedstaaten und assoziierten Mitgliedern offensteht und internationale Regeln zur Pandemievorsorge formulieren soll.[26] Auf Grundlage der aus der Corona-Pandemie gezogenen Lehren beschloss die Versammlung, mit der Ausarbeitung eines Vertrags oder eines anderen Instruments zu Maßnahmen wie dem gerechten Zugang zu Impfstoffen und dem Austausch von Informationen zu beginnen. Die erste Sitzung des Verhandlungsgremiums soll bis spätestens 1. März dieses Jahres stattfinden.

Viele Expertinnen und Experten haben darauf hingewiesen, dass es nicht darum geht, ob eine weitere Pandemie ausbricht, sondern wann. Angesichts dieser Tatsache plädiere ich nachdrücklich für die schnellstmögliche Ausarbeitung eines solchen internationalen Regelwerks, gefolgt von Schritten, die seine Annahme und Umsetzung gewährleisten.

COVID-19 hat gezeigt, wie sich eine lokale Bedrohung verstärken und in kurzer Zeit den ganzen Globus erfassen kann. Dies ist die Realität der Welt, in der wir heute leben. In ihrer gemeinsamen Agenda für globale Maßnahmen betonten die Staats- und  Regierungschefs auf dem G7-Gipfel, der im vergangenen Juni im britischen Cornwall stattfand, dass Bedrohungen für die Gesundheit des Menschen in einer vernetzten Welt keine Grenzen kennen. Sie kamen überein, besonderen Wert auf „eine Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit durch die Entwicklung weltweiter Verfahrensweisen“ zu legen, „die dazu dienen, im Falle einer künftigen Pandemie gemeinsame Maßnahmen in Gang zu setzen“.[27] Auf der Grundlage dieser gemeinsamen Agenda sollten die G7-Staaten Verhandlungen über einen Pandemievertrag anführen, der internationale Verfahrensweisen für die Reaktion auf künftige Pandemien festlegt, und proaktiv den Rahmen für die internationale Zusammenarbeit entwickeln, der als Grundlage für einen solchen Vertrag dienen kann.

In der Vergangenheit habe ich vorgeschlagen, die G7-Gruppe um Russland, Indien und China zu erweitern, um einen „Gipfel verantwortlicher Staaten“ aus ihr zu machen. Dabei beziehe ich mich nicht auf die Verpflichtungen dieser Staaten als Weltmächte, sondern vielmehr auf ihre Verantwortung, solidarisch auf die Sorgen und Hoffnungen der Menschen der Welt zu reagieren, die nach Wegen suchen, um die gemeinsamen Krisen der Menschheit zu überwinden.

Wenn der primäre Ansatz für die Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, Risikomanagement ist, werden die Länder eine enge Perspektive einnehmen und ihre Sorgen auf die sie direkt betreffenden Auswirkungen beschränken. Was die Welt jedoch am meisten braucht, ist, dass die Regierungen zusammenarbeiten, um jene Form von Resilienz zu entwickeln und zu stärken, die es uns ermöglicht, die schweren Herausforderungen, denen wir alle gegenüberstehen, gemeinsam zu bewältigen.

Ein so gearteter solidarischer Geist wird außerdem Triebkraft und Grundlage für die Bewältigung des gesamten Spektrums unserer Herausforderungen, einschließlich der Klimakrise, bilden. Ich bin sicher, dass wir den künftigen Generationen etwas von unschätzbarem Wert hinterlassen, wenn wir unser Handeln in diesem solidarischen Geist verankern und Fortschritte beim Aufbau einer globalen Gesellschaft machen, die jeder Bedrohung standhalten kann.

Eine Wirtschaft, die Hoffnung und Würde bietet 

Die dritte Herausforderung besteht darin, die Wirtschaft so umzugestalten, dass sie jungen Menschen Hoffnung gibt und Frauen ermöglicht, in Würde zu leben.

Es wird geschätzt, dass durch COVID-19 und seine verheerenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft umgerechnet 255 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen sind.[28] Besonders besorgniserregend ist, wie stark dies junge Menschen betrifft. Neueste Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zeigen, dass die Beschäftigung junger Menschen weltweit stärker eingebrochen ist als die der über 25-Jährigen[29], wobei die Beschäftigung junger Menschen in den G20-Ländern um 11 Prozent zurückgegangen ist.[30]

Jüngste Trends deuten darauf hin, dass junge Menschen, die während der Krise eine Beschäftigung gefunden haben, aufgrund der durch COVID-19 ausgelösten rasanten Veränderungen in der Arbeitswelt, mit größerer Wahrscheinlichkeit arbeitsplatzbezogenen Stress und Ängste erleben werden. Eine wachsende Zahl von ihnen tritt Stellen in Form von Fernarbeit oder jenseits der traditionellen Arbeitsumgebung an. Viele müssen arbeiten, ohne eine Person in ihrem Umfeld zu haben, auf deren Unterstützung sie sich verlassen könnten. Da die Pandemie in vielen Haushalten zu größeren finanziellen Engpässen geführt hat, sehen sich junge Menschen zusätzlich durch Studienschulden belastet oder sind nicht in der Lage, die Qualifikationen zu erlangen, die sie für ihre Wunschkarriere benötigen. Darüber hinaus zeigen Studien, dass sich die Berufsaussichten für immer mehr Studierende düster gestalten: 40 Prozent äußern Unsicherheit und 14 Prozent haben sogar Angst vor der Zukunft.[31]

Der wirtschaftliche Aufschwung ist eine dringende Notwendigkeit. Aber wenn es uns nicht gelingt, die Gefühle der Angst und Unsicherheit, die so viele junge Menschen empfinden, zu lindern und das Licht der Hoffnung in ihren Herzen zu entzünden, werden nicht nur die wirtschaftlichen Aussichten trübe bleiben, sondern auch alle Hoffnungen auf eine gesunde gesellschaftliche Entwicklung.

Bei meinen Überlegungen zu diesem Thema möchte ich auf die Beobachtungen der Professoren Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) verweisen. Ihre Arbeit wurde 2019 mit dem Nobelpreis für  Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet, den sie sich mit Professor Michael Kremer von der Harvard University teilen.

In ihrem Buch Gute Ökonomie für harte Zeiten denken sie über die wahre Bedeutung von Indizes wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach: „Entscheidend ist letzten Endes, die Tatsache nicht aus den Augen zu verlieren, dass das Bruttoinlandsprodukt kein Zweck, sondern ein Mittel ist.“[32]

Sie warnen, dass „die Fokussierung auf das Einkommen allein“ eine „verzerrende Sichtweise“ sei, die „Entscheidungsträger zu Fehlentscheidungen veranlasst“ habe: „Wenn wir der Menschenwürde wieder den zentralen Stellenwert einräumen, der ihr gebührt, […] dann bringt uns dies dazu, unsere wirtschaftlichen Prioritäten und die Art und Weise, wie sich Gesellschaften um ihre Mitglieder – insbesondere die schwächsten und schutzbedürftigsten – kümmern sollten, grundlegend zu überdenken.“[33] Diese Arbeit wurde im Jahr vor der Pandemie veröffentlicht, aber ich halte ihr Thema, nämlich den Aufbau einer Wirtschaft, die die Menschenwürde erhält, heute für aktueller denn je.

Betrachten wir wirtschaftliche Prioritäten mit einer ausgewogenen, klarsichtigen Perspektive darauf, wie sie die Menschenwürde fördern können – ein Thema, das Banerjee und Duflo schonungslos benannt haben – kann die Bedeutung, eine Arbeit zu haben, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

In dem Buch wird beschrieben, wie Banerjee während seiner Tätigkeit als Mitglied eines UN-Gremiums herausragender Persönlichkeiten, das bei der Ausarbeitung der SDGs helfen sollte, ein Mitglied einer internationalen Nichtregierungsorganisation (NGO) kennenlernte und begeistert war von ihm und seinen Aktivitäten. Er und Duflo nahmen daraufhin an einem Treffen dieser NGO teil, bei dem es um die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten für von Armut betroffene Menschen ging. Zu den Teilnehmenden dieses Treffens gehörten eine Krankenschwester, die nach einem Unfall schwer behindert und mehrere Jahre lang arbeitsunfähig war; eine Person, die unter schweren Depressionen litt; und ein Mann, der aufgrund von ADHS das Sorgerecht für seinen Sohn verloren hatte.[34]

Diese NGO und ihre Aktivitäten vermittelten Banerjee und Duflo eine Reihe neuer Erkenntnisse über Sozialpolitik. Eine davon war, dass „Arbeit nicht unbedingt der Schritt [ist], der erfolgt, nachdem alle anderen Probleme gelöst und die Leute ‚bereit‘ dafür sind, sondern Teil der Lösung“.[35] Sie schildern, wie es dem Vater, den sie getroffen hatten, gelang, das Sorgerecht für seinen Sohn  wiederzuerlangen, nachdem er einen Arbeitsplatz gefunden hatte, und wie ihn wiederum der Stolz seines Sohnes darauf, dass er arbeitete, stolz machte – so vermochte die Veränderung der Arbeitssituation des Mannes die ganze Familie zum Strahlen zu bringen. Eines der SDGs ist die Verwirklichung menschenwürdiger Arbeit für alle, einschließlich Menschen mit Behinderung, und das Beispiel dieser Familie steht für genau die Art von hoffnungsvollem Wandel, den die SDGs fördern sollen.

In meinem Friedensvorschlag von 2012, den ich verfasste, als Banerjee Mitglied des UN-Gremiums herausragender Persönlichkeiten war, habe ich betont, dass die Bemühungen um die Verwirklichung der SDGs nicht nur auf die Erfüllung von Kennziffern ausgerichtet sein dürfen, sondern sich auch darauf konzentrieren müssen, denjenigen, die heute leiden, wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Diese Priorität dürfen wir bei unserem Streben nach wirtschaftlicher Erholung von der Pandemie nicht aus den Augen verlieren.

Banerjee und Duflo weisen darauf hin, dass wir unsere Sichtweise auf Menschen, die von der Gesellschaft ignoriert und vernachlässigt werden, ändern müssen: Sie alle haben vielleicht Probleme, sind aber nicht das Problem an sich. Sie alle haben das Recht, so wahrgenommen zu werden, wie sie sind, und nicht über die Schwierigkeiten definiert zu werden, mit denen sie zu kämpfen haben. Wieder und wieder haben wir bei unseren Reisen durch Entwicklungsländer erlebt, dass Hoffnung der Treibstoff ist, der die Menschen weitermachen lässt.[36]

Dem kann ich nur aus tiefstem Herzen zustimmen. Erhalten Menschen Zugang zu Arbeit oder einem Ort der Zugehörigkeit, der es ihnen ermöglicht, ihr einzigartiges Potenzial voll auszuschöpfen, dann ist für unsere Gemeinschaften und Gesellschaften der Weg frei, im Licht der Würde zu erstrahlen.

Die ILO wird in diesem Jahr ein multilaterales Forum für einen auf den Menschen ausgerichteten Aufschwung einberufen. Ich schlage vor, dieses Forum zu einer Plattform zu machen, die es den Ländern ermöglicht, sich über bewährte Praktiken und die aus COVID-19 gezogenen Lehren auszutauschen und dabei die Bemühungen um menschenwürdige Arbeit für alle in den Vordergrund zu stellen, mit besonderem Schwerpunkt auf der Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen für junge Menschen.

Ebenso muss der Wiederaufbau der Wirtschaft auf die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau ausgerichtet sein. 

Die Pandemie hat eine noch nie dagewesene Belastung für die Gesundheitssysteme mit sich gebracht; weltweit sind 70 Prozent der in diesem Bereich tätigen Personen Frauen.[37] Die Krise hat zudem viele Frauen gezwungen, ihre Karriere auf Eis zu legen oder sich  beurlauben zu lassen, um sich um kranke Familienmitglieder und andere ihnen nahestehende Personen zu kümmern. Zudem stellen sie einen Großteil derer, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, wobei berufstätige Mütter mit kleinen Kindern am stärksten betroffen sind.

Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist seit langem ein Thema von entscheidender Bedeutung. Die Pandemie hat diese Ungleichheit noch verschärft und den Ruf nach grundlegenden Reformen verstärkt. Eine wichtige Initiative in diesem Zusammenhang war das Generation Equality Forum (Forum zur Gleichstellung der Generationen), das UN Women und andere Interessengruppen im vergangenen Jahr zweimal einberufen haben.

An dem Treffen in Mexiko im März letzten Jahres nahmen etwa 10.000 Menschen aus 85 Ländern teil, viele auch online, und  diskutierten darüber, wie man die Maßnahmen und Bewegungen zur Gleichstellung der Geschlechter am besten beschleunigen könnte.[38] Auf dem Folgeforum, das im Juni und Juli in Frankreich stattfand, wurde ein auf fünf Jahre angelegter globaler Plan zur Beschleunigung der Geschlechtergleichstellung vorgestellt.

Neben fünf Bereichen, in denen dringender Handlungsbedarf besteht, darunter geschlechtsspezifische Gewalt sowie Technologie und Innovation für die Gleichstellung der Geschlechter, nennt der Plan als wichtigste Prioritäten wirtschaftliche Gerechtigkeit und Rechte. Er verweist auf Probleme wie das Einkommensgefälle zwischen Frauen und Männern und spricht geschlechtergerechte  Wirtschaftsreformen an, durch die sich die Zahl der in Armut lebenden Frauen verringern ließe. Darüber hinaus legt er besonderes Gewicht auf die Verbesserung der Bedingungen für Frauen, die im Pflegesektor tätig sind.

Die Realität in vielen Ländern sieht so aus, dass Pflegearbeit, beispielsweise die Betreuung von älteren Menschen oder Familienmitgliedern, oft unbezahlte Arbeit ist, die hauptsächlich von Frauen geleistet wird. Angesichts der zunehmenden Besorgnis darüber, dass die Pflegekräfte die Hauptlast dieser Pandemie tragen, fordert der Globale Plan zur Beschleunigung der Geschlechtergleichstellung die Länder auf, umfassende Reformen durchzuführen und beispielsweise 3 bis 10 Prozent ihres Nationaleinkommens zu investieren, um den Pflegesektor auszubauen und die Bedingungen für bezahlte Pflegearbeit zu verbessern.[39]

Dieser Punkt wurde auch im Feministischen Plan von UN Women vom vergangenen September hervorgehoben. Er fordert, die Pflege in den Mittelpunkt einer nachhaltigen und gerechten Wirtschaft zu stellen.[40] Studien zeigen, dass heute eine große Zahl von Menschen weltweit auf irgendeine Form von Pflege angewiesen ist, um ihr tägliches Leben zu bewältigen. Dazu gehören geschätzte 1,9 Milliarden Kinder unter fünfzehn Jahren[41], 1 Milliarde Menschen über sechzig[42] und 1,2 Milliarden Menschen mit Behinderung.[43] Öffentliche Investitionen in die Betreuungsarbeit werden nicht nur die Belastung der Frauen verringern, sondern auch weitreichende positive Auswirkungen auf das Leben vieler anderer demografischer Gruppen haben, darunter Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung.

Wir dürfen ebenfalls nicht vergessen, dass die Betreuungsarbeit wesentlich daran beteiligt ist, den Betreuten eine unverzichtbare Erfahrung von Glück und Würde zu vermitteln. Eine steigende Flut des Wirtschaftswachstums kann Boote, die auf Grund gelaufen sind und schwere Schäden erlitten haben, nicht wieder flottmachen. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir durch Verbesserungen in der Pflegearbeit, die die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau direkt unterstützen, Gesellschaften aufbauen können, die den Lebensunterhalt, das Glück und die Würde unzähliger Menschen fördern.

Basierend auf dem Geist des Buddhismus, einer Philosophie, die dem Glück und der Würde aller Menschen höchste Bedeutung beimisst, hat sich die SGI unermüdlich für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau eingesetzt. 

Als UN Women im Januar 2020 die Kampagne Generation Equality ins Leben rief, hielten die SGI und andere glaubensbasierte Organisationen ihr jährliches, in Zusammenarbeit mit UN-Organisationen veranstaltetes Symposium in New York ab. Dort diskutierten sie, wie Glaubensgemeinschaften effektiver zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter beitragen können. Während des entsprechenden Symposiums im Januar 2021 betonten die Teilnehmenden, dass die Überwindung der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern – unter anderem auch durch wirtschaftspolitische Maßnahmen – für den Wiederaufbau und die Erholung nach COVID-19 von wesentlicher Bedeutung sein wird.

Die SGI unterstützt derzeit mit Hilfe von Maßnahmen zur Wiederaufforstung Bemühungen zur Stärkung der Rolle der Frau in den verarmten Gemeinden Togos. Das im vergangenen Januar in Zusammenarbeit mit der Internationalen Tropenholzorganisation  gestartete Projekt unterstützt die Aufforstung und den Schutz der Waldressourcen in Gebieten, in denen der Baumbestand rapide abgenommen hat, und ermöglicht es den Frauen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und finanziell unabhängig zu werden. Derzeit ist eine zweite Phase geplant, in der die Programmteilnehmerinnen andere Gemeinden besuchen werden, die vor dem gleichen Problem stehen, um voneinander zu lernen, Erfahrungen weiterzugeben und sich über bewährte Verfahren auszutauschen.[44]

Ganz gleich, wie kritisch die Zeiten oder wie widrig die Umstände – Menschen sind ursprünglich in der Lage, zusammenzuarbeiten, um positive Werte zu schaffen und Wellen des Wandels zu erzeugen, die ganze Epochen verändern können. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau der Schlüssel zur Überwindung der Corona-Krise und zum Aufbau einer Wirtschaft und Gesellschaft sind, die die Menschenwürde bewahrt.

Die Charta der SGI wurde im November 1995 angenommen. Im selben Jahr fand in Peking die vierte Weltfrauenkonferenz statt, die den Ausgangspunkt für die Bemühungen bildete, die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau zu den bestimmenden Strömungen unserer Zeit zu machen. Auf der Grundlage der Ziele und Grundsätze der Charta der SGI – einschließlich der Verpflichtung, „die fundamentalen Menschenrechte [zu] bewahren und niemanden aus irgendeinem Grund [zu] diskriminieren“[45] – haben wir weiter an der Lösung globaler Probleme gearbeitet.

Im vergangenen November haben wir eine neue, aktualisierte Charta der Soka Gakkai verabschiedet. Sie legt in Form von zehn Punkten unsere Ziele und Grundsätze nieder, darunter auch die Verpflichtung, dass wir auf der Grundlage des buddhistischen Geistes der Toleranz „andere Religionen respektieren, mit ihnen in Dialog treten und für eine Lösung grundlegender, humanitärer Probleme zusammenarbeiten“. Darüber hinaus bringen wir unsere Verpflichtung zum Ausdruck, „zur Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter beizutragen und die Stärkung der Rolle der Frau zu fördern“.[46]

Als buddhistische Bewegung, die 192 Länder und Regionen umfasst, und als Bürgerinnen und Bürger, die ihren Beitrag leisten, werden wir in aller Entschlossenheit weitere Kreise des Vertrauens und der Freundschaft bilden, um eine Welt des Glücks und der Würde für alle zu erschaffen.

Eine UN-zentrierte Anstrengung zur Bewältigung der Klimakrise

Als Nächstes möchte ich konkrete Vorschläge zu drei zentralen Herausforderungen unterbreiten, die im Interesse der heutigen und künftigen Generationen eine rasche Lösung erfordern.

Die erste Herausforderung ist der Klimawandel, der trotz zahlloser bisheriger Warnungen immer schneller voranschreitet.[47] Mit jedem Jahr, das vergeht, verschärfen sich die durch extreme Wetterereignisse verursachten Schäden und betreffen immer mehr Gebiete. Dürreperioden und Waldbrände sind in vielen Teilen der Welt häufiger geworden. Zusammen mit der Erwärmung der Ozeane und der Versauerung der Böden hat dies die Fähigkeit der Ökosysteme Land und Ozean gemindert, Treibhausgase zu absorbieren.[48]

Da dringend Maßnahmen zur Bewältigung dieser Situation erforderlich sind, fand im Oktober und November letzten Jahres in Glasgow die 26. UN-Klimakonferenz statt. Obwohl die Zusammenkunft um einen Tag verlängert werden musste, weil aufgrund  unterschiedlicher politischer Standpunkte kein Konsens erzielt werden konnte, verabschiedeten die beteiligten Verhandlungspartner schließlich eine Resolution, auf eine Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau hinzuarbeiten. Dieses neue Ziel ist ein bedeutender Fortschritt gegenüber dem 2015 verabschiedeten Pariser Klimaabkommen, in dem vereinbart wurde, den globalen Temperaturanstieg auf weniger als 2 Grad Celsius zu begrenzen.[49] Es tatsächlich zu erreichen wird jedoch eine Herausforderung. Nach Ansicht von Expertinnen und Experten wird es nicht genügen, dass jedes Land seine Treibhausgasemissionen in dem Umfang reduziert, den es zugesagt hat. Weitere stramme Maßnahmen sind unumgänglich.[50]

Zum Abschluss der Klimakonferenz warnte ihr Präsident Alok Sharma: „Wir haben dafür gesorgt, dass das 1,5-Grad-Ziel weiterlebt … aber ich würde immer noch sagen, dass der Puls des 1,5-Grad-Ziels sehr schwach ist.“ Er betonte außerdem, dass die Beteiligten zwar ein historisches Abkommen erzielt hätten, der Erfolg ihrer Maßnahmen jedoch nicht von ihrer Unterschrift abhängen werde, „sondern davon, ob sie die Verpflichtungen erfüllen und Ergebnisse liefern.“[51]

Obwohl die Lage weiterhin kritisch ist, besteht noch Hoffnung, dass Wege zur Überwindung der Krise gefunden werden können. Einem Bericht des Weltressourceninstitut (WIR) zufolge könnte der globale Temperaturanstieg auf 1,7 Grad begrenzt werden – knapp unter dem 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens –, sofern die G20-Länder, die für 75 Prozent der Treibhausgasemissionen  verantwortlich sind, ehrgeizige, an 1,5 Grad orientierte Emissionsreduktionsziele für 2030 festlegen und bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen.[52]

Die USA und China haben anlässlich der Konferenz vereinbart, ihre Maßnahmen zur Zusammenarbeit beim Klimaschutz zu verstärken, und ich fordere Japan und China nachdrücklich auf, eine ähnliche Vereinbarung zu treffen und gemeinsam proaktive Szenarien zur Bewältigung dieser Krise zu entwickeln.

In ihrer gemeinsamen Erklärung zur Verstärkung der Klimaschutzmaßnahmen bekunden die USA und China ihre Absicht, in Bereichen wie der Verringerung der Methanemissionen, die wesentlich zum Temperaturanstieg beitragen sowie der Förderung erneuerbarer Energien und der Verhinderung illegaler Abholzung zusammenzuarbeiten.[53]

In den letzten Jahren waren die Beziehungen zwischen den USA und China oft angespannt. Deshalb ist es umso bedeutsamer, dass die beiden Länder, die für mehr als 40 Prozent der gesamten weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind[54], sich zur  Zusammenarbeit bei der Bewältigung dieser gemeinsamen Krise der Menschheit verpflichtet haben. Genauso sollten auch Japan und China rasch zu einer Übereinkunft kommen, die die Zusammenarbeit beim Klimawandel stärkt.

In diesem Jahr begehen wir den 50. Jahrestag der Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und China. Meiner Ansicht nach sollten beide Länder die günstige Gelegenheit nutzen, um ein gemeinsames Bekenntnis zum Klimaschutz zu formulieren sowie das solidarische Handeln im Interesse einer nachhaltigen globalen Gesellschaft zu vertiefen und damit einen neuen Ausgangspunkt für die nächsten fünfzig Jahre bilateraler Beziehungen zu schaffen.

Japan und China können auf eine lange Zusammenarbeit in Umweltfragen zurückblicken. Diese Bemühungen begannen 1981 mit der Unterzeichnung eines Abkommens zum Schutz der Zugvögel und ihrer Lebensräume. Im Jahr 1994 wurde das japanisch-chinesische Kooperationsabkommen zum Schutz der Umwelt unterzeichnet, und 1996 wurde in Peking das Chinesisch-Japanische  Freundschaftszentrum für Umweltschutz gegründet. Im Laufe der Jahre haben die beiden Länder ihre Zusammenarbeit fortgesetzt und beachtliche Fortschritte bei einer Reihe von Themen wie Luftverschmutzung, Waldschutz, Aufforstung sowie Energie- und  Abfallwirtschaft erzielt.

Zehn Jahre nach der Gründung des Chinesisch-Japanischen Freundschaftszentrums für Umweltschutz wurde mir 2006 von der Pädagogischen Universität Peking eine Ehrenprofessur verliehen. In meiner Dankesrede ging ich auf die Geschichte der bilateralen Anstrengungen zum Schutz der Umwelt ein.  Wir müssen das Tempo dieser lobenswerten Bemühungen erhöhen. Zu diesem Zweck fordere ich nachdrücklich den Aufbau einer umfassenden und wirksamen Umweltpartnerschaft zwischen Japan und China, die 100 Jahre in die Zukunft reicht. […]
Wenn sich Japan und China mit ihrem wichtigen Nachbarn Südkorea zusammentun und alle drei Länder noch mehr Energie in Umweltforschung, technologische Zusammenarbeit, Personalaustausch und die Förderung von Fachleuten auf diesem Gebiet investieren, bin ich zuversichtlich, dass ihre Bemühungen in ganz Asien und schließlich in der ganzen Welt eine Signalwirkung haben werden.

Die Vorteile der japanisch-chinesischen Zusammenarbeit sind weitreichend. Mit dem Chinesisch-Japanischen Freundschaftszentrum für Umweltschutz als Drehscheibe für ihre gemeinsamen Bemühungen haben die beiden Länder bei Projekten mit den USA, Russland und den EU-Mitgliedstaaten zusammengearbeitet und Schulungsprogramme für Entscheidungsträgerinnen und -träger aus über hundert Entwicklungsländern angeboten.

Ich hoffe, dass Japan und China weiter auf dem Erbe aufbauen, das sie geschaffen haben sowie ihre gemeinsamen Anstrengungen zur Bewältigung der Klimakrise intensivieren und zugleich die Zusammenarbeit mit Südkorea und anderen asiatischen Ländern weiter ausbauen. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine solche Zusammenarbeit zu mutigem Handeln anspornen und weltweit Wellen der Hoffnung und des Wandels auslösen wird.

Neben diesen Vorschlägen zur zwischenstaatlichen Zusammenarbeit möchte ich auch dazu aufrufen, das partnerschaftliche  Rahmenwerk zwischen den Vereinten Nationen und der Zivilgesellschaft zu stärken.

Die Ressourcen, die wir alle benötigen, um zu überleben und zu gedeihen, werden in ihrer Gesamtheit als „globale Gemeingüter“ bezeichnet. Dazu gehören das Klima und die Biodiversität. Ich schlage vor, dass innerhalb des UN-Systems ein Format etabliert wird, in dem – angeführt von der Jugend – die Zivilgesellschaft frei über den umfassenden Schutz der globalen Gemeingüter diskutieren kann.

Globale Gemeingüter

Das Völkerrecht erkennt die Atmosphäre, die Hochsee, die Antarktis und den Weltraum als globale Gemeinschaftsgüter an, die als gemeinsames Erbe der Menschheit gelten. In weiterem Sinne zählen zu den globalen Gemeinschaftsgütern die natürlichen Ressourcen der Erde, die sich der nationalen Gerichtsbarkeit entziehen und zu denen alle Nationen Zugang haben, wie die Ozeane, das Klima, die biologische Vielfalt, die Wälder sowie die Eisschilde und Gletscher. Bedroht werden die globalen Gemeingüter unter anderem von der durch die erhöhte Nachfrage nach Rohstoffen verursachten übermäßigen Ausbeutung oder Schädigung von Ressourcen.

In diesem Jahr jährt sich die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, besser bekannt als Erdgipfel, zum dreißigsten Mal. Der Gipfel war ein wichtiger Meilenstein, auf dem sowohl das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) als auch das Übereinkommen über die biologische Vielfalt zur Unterzeichnung freigegeben wurden. Außerdem gab er den Anstoß zur Verabschiedung des Übereinkommens zur Bekämpfung von Wüstenbildung.

Im Jahr 2001 wurde eine gemeinsame Verbindungsgruppe eingerichtet, um den Informationsaustausch und die Koordinierung der Aktivitäten zu erleichtern und damit die Zusammenarbeit bei der Umsetzung der drei Übereinkommen zu verbessern. Meines Erachtens ist es an der Zeit, dieses Bündnis zu erweitern und die Zivilgesellschaft als Unterstützung mit einzubeziehen. Ich bin überzeugt, dass dies neue Wege zur erfolgreichen Bewältigung des Klimawandels eröffnen würde. Klimawandel, Verlust der Biodiversität und Wüstenbildung sind eng miteinander verwoben, also sind auch die Lösungen dieser Probleme miteinander verknüpft. Kreative Ansätze können neue Impulse geben, um scheinbar unüberwindbare Herausforderungen zu durchbrechen.

Zu den globalen Gemeingütern gehören die Hochsee und der Nord- und Südpol, die nicht unter die Hoheitsgewalt eines einzelnen Landes fallen, sowie die Atmosphäre und das globale Ökosystem –  Ressourcen, die für das Überleben und Gedeihen der Menschheit unerlässlich sind. Ihr Schutz muss im Interesse der heutigen und künftigen Generationen höchste Priorität haben.

Letztes Jahr haben die Vereinten Nationen die Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ausgerufen. Ich halte dies für eine gute Gelegenheit, die Koordinierung der Bemühungen nicht nur in den Bereichen zu verbessern, die von den drei oben genannten Übereinkommen abgedeckt werden, sondern auch über deren Geltungsbereich hinaus. So können positive Kettenreaktionen ausgelöst werden, die Fortschritte bei der Lösung der Umweltprobleme, mit denen wir konfrontiert sind, ermöglichen.

Im März wird in Nairobi eine Sondersitzung der UN-Umweltversammlung stattfinden, um den 50. Jahrestag der Gründung des UN-Umweltprogramms (UNEP) zu begehen. Auf dieser Sondersitzung sollte unbedingt eine Erklärung verabschiedet werden, die Schritte zur Stärkung eines umfassenden Konzepts für den Umgang mit Umweltfragen unter dem Gesichtspunkt des Schutzes der globalen Gemeingüter darlegt.

Zudem sollten sich die UN intensiv mit den Problemen auseinandersetzen, die mit den globalen Gemeingütern in Zusammenhang stehen. In meinem Friedensvorschlag vom letzten Jahr habe ich den großen potenziellen Wert eines UN-Jugendrats erörtert, dessen Aufgabe darin bestünde, der UN-Führung Ideen und Vorschläge aus der Sicht junger Menschen zu vermitteln. Ein Jugendrat wäre das perfekte Forum für die Art von Beratungen über die globalen Gemeingüter, wie von mir vorgeschlagen.

Im vergangenen September fand in Mailand die internationale COP26-Vorbereitungskonferenz Youth4Climate: Driving Ambition statt. Im Anschluss an den Jugendklimagipfel 2019 bot dieses Treffen jungen Menschen eine Plattform, um ihre Anliegen an die Beteiligten der zwischenstaatlichen Verhandlungen heranzutragen. Diese Konferenz entsprach in vielem der Art von UN-Jugendrat, zu dem ich aufrufe. Etwa 400 junge Menschen aus 186 Ländern – fast alle Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens –, darunter auch ein Jugendmitglied der Soka Gakkai in Japan, nahmen daran teil.

Das Youth4Climate Manifest enthielt den folgenden Appell für eine sinnvolle Beteiligung der Jugend und forderte die UN auf: […] ein Gremium innerhalb des UNFCCC einzurichten, um die Beteiligung der Jugend zu verbessern und einen dauerhaften Rahmen für junge Menschen zu schaffen, in dem sie formelle, regelmäßige Diskussionen mit Vertretern der UNFCCC-Vertragsparteien und untereinander führen können […] der Jugend bessere Interventionsmöglichkeiten während der Sitzungen zu bieten, indem unter anderem  sichergestellt wird, dass sie ihre Beiträge zu Beginn oder Mitte der Plenarsitzungen und nicht erst am Ende vortragen dürfen.[55]

Jugendliche weltweit fordern eine größere Einflussnahme auf die globalen Bemühungen zur Bewältigung der Klimakrise, einem Thema, das ihr Leben und ihre Zukunft direkt bedroht. Sie setzen sich aktiv dafür ein, Rahmenbedingungen zu schaffen, bei denen sie konsequent an Diskussionen und Entscheidungsprozessen beteiligt werden.

Wie das Mailänder Treffen sollte auch der von mir vorgeschlagene UN-Jugendrat allen Ländern zur Teilnahme offen stehen.  regelmäßige Sitzungen und Treffen ließen sich online abhalten, während die Plenarsitzungen für wichtige Entscheidungen beispielsweise alle zwei Jahre an verschiedenen Orten stattfinden könnten. Die Ergebnisse jeder Plenarsitzung würden dann an die UN weitergeleitet, damit diese sie in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen kann.

Als die neu gegründeten Vereinten Nationen nach einem Standort für ihren Hauptsitz suchten, boten sich weltweit mehrere Städte als Gastgeber an. Die Entscheidung für einen bestimmten Ort als Sitz dieser globalen Organisation war jedoch schwierig. Es gab sogar den Vorschlag, das Hauptquartier auf einem Schiff unterzubringen, das ständig in der Welt unterwegs sein könnte. Schließlich wurde die erste UN-Generalversammlung in London und die dritte in Paris abgehalten, und es folgten Sitzungen in verschiedenen anderen Städten, bis schließlich der Hauptsitz in New York fertiggestellt war. Auch damals muss es ein sensationelles Konzept gewesen sein, den Sitz der Vereinten Nationen auf einem Schiff einzurichten. Da die Hochsee nicht unter der Souveränität eines Landes steht, ist sie ein Symbol für die globalen Gemeingüter, und die Idee vergegenwärtigt uns die Vision der Vereinten Nationen als Parlament der Menschheit.

Angesichts dieser Geschichte scheint es sinnvoll zu sein, die Plenarsitzungen  eines UN-Jugendrates abwechselnd in verschiedenen Ländern abzuhalten, anstatt ihn beim UN-Hauptquartier in New York anzusiedeln. Als Tagungsorte sollten bevorzugt solche  ausgewählt werden, die Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft aus Gebieten zugänglich sind, in denen die durch den Klimawandel verursachten Verluste und Schäden am Ökosystem am gravierendsten sind.

Das von mir gegründete Toda Peace Institute hat seine Konferenzen häufig in Gebieten abgehalten, die von dem jeweils ausgewählten Leitthema besonders stark betroffen sind. Diese Vorgehensweise beruht auf dem Grundsatz, auf die Stimmen jener Menschen zu hören, die leiden, und ihnen beizustehen. Auf der Grundlage dieser Verpflichtung arbeitet das Institut derzeit an einem Forschungsprogramm zum Klimawandel, das sich auf die pazifischen Inselgemeinschaften konzentriert, die von den schwerwiegenden Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels besonders stark betroffen sind.[56] Ich bin der festen Überzeugung, dass die Einrichtung eines UN-Jugendrates, der an Orten oder in der Nähe von Orten tagt, die von den zu diskutierenden Problemen am stärksten betroffen sind, die Partnerschaft zwischen den Vereinten Nationen und der Zivilgesellschaft in entscheidendem Maße stärken würde.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein wichtiges Vorhaben des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes hinweisen. Das Gremium arbeitet derzeit an einer Allgemeinen Bemerkung zu den Kinderrechten und der Umwelt und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf den Klimawandel (Allgemeine Bemerkung Nr. 26). Nachdem der Ausschuss bereits Beiträge von Nichtregierungsorganisationen und Menschen aller Altersgruppen erhalten hat, wird er ab dem nächsten Monat aktiv die Meinung von Kindern aus der ganzen Welt einholen. Es ist geplant, ein aus Kindern zusammengesetztes Beratungsteam einzurichten, um sie in die Ausarbeitung der Allgemeinen Bemerkung Nr. 26 einzubeziehen – eine unschätzbare Gelegenheit, ihre Stimme in globalen Prozessen zu berücksichtigen.[57]

Die SGI hat bei ihren Aktivitäten zur Bewältigung von Umweltproblemen stets die Jugend in den Mittelpunkt gestellt. Im Rahmen der 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow letztes Jahr wurde die Ausstellung „Seeds of Hope & Action: Making the SDGs a Reality“ (Samen der Hoffnung säen – die SDGs Wirklichkeit werden lassen) gezeigt, die von der Erd-Charta und der SGI gemeinsam konzipiert wurde. Außerdem gab die SGI auf einer Pressekonferenz folgende Erklärung ab:

Auf die Stimmen junger Menschen zu hören, ist nicht optional; es ist der einzig logische Weg, wenn wir uns wirklich um die Zukunft unserer Welt sorgen.[58]

Der Mensch besitzt ursprünglich die Kraft, jede Herausforderung zu meistern. Wenn sich die Jugend in der festen Überzeugung, dass sie die Zukunft selbst bestimmen kann, solidarisch erhebt, werden dieses neue Bewusstsein und diese Dynamik sicherlich zur treibenden Kraft für eine bessere Zukunft werden.

Ein gesundes Lernumfeld für Kinder

Der zweite Bereich, der unserer unmittelbaren Aufmerksamkeit und unseres Handelns bedarf, ist die Bildung. Hier möchte ich einige Vorschläge unterbreiten, um die Bereitstellung von Lernmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten und zu verbessern.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie lag der globale Schwerpunkt auf der öffentlichen Gesundheit und der wirtschaftlichen Erholung. Neben diesen Themen hat sich jedoch weltweit ein weiteres ernstes Problem herauskristallisiert: die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche in Form von unterbrochenen Bildungsangeboten und dem Verlust von Lernmöglichkeiten aufgrund von Schulschließungen. Eine Studie zeigt, dass mindestens 1,6 Milliarden Schulkinder betroffen sind.[59]

Der Verlust von Unterrichtsstunden ist nicht die einzige Folge von Schulschließungen. Die abrupte Unterbrechung der täglichen Interaktionen mit Freundinnen und Freunden macht es zahllosen Kindern schwer, ein greifbares Gefühl ihrer Entwicklung und Hoffnung auf die Zukunft zu bekommen. Dies wiederum führt zu emotionalem und psychischem Leid, und sie geraten in eine Spirale der Einsamkeit und des Motivationsverlusts.

Zudem fällt durch die Schließung von Schulen die Schulspeisung weg, die für Kinder aus wirtschaftlich schwachen Familien und Gemeinden eine lebenswichtige Nahrungsquelle darstellt. Dauert dieser Zustand länger an, steht zu befürchten, dass eine zunehmende Zahl von Kindern an den Folgen von Unterernährung wie Blutarmut und Untergewicht leiden wird. Diese Art von weitreichender und langfristiger Unterbrechung des Präsenzunterrichts ist gleichzeitig auf der ganzen Welt zu beobachten und beispiellos in der Geschichte des modernen Schulbildungssystems.

Zwar haben zahlreiche Regierungen Maßnahmen zur Bereitstellung von Fernunterricht ergriffen, um den Unterrichtsausfall zu minimieren und den Schülerinnen und Schülern Chancen zu bieten, doch gibt es immer noch eine enorme Anzahl an Schulkindern, die sich auf der falschen Seite der digitalen Kluft befinden und keinen Zugang zu den dafür erforderlichen Mitteln haben.

Education Cannot Wait, ein globaler Fonds, der Bildungssoforthilfe in Regionen leistet, die von Konflikten, Naturkatastrophen und anderen humanitären Krisen betroffen sind, hat als Reaktion auf die Corona-Notlage zusätzliche Mittel bereitgestellt. Dazu gehört die Unterstützung von Fernunterrichtslösungen, die 29,2 Millionen Mädchen und Jungen erreichen.[60] Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich zu stärken, um für alle Kinder eine ununterbrochene Bildung zu gewährleisten. 

Damit so schnell wie möglich für möglichst viele Kinder verloren gegangene Bildungschancen wiederhergestellt werden, ist es außerdem wichtig, von den Erfolgsgeschichten in Ländern zu lernen, in denen Fernunterricht auch ohne Internetzugang möglich war. 

So startete die Regierung von Sierra Leone nach dem Ausbruch von COVID-19 ein interaktives Radio-Unterrichtsprogramm, das 2,6 Millionen Schülerinnen und Schülern ermöglichte, in der Zeit der Schulschließungen weiter zu lernen.[61] Dabei konnte sie auf die Erfahrungen zurückgreifen, die sie bei wiederholten Ebola-Ausbrüchen gesammelt hatte. Weitere innovative Lösungen gibt es im Südsudan, wo solarbetriebene Radiogeräte an die Kinder armer Haushalte verteilt wurden,[62] und im Sudan, wo Zeitungen die Hausaufgaben abdruckten.[63]

Solche kreativen und flexiblen Lösungen, die dem Lernen der Kinder höchste Priorität einräumen, sind von großer Bedeutung. Sie zeigen, wie wichtig es ist, dafür zu sorgen, dass das Licht des Lernens zu jeder Zeit für alle Kinder leuchtet, unabhängig von den Umständen, in denen sie leben.

Diese entscheidende Rolle der Bildung hat UN-Generalsekretär Guterres einmal auf der Grundlage seiner eigenen Erfahrungen als Lehrer auf den Punkt gebracht (er hatte Kindern in einkommensschwachen Vierteln in Portugal kostenlosen Mathematikunterricht erteilt): „In den Slums von Lissabon habe ich erlebt, dass Bildung ein Motor für die Beseitigung der Armut und eine Kraft für den Frieden ist.“[64]

Auf diesem Geist basieren auch die Soka-Schulen und -Universitäten, die zu gründen ich die Ehre hatte. Sie wurzeln in den pädagogischen Methoden und Bemühungen von Tsunesaburo Makiguchi und Josei Toda, die sich vor fast einhundert Jahren als Pädagogen engagierten und später erster bzw. zweiter Präsident der Soka Gakkai wurden.

Als Direktor einer Grundschule für Kinder aus einkommensschwachen Familien in Tokio arbeitete Herr Makiguchi, der auf dem Schulgelände wohnte, tagein, tagaus hart daran, seinen Schülerinnen und Schülern die bestmögliche Lernumgebung zu bieten. Zu den zahlreichen Maßnahmen, die er einführte, gehörten kostenlose Schulmahlzeiten für unterernährte Kinder. Kinder, die aufgrund von Krankheit nicht zur Schule gehen konnten, besuchte er zuhause. 

Nach einem Besuch der Schule, deren zerbrochene Fenster mit Pappe gegen Wind und Wetter abgedichtet waren, schrieb ein Zeitzeuge: „Was mich am meisten beeindruckte, waren die grenzenlose Begeisterung und die Energie, mit der sich Makiguchi für die Bildung und das Wohlergehen dieser Kinder aus verarmten Haushalten einsetzte.“[65]

Herr Makiguchis Nachfolger Josei Toda unterrichtete an derselben Grundschule und unterstützte seinen Mentor in dessen Bemühungen, Kindern, die unter schwierigsten Bedingungen in Tokio lebten, das Licht des Lernens zu bringen.

Im Geiste dieser beiden Pädagogen haben die Soka-Schulen von der Grundschule bis zur Hochschule ihre Stipendienprogramme zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern aus finanziell schwachen Familien erweitert und verbessert.

Die Soka-Universität in Japan beschränkt ihre finanzielle Unterstützung nicht nur auf japanische oder internationale Studierende, sondern hat im Rahmen des Programms für Hochschulbildung für Flüchtlinge des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR), dem sie 2016 beigetreten ist, Stipendien auch für Bewerberinnen und Bewerber mit Flüchtlingsstatus bereitgestellt. Seit 2017 beteiligt sie sich an der Japanischen Initiative für die Zukunft von syrischen Flüchtlingen (JSIR) der Japan International Cooperation Agency. Darüber hinaus unterzeichnete sie im vergangenen Jahr eine Vereinbarung mit dem UNHCR zur Unterstützung von Studierenden von Master-Studiengängen, womit die Soka-Universität die erste Einrichtung in Japan ist, die Geflüchtete sowohl in Bachelorals auch Master-Studiengänge aufnimmt.

Schätzungen zufolge schaffen es nur 5 Prozent der Geflüchteten weltweit an eine Universität oder eine Fachhochschule.[66] Vor dem Hintergrund dieser harten Realität müssen wir uns immer wieder vergegenwärtigen, dass die Hoffnungen gewaltsam vertriebener Jugendlicher, eine Ausbildung zu erhalten und ihre Ziele zu erreichen, genauso stark sind wie die von Gleichaltrigen, die in einem weniger schwierigen Umfeld leben.

Die Soka Gakkai unterstützt seit langem die Aktivitäten des UNHCR. Zudem haben wir im Januar letzten Jahres in Zusammenarbeit mit den Musikern ohne Grenzen ein neues Gemeinschaftsprojekt in Jordanien gestartet.[67] Ins Leben gerufen mitten in der Corona-Pandemie, nutzt es Musik, um Kindern von Geflüchteten und Kindern des Gastlandes neue Hoffnung zu geben. Es zielt darauf ab, ihnen durch musikalische Erziehung und Ausbildung Kraft zur Überwindung von Schwierigkeiten zu schenken. Bis heute bildet das Programm junge Menschen zu Musiklehrerinnen und -lehrern aus, und die so Geförderten geben wiederum Sommerworkshops an verschiedenen Orten im Land.

Tareq Jundi, Musiker und lokaler Partner des Projekts, verglich diese Aktivitäten mit der Aussaat von Samen. Er erklärte, dass das Ergebnis zwar nicht sofort sichtbar sei, sich aber definitiv eine Veränderung abzeichne.[68] Auch ich glaube, dass das Wesen von Erziehung in der geduldigen Bemühung liegt, die Samen von Möglichkeiten in die Herzen der Kinder zu säen und mit ganzer Kraft auf ihre volle Entfaltung hinzuarbeiten.

Neben der Aufgabe, die Verfügbarkeit von Bildungsmöglichkeiten in Notsituationen abzusichern, besteht ein weiteres wichtiges Anliegen darin, weltweit die Bereitstellung integrativer Erziehung und Bildung zu beschleunigen, die Kindern und Jugendlichen mit Behinderung das Recht auf Lernen und Bildung garantiert.

Einem im November letzten Jahres veröffentlichten UNICEF-Bericht zufolge wird die Zahl der Kinder mit Behinderung weltweit auf fast 240 Millionen geschätzt, was bedeutet, dass jedes zehnte Kind mit irgendeiner Form von Behinderung lebt.[69] Diese Kinder fordern zwar auf Grundlage des Prinzips der Inklusion und der Gleichbehandlung aller Menschen dieselben Rechte wie andere ein, doch ist die Durchsetzung ihres Anliegens erschwert, weil bei der Bekämpfung von Diskriminierung und dem Abbau anderer gesellschaftlicher Hürden bisher kaum Fortschritte erzielt wurden.

Durch COVID-19 hat sich die Situation, mit der diese Kinder konfrontiert sind, noch weiter verschärft. Selbst wenn Online-Infrastrukturen und -Angebote vorhanden sind, ist es für Menschen mit Behinderung ohne spezifische, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Unterstützung besonders schwierig, am Fernunterricht teilzunehmen. Häufig ist daher eine intensive Unterstützung durch Familienmitglieder oder andere Betreuungspersonen erforderlich.

Mit dem Ziel, eine „inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung“[70] für alle zu gewährleisten, sollen den Zielen für nachhaltige Entwicklung zufolge Maßnahmen getroffen werden, die einen gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsstufen sicherstellen und Lerneinrichtungen vorhalten, die den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung entsprechen. Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele und zur Bewältigung von Problemen, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zutage getreten sind, haben absolute Priorität.

Im Vorfeld der Verabschiedung des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD) und des Fakultativprotokolls zum Übereinkommen durch die UN-Generalversammlung im Jahr 2006 war Bildung eines der am intensivsten diskutierten Themen. Im Ergebnis ist in der Konvention festgelegt, dass die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen sicherstellen sollen, um gleiche Bildungschancen zu verwirklichen.[71]

Das CRPD enthält zudem den Grundsatz, dass es eine Diskriminierung darstellt, wenn Menschen mit Behinderung keine „angemessenen Vorkehrungen“ zur Verfügung gestellt bekommen, die ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen.[72] Darüber hinaus ist dort festgelegt, dass im Bildungswesen angemessene Vorkehrungen getroffen werden müssen.[73]

Mit dem Übereinkommen wurde das Konzept eingeführt, dass Behinderung nicht als individuelle Angelegenheit betrachtet werden darf, sondern durch Veränderungen in den sozialen Systemen adressiert werden muss. Diesem neuen Verständnis lag ein entscheidender Durchbruch im Verhandlungsprozess zugrunde. Nichtregierungsorganisationen, die im Behindertenbereich tätig sind, richteten unter dem Motto „Ohne uns nichts über uns“, einen eindringlichen Appell an die Regierungen,[74] sodass die Beteiligung ihrer Vertreterinnen und Vertreter sichergestellt wurde.

Das CRPD wurde bis heute von 184 Ländern und Regionen ratifiziert.[75] In Erinnerung an die Entschlossenheit und den Einsatz der vielen Menschen, die an der Ausarbeitung und Verabschiedung des CRPD beteiligt waren, fordere ich hiermit zu noch größeren Anstrengungen auf, damit inklusive Erziehung und Bildung endlich durchgesetzt werden.

Nujeen Mustafa, eine junge Geflüchtete aus Syrien, wurde mit einer zerebralen Lähmung geboren und setzt sich heute beim UNHCR für die Belange von Kindern mit Behinderung ein. Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen betont sie:

Inklusive Bildung bedeutet nicht nur, jemanden mit einer Behinderung in eine Schule einzuschreiben, sondern auch, auf die Bedürfnisse dieser Person einzugehen, ohne ihr das Gefühl zu geben, isoliert oder ausgeschlossen zu sein oder sich von anderen Schülern ohne Behinderung zu unterscheiden. Es geht nicht nur darum, die Toilette oder das Gebäude zugänglich zu machen, sondern auch darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.[76]

Im Alter von sechzehn Jahren musste Nujeen Mustafa aus ihrem Heimatland fliehen, das von einem Bürgerkrieg heimgesucht wurde. Nach einer 6.000 km langen Reise im Rollstuhl fand sie in Deutschland, wo sie zu ihren Gedanken über inklusive Bildung befragt wurde, eine neue Heimat. Sie spricht im Namen von Menschen mit Behinderung und betont die Notwendigkeit eines radikalen Wandels in der allgemeinen Wahrnehmung von und Einstellung gegenüber Behinderung:

Dort, wo ich aufgewachsen bin, bedeutete eine Behinderung, dass man nur am Rande der Gesellschaft leben und sich als Mensch nicht weiterentwickeln kann - sei es in akademischer oder persönlicher Hinsicht. […] Ich glaube, das größte Missverständnis, das es in der Gesellschaft in Bezug auf Menschen wie uns gibt, besteht in der Annahme, dass wir keine Ambitionen oder Träume hätten. Dass die bloße Tatsache einer Behinderung jede noch so kleine Hoffnung auf Verwirklichung dieser Träume in uns auslöschen müsste.[77]

Wie Nujeen Mustafa betont, ist es unrecht, wenn falsche gesellschaftliche Vorstellungen und Vorurteile gegenüber Behinderung die Zukunftshoffnungen von Kindern zerstören.

Im September dieses Jahres werden die UN den Transforming Education Summit einberufen. Dieser Gipfel soll auf den Ergebnissen eines UNESCO-Berichts aufbauen, der im vergangenen November vorgelegt wurde und eine Vision für die Zukunft der Bildung enthält. In dem Bemühen, die Rolle der Bildung in Schlüsselmomenten des gesellschaftlichen Wandels neu zu denken, veröffentlichte die UNESCO 1972 und 1996 ähnliche Berichte. An diese schließt sich der jüngste an; er ist der erste seiner Art seit fünfundzwanzig Jahren.

Der Bericht stützt sich auf die Beiträge von über einer Million Menschen, die in einem zweijährigen globalen Konsultationsprozess gesammelt wurden, und befasst sich mit den folgenden Fragen: Zu den extremen Zukunftsszenarien gehört auch eine Welt, in der hochwertige Bildung ein Privileg der Eliten ist und sehr viele Menschen im Elend leben, weil sie keinen Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen haben. Werden sich die derzeitigen Ungleichheiten in der Bildung mit der Zeit immer weiter verschärfen, bis Lehrpläne irrelevant geworden sind? Wie werden sich diese möglichen Veränderungen auf unser Menschsein an sich auswirken?[78]

Von diesem Blickwinkel aus unterstreicht der Bericht die Bedeutung einer weltweiten Zusammenarbeit zur Unterstützung von Geflüchteten und Menschen in schwierigen Lebensumständen sowie zur Gewährleistung des Rechts auf hochwertige Bildung für alle, unabhängig davon, ob sie in irgendeiner Form beeinträchtigt sind oder nicht. Darüber hinaus ruft er zu gemeinsamen Anstrengungen auf, um zu ergründen, welche Rolle die Bildung mit Blick auf das Jahr 2050 und darüber hinaus spielen kann.

In Anbetracht dessen halte ich den Transforming Education Summit im September für eine perfekte Gelegenheit, produktive Diskussionen zu Themen wie Bildung in Notlagen und integrative Bildung zu führen. Auf der Tagesordnung könnte auch die Erziehung zur Weltbürgerschaft als entscheidendes Mittel zur Förderung jenes Bewusstseins für globale Solidarität stehen, die ich in der ersten Hälfte dieses Vorschlags gefordert habe. Ich ermutige die Beteiligten außerdem, einen globalen Aktionsplan für Erziehung und Bildung, Wachstum und Glück aller Kinder zu entwickeln und zu verabschieden.

Konflikte, Katastrophen und Pandemien stellen Bedrohungen dar, die die Bewältigungsfähigkeiten von Kindern bei weitem übersteigen. Indem man der globalen Vorbereitung von Bildungshilfen in Notlagen Priorität einräumt, zeigt man die klare Selbstverpflichtung, kein Kind zurückzulassen. Die Verbesserung der integrativen Bildung auf allen Ebenen – von der Grundschule bis zur Hochschule – wird das Lernumfeld für alle Kinder verbessern, die mit verschiedenen Formen von Not und Diskriminierung konfrontiert sind.

Ich bin letztendlich zuversichtlich, dass die Erziehung zur Weltbürgerschaft als gemeinsame Grundlage für die Bewältigung der großen Krisen der Menschheit dienen wird. Wie bereits erwähnt, hat mein Mentor, der zweite Präsident der Soka Gakkai, Josei Toda, die Idee einer Weltbürgerschaft in dem Begriff chikyu minzokushugi ausgedrückt, und ich habe mein Leben einer Erziehung gewidmet, die diese fördert. Auch ist sie seit jeher ein konsequenter Schwerpunkt der Bemühungen der SGI.

Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird die Weltbevölkerung auf voraussichtlich 10,9 Milliarden Menschen anwachsen.[79]

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Verabschiedung eines globalen Aktionsplans für Erziehung und Bildung, Wachstum und Glück aller Kinder auf dem Transforming Education Summit im September dieses Jahres eine wichtige Grundlage für die Bewahrung der Träume und Hoffnungen nicht nur der Kinder von heute sein wird, sondern auch der künftigen Generationen.

Abschaffung der Atomwaffen: Der Schlüssel zu einer nachhaltigen globalen Zukunft

Der dritte wichtige Themenbereich, der behandelt werden muss, ist die Abschaffung der Atomwaffen. Zu diesem Zweck möchte ich zwei Vorschläge unterbreiten.

Der erste betrifft Schritte, um sich von Sicherheitsdoktrinen zu lösen, die von Atomwaffen abhängig sind. Am 3. Januar dieses Jahres haben die Staats- und Regierungschefs der fünf Atomwaffenstaaten – die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich – eine Erklärung zur Verhinderung eines Atomkriegs und zur Vermeidung von Wettrüsten abgegeben. Auch wenn die Erklärung unterschiedlich interpretiert werden kann, so besagt sie doch eindeutig, dass „ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf“ und bringt den Willen zum Ausdruck, gemeinsam nach Wegen zur Vermeidung militärischer Konfrontationen zu suchen. Es ist zu hoffen, dass dies zu positiven Maßnahmen in diesem Sinne führen wird.[80]

In diesem Zusammenhang fordere ich den UN-Sicherheitsrat auf, diese gemeinsame Erklärung, die die Bedeutung der Selbstbeschränkung anerkennt, als Grundlage für eine Resolution zu verwenden, in der die fünf Atomwaffenstaaten aufgefordert werden, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um ihren Verpflichtungen zur nuklearen Abrüstung gemäß Artikel VI des Vertrags über die Nichtverbreitung von Atomwaffen (NPT) nachzukommen.

Ferner dränge ich darauf, auf der für dieses Jahr geplanten Überprüfungskonferenz des NPT die Forderung nach einem hochrangigen Treffen zur Verringerung der Rolle von Atomwaffen zu vereinbaren und in die Abschlusserklärung aufzunehmen. An diesem hochrangigen Treffen sollten auch Staaten teilnehmen, die zwar über Atomwaffen verfügen, aber nicht in den Rahmen des NPT fallen, um so die nukleare Abrüstung wesentlich voranzubringen.

Selbst inmitten der Corona-Krise sind die weltweiten Militärausgaben weiter gestiegen.[81] Die aktuellen Bestände umfassen mehr als 13.000 nukleare Sprengköpfe, und die Modernisierung geht weiter, ohne dass ein Ende in Sicht wäre.[82] Es besteht die ernste Sorge vor einer weiteren globalen Aufstockung des Atomwaffenarsenals. 

Die Pandemie hat auch neue Risiken im Zusammenhang mit Atomwaffen ans Licht gebracht, weil sie Situationen geschaffen hat, die die Befehlskette unterbrechen könnten: politische Entscheidungsträger von Atomwaffenstaaten mussten aufgrund einer Corona-Infektion vorübergehend die Macht an ihre Stellvertreter übertragen, und an Bord eines atomgetriebenen Flugzeugträgers sowie eines Lenkwaffenzerstörers kam es zu größeren Corona-Ausbrüchen.

Als Hohe Vertreterin der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen wies Izumi Nakamitsu in ihren Ausführungen zum Thema Atomwaffen im September letzten Jahres auf ein weiteres Problem hin, das durch die Pandemie in den Mittelpunkt gerückt wurde: „[Sie] hat uns gelehrt, dass scheinbar unwahrscheinliche Ereignisse tatsächlich eintreten und katastrophale globale Auswirkungen haben können.“[83]

Auch ich möchte davor warnen, dass es gefährlich ist, weiterhin blind darauf zu vertrauen, von den katastrophalen Folgen eines Einsatzes von Atomwaffen verschont zu bleiben. Wie Izumi Nakamitsu in ihrer Rede betonte, ist es nur einer Kombination aus glücklichem Zufall und bestimmten Personen, die eine furchtbare Eskalation von Zwischenfällen verhinderten, zu verdanken, dass es seit den Bombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki nicht zu einem weiteren Einsatz von Atomwaffen gekommen ist. Angesichts des heutigen „instabilen internationalen Umfelds, in dem die Leitplanken entweder abgenutzt sind oder ganz fehlen,“[84] können wir es uns nicht mehr leisten, uns ausschließlich auf die Besonnenheit von Einzelpersonen oder den glücklichen Zufall zu verlassen.

Derzeit ist der einzige verbliebene bilaterale Rahmen für die nukleare Abrüstung der Neue Vertrag zur Reduzierung strategischer Waffen (New START), auf dessen Verlängerung sich Russland und die Vereinigten Staaten im Februar 2021 geeinigt haben.

Die ursprünglich für diesen Monat geplante Überprüfungskonferenz des NPT wurde aufgrund der Auswirkungen der Pandemie verschoben. Derzeit gibt es Erwägungen, die Konferenz im kommenden August neu anzusetzen. Auf der letzten Überprüfungskonferenz im Jahr 2015 konnte kein Abschlussdokument verabschiedet werden, ein Scheitern, das sich nicht wiederholen darf. Ich fordere die Parteien auf, sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen, um das in der Präambel des NPT gegebene Versprechen zu erfüllen, nämlich „alle Anstrengungen zur Abwendung der Gefahr eines solchen Krieges zu unternehmen.“[85]

Der Geist, der in der gemeinsamen Erklärung der fünf Atommächte vom Januar dieses Jahres bekräftigt wird – dass „ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf“[86] – kam erstmals während des Kalten Krieges bei einem Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Ronald Reagan (1911–2004) und dem sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow im November 1985 in Genf zum Ausdruck. Dieser Geist wurde auch in der Erklärung nach dem Gipfeltreffen zwischen den USA und Russland im Juni 2021 hervorgehoben.

Der UN-Sicherheitsrat sollte die Möglichkeit schaffen, alle Schritte zu erörtern, die erforderlich sind, um die Atomwaffen-Ära zu beenden, das Ergebnis dieser Beratungen in Form einer Resolution zu verabschieden und damit einen grundlegenden Wandel einzuleiten.

Als Beginn von Verhandlungen über nukleare Abrüstung, die nicht nur den beiden Supermächten, sondern der gesamten Menschheit zugutekamen, gilt weithin die gemeinsame Erklärung der Sowjetunion und der USA auf der Genfer Gipfelkonferenz 1985.

Der ehemalige sowjetische Präsident Gorbatschow reflektierte später über seine Entscheidung, sich für die nukleare Abrüstung  einzusetzen, wie folgt:

Stellen Sie sich vor, Sie rollen einen Stein vom Gipfel eines Berges und gehen davon aus, dass dieser Stein alleine den Berg nicht zum Einsturz bringen kann. Doch ausgelöst durch diesen einzelnen Stein, kommen immer mehr Steine ins Rollen, und der Berg stürzt vollständig ein. Auf genau die gleiche Weise kann ein Atomkrieg ausgelöst werden. Der Abschuss einer einzigen Rakete kann alles in Bewegung setzen. Heutzutage sind die Kommando- und Kontrollsysteme der strategischen Atomwaffen fast vollständig computerisiert. Je mehr Atomwaffen, desto größer die Möglichkeit eines unbeabsichtigten Atomkriegs.[87]

Die Entwicklung von Atomwaffen geht weiter, und der ständige Zustrom neuer Mittel, die zur Konfrontation mit anderen Ländern eingesetzt werden, beruht womöglich auf der Annahme, dass keine einzelne dieser Aktionen den Berg zum Einsturz bringen wird. Atomwaffenstaaten und von Atomwaffen abhängige Staaten müssen sich jedoch der nackten Tatsache stellen, dass sie sich selbst und die Welt zu extremer und nie endender Unsicherheit verurteilen, solange sie auf eine nukleare Abschreckung setzen, die auf gegenseitiger Bedrohung beruht.

In einem Dialog, den ich mit dem früheren Präsidenten der Sowjetunion führte, betonte Gorbatschow: „Es wird immer deutlicher, dass Atomwaffen kein Mittel zur Erlangung nationaler Sicherheit sein können. Im Gegenteil. Mit jedem Jahr, das vergeht, stellen sie unsere Sicherheit noch mehr in Frage.“[88]

Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, halte ich es für dringend geboten, einen Weg zu finden, der uns von den gegenwärtigen, auf Atomwaffen basierenden Sicherheitsstrategien „entgiftet“.

Das erklärte Ziel der Politik der nuklearen Abschreckung besteht darin, einen Gegner vom Einsatz von Atomwaffen abzuhalten. Diese Politik enthält den folgenden Widerspruch: Soll die Abschreckung glaubhaft sein, muss man auch selbst unablässig die Bereitschaft demonstrieren, diese Waffen einzusetzen. Um diesen Widerspruch aufzulösen und Atomwaffen aus der Sicherheitspolitik zu verbannen, muss neu darüber nachgedacht werden, welche Schritte jetzt erforderlich sind, auch solche, bei denen die internationale Gemeinschaft miteinbezogen wird.

Die nationale Sicherheit mag ein Anliegen von übergeordneter Bedeutung sein. Aber welchen Sinn kann es haben, weiterhin auf Atomwaffen angewiesen zu sein, wenn diese doch nicht nur dem Gegner, sondern auch dem eigenen Land derart verheerenden Schaden zufügen und die Grundlagen des Überlebens der Menschheit unwiderruflich zerstören können?

Aus diesem Blickwinkel heraus müssen wir mit dem Prozess der Entgiftung beginnen, indem wir unser Augenmerk vom Handeln anderer Länder auf unser eigenes lenken. Auf diese Weise können die Staaten anfangen, das in der Präambel des NPT gegebene Versprechen zu erfüllen und wirklich „alle Anstrengungen zur Abwendung der Gefahr eines solchen Krieges“ zu unternehmen.

Es sollte klar sein, dass das Ziel des NPT nicht darin besteht, einen Zustand gegenseitiger atomarer Bedrohung als unausweichliches Schicksal der Menschheit zu etablieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Verpflichtung zur nuklearen Abrüstung als wesentlicher Pfeiler des NPT in Artikel VI festgeschrieben wurde und das gemeinsame Verständnis widerspiegelt, dass es sich um eine grundlegend zu lösende Frage handelt.

Anders als zu Zeiten des Kalten Krieges leben wir heute in einer Epoche, in der sich die führenden Politikerinnen und Politiker sogar mitten in einer Krise online treffen und einander in Echtzeit in die Augen schauen können. Und doch sind ihre Annahmen über die künftigen Schritte des Gegenübers weiterhin von Misstrauen und Argwohn bestimmt, während sie gleichzeitig ihre eigenen Atomwaffenarsenale einsatzbereit halten.

In der gemeinsamen Erklärung der fünf Atommächte heißt es: „Wir bekräftigen die Gültigkeit unserer früheren Erklärungen zur Entschärfung von Atomwaffen. Unsere Atomwaffen sind weder aufeinander noch auf einen anderen Staat gerichtet.“[89] Auf Basis dieser Selbstbeschränkung ist es nun an der Zeit, dass die Atomwaffenstaaten eine grundlegende Neuausrichtung ihrer Sicherheitspolitik vornehmen und die seit Beginn des Kalten Krieges bestehende nukleare Bedrohung beseitigen. Um ein solches Umfeld zu fördern, müssen Verhandlungen über Maßnahmen eingeleitet werden, die unter anderem die Rolle der Atomwaffen in der Sicherheitspolitik verringern, Konflikte entschärfen und das Risiko eines unbeabsichtigten Einsatzes minimieren sowie die Entwicklung neuer Atomwaffen verhindern.

Japan wird im Jahr 2023 Gastgeber des G7-Gipfels sein. Ich schlage vor, zeitgleich in Hiroshima ein hochrangiges Treffen zur Verringerung der Rolle von Atomwaffen abzuhalten, an dem auch die Staats- und Regierungschefs von Nicht-G7-Ländern teilnehmen könnten, um intensiv über Möglichkeiten zur Förderung solcher konkreten Maßnahmen zu beraten.

Am 21. Januar dieses Jahres gaben Japan und die USA eine gemeinsame Erklärung zum Atomwaffensperrvertrag (NPT) ab. Darin erklären beide Regierungen: „Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die sich für immer in das Gedächtnis der Welt eingebrannt haben, sind eine eindringliche Erinnerung daran, dass der seit 76 Jahren bestehende Verzicht auf den Einsatz von Atomwaffen aufrechterhalten werden muss.“[90] Sie rufen auch führende Politikerinnen und Politiker, Jugendliche und andere Menschen auf, Hiroshima und Nagasaki zu besuchen, um das Bewusstsein für die Schrecken des Einsatzes von Atomwaffen zu schärfen.

Ich betone seit langem, wie wichtig es ist, dass führende Politikerinnen und Politiker die Orte der Atombombenabwürfe besuchen. Eine hervorragende Gelegenheit hierzu böte ein Gipfeltreffen in Hiroshima.

Dieses hochrangige Treffen sollte nicht nur ein günstiges Umfeld für die Verankerung des Grundsatzes eines umfassenden Verzichts auf den Einsatz von Atomwaffen als Schritt hin zu ihrer weltweiten Abschaffung bieten, sondern auch wirksame Verbote von Cyberangriffen auf Systeme diskutieren, die mit Atomwaffen in Verbindung stehen sowie Verbote der Integration von Künstlicher Intelligenz in den Betrieb solcher Systeme erörtern – Punkte, die ich in meinem Friedensvorschlag von 2020 behandelt habe.

Ich fordere nachdrücklich, dass durch solche Bemühungen die Verhandlungen zur Erfüllung der Abrüstungsverpflichtungen gemäß Artikel VI des NPT endlich in Schwung gebracht werden, damit eine unumkehrbare Dynamik in Richtung Abschaffung aller  Atomwaffen entsteht.

Unsere gemeinsame Verantwortung für die Zukunft 
Mein zweiter Vorschlag zur Frage der Atomwaffen bezieht sich auf den Vertrag über das Verbot von Atomwaffen (TPNW), und auch hier fordere ich mit Nachdruck, dass sowohl Japan und andere von Atomwaffen abhängige Staaten als auch die Atomwaffenstaaten als Beobachter an der ersten Tagung der Vertragsstaaten (1MSP) des TPNW teilnehmen, die im März in Wien stattfindet. Ich empfehle außerdem, die Tagung für eine verbindliche Zusage zur Einrichtung eines ständigen Sekretariats zu nutzen, mit Hilfe dessen die Erfüllung der im TPNW festgelegten Verpflichtungen und die internationale Zusammenarbeit sichergestellt werden kann.

Die Schweiz, Schweden und Finnland, die den TPNW nicht unterzeichnet haben, sowie Norwegen und Deutschland, die Mitglieder des Nordatlantikpaktes (NATO) sind, haben bereits angekündigt, als Beobachter an dem Treffen teilnehmen zu wollen. Die NATO hat in der Vergangenheit ihren Mitgliedsstaaten freigestellt, im Hinblick auf Atomwaffen ihren eigenen Weg zu wählen. Der TPNW wiederum enthält kein spezifisches Verbot für Vertragsstaaten, die in Bündnisbeziehungen mit Atomwaffenstaaten stehen.

Die Bedeutung der Tatsache, dass Norwegen und Deutschland bei der ersten Tagung der Vertragsstaaten einen Beobachterstatus anstreben, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn viele Städte in den NATO-Mitgliedstaaten haben sich Hunderten von Städten und Gemeinden weltweit angeschlossen und den Aufruf der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) unterzeichnet. Damit bringen die Städte ihre Unterstützung für den TPNW zum Ausdruck und fordern ihre jeweiligen Regierungen auf, dem Vertrag beizutreten. Zu den Unterzeichnern des ICAN-Städteappells gehören Städte aus atomwaffenbesitzenden Ländern wie den USA, Großbritannien, Frankreich und Indien, aber auch Hiroshima und Nagasaki.[91]

Auf der Tagesordnung des Treffens steht neben der Unterstützung der Opfer von Atomwaffeneinsätzen und -tests auch die Sanierung kontaminierter Gebiete. Japan sollte sich an den Diskussionen beteiligen und seinen Beitrag leisten, indem es die Realität der in Hiroshima und Nagasaki erlittenen Zerstörungen und die Lehren aus dem Atomunfall in Fukushima 2011 vermittelt.

ICAN-Städteappell

Der im November 2018 gestartete Städteappell der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) ist eine Graswurzel-Kampagne zur Sensibilisierung der Menschen für den Vertrag über das Verbot von Atomwaffen (TPNW) und zum Aufbau lokaler ziviler und politischer Unterstützung für diesen. Sie zielt darauf ab, die Solidarität zwischen den lokalen Regierungen, die den TPNW unterstützen, zu stärken und gleichzeitig den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich proaktiv zu engagieren, indem sie sich an ihren Gemeinde- oder Stadtrat oder ihre gewählten Vertreterinnen und Vertreter wenden. Mit Hilfe sozialer Medien und des Hashtags #ICANSave können die Menschen ihre Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass sie das Recht darauf haben, in einer Welt zu leben, die frei von der Bedrohung durch Atomwaffen ist.

In einem kürzlich geführten Interview sagte Dr. Oliver Meier, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Berliner Büro des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH), dass die Zusage Deutschlands, als Beobachter an der ersten Tagung teilzunehmen, zur Stärkung des Multilateralismus und zur Wiederbelebung der nuklearen Abrüstung beitragen könnte. Auf die Frage, was er von Japans Wunsch halte, ebenfalls mit Beobachterstatus teilzunehmen und als Brückenbauer zwischen Atomwaffenstaaten und Nichtatomwaffenstaaten zu fungieren, antwortete er, Japan könne hier als Land, das bereits einen Atomangriff erlebt habe, eine einzigartige Rolle ausfüllen, und merkte an, dass ein „Brückenbauer“ seiner Funktion nur gerecht werden könne, wenn er sich direkt in Diskussionen auf beiden Seiten einbringe.[92]

2017 organisierte Japan die Group of Eminent Persons for Substantive Advancement of Nuclear Disarmament (SAG), zu der Expertinnen und Experten aus Atomwaffenstaaten und Nichtatomwaffenstaaten eingeladen waren. Es fanden auch Folgetreffen statt, und die Beratungen auf der ersten Tagung der Vertragsstaaten des TPNW könnten konstruktiver gestaltet werden, wenn Japan als Beobachter teilnehmen und über die Ergebnisse des SAG-Prozesses berichten würde. Ich fordere Japan dringend auf, diese Anstrengungen zu unternehmen und auf eine baldige Unterzeichnung und Ratifizierung des Vertrags hinzuarbeiten.

An der ersten Tagung der Vertragsstaaten des Übereinkommens über Streumunition nahmen beispielsweise 34 Staaten als Beobachter teil, von denen viele später zu Vertragsstaaten wurden.[93] Entsprechend wichtig ist, dass so viele Länder wie möglich als Beobachter an der ersten Tagung der Vertragsstaaten des TPNW teilnehmen, um die ernsthaften Bemühungen und die starke Entschlossenheit der Vertragsstaaten und der Zivilgesellschaft zur Abschaffung von Atomwaffen direkt mitzuerleben. Dies wird dazu beitragen, ein gemeinsames Verständnis dafür zu entwickeln, wie der TPNW neue Horizonte und Möglichkeiten für unsere Welt eröffnet.

Die Bedeutung des TPNW geht über den Rahmen eines konventionellen Abrüstungsvertrags hinaus, da er in seinem Kern die Verpflichtung auf humanitäre Prinzipien, das heißt, die Verhinderung katastrophaler Zerstörung, und Menschenrechte, also die Wahrung des Rechts der Menschen auf Leben, beinhaltet. Im Hinblick auf die globalen Gemeingüter, die ich weiter oben im Zusammenhang mit dem Problem des Klimawandels erwähnt habe, ist der TPNW unverzichtbar, um den Frieden der Menschheit als Ganzes zu wahren und das globale Ökosystem als Lebensgrundlage heutiger und künftiger Generationen zu schützen.

In Anbetracht der umfassenden Bedeutung des TPNW sollten ernsthafte Diskussionen über die negativen Auswirkungen einer globalen, auf Atomwaffen basierenden Sicherheitsstrategie in der Gegenwart, zu unseren Lebzeiten und in der Zukunft aufgenommen werden.

Dieses erste Treffen kann als Gelegenheit genutzt werden, über alle Differenzen hinweg einen Dialog zu eröffnen. In dem Maße, wie die Zahl der Vertragsstaaten wächst und immer mehr Länder den wahren Wert und die wahre Bedeutung dieses Vertrages anerkennen, auch wenn sie sich derzeit nicht in der Lage sehen, den TPNW zu unterzeichnen oder zu ratifizieren, bin ich zuversichtlich, dass er als Katalysator für die nötige Energie und den politischen Willen dienen wird, dem Zeitalter der Atomwaffen ein Ende zu setzen.

Aus diesem Grund fordere ich die Einrichtung eines ständigen Sekretariats, das die Bemühungen der Regierungen und der Zivilgesellschaft bündeln soll, um die Ideale und Verpflichtungen des TPNW weltweit zu verbreiten und umzusetzen.

Im Rahmen der Dekade der Aktionen für die Abschaffung von Nuklearwaffen durch die Menschen der Welt, einer Kampagne, die 2007 von der SGI ausgerufen wurde, haben wir uns in Zusammenarbeit mit ICAN und anderen Gruppen für die Verabschiedung eines Vertrags über das Verbot von Atomwaffen eingesetzt. Die zweite Dekade der Aktionen für die Abschaffung von Nuklearwaffen durch die Menschen der Welt begann 2018, ein Jahr nach Unterzeichnung des TPNW, und konzentriert sich darauf, die Ideale des TPNW durch die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Akteuren weltweit zu verbreiten. In diesem Jahr setzen wir uns dafür ein, die Dynamik in dieser Richtung zu fördern, denn wir sind davon überzeugt, dass die Unterstützung der Zivilgesellschaft eine wesentliche Grundlage für die Stärkung der Wirksamkeit des Vertrages ist.

Dies erinnert mich an Professor Galbraith, der die Beseitigung der nuklearen Bedrohung als ein Ziel hervorhob, an dessen Verwirklichung wir alle gemeinsam arbeiten müssten – eine Schlussfolgerung, die seine unmittelbare Erfahrung mit den vielen Krisen des höchst bewegten zwanzigsten Jahrhunderts widerspiegelt. Am Ende seiner Autobiografie Leben in entscheidender Zeit schrieb er: „Ich habe beobachtet, dass Memoirenschreibern die Entscheidung darüber, wann sie aufhören sollen, über öffentliche Belange zu reden, schwerfällt.“[94] Er selbst entschied sich dafür, am Schluss seines Buches ein anderes Thema zu behandeln als sein Fachgebiet Wirtschaft, nämlich das Thema Atomwaffen. Die harte Realität dieses Problems hatte ihn seit seinem ersten Besuch in Japan im Herbst 1945, kurz nach den Bombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki, nie mehr losgelassen.

Zu diesem Zweck zitierte er aus einer Rede, die er 1980 gehalten hatte:
Wenn wir bei der Kontrolle des nuklearen Wettrüstens versagen, werden all die anderen Dinge, über die wir in diesen Tagen debattieren, ohne Bedeutung sein. Es wird keine Fragen mehr zu den Bürgerrechten geben, denn es wird niemand mehr da sein, der sich ihrer erfreuen kann. Der Verfall der Städte wird kein Problem mehr sein, da unsere Städte verschwunden sein werden. So lasst uns gut gelaunt bei all den anderen Themen, die diesem Parteitag vorliegen, uneins sein. Aber lasst uns darüber einig sein, dass wir all unseren Landsleuten, allen unseren Alliierten und allen Menschen sagen werden, dass wir darauf hinarbeiten, diesem nuklearen Grauen, das jetzt wie eine dunkle Wolke über der gesamten Menschheit schwebt, ein Ende zu bereiten.[95]

Wie Professor Galbraith so treffend feststellte, beschränkt sich der zutiefst unmenschliche Charakter von Atomwaffen nicht allein auf die katastrophalen Folgen ihres Einsatzes. Ganz gleich, wie viele Menschen sich um eine bessere Welt und Gesellschaft bemühen oder wie lange sie dies tun oder getan haben – sobald ein nuklearer Schlagabtausch beginnt, wird alles umsonst gewesen sein. Es ist die Realität des Atomzeitalters, dass wir gezwungen sind, in ständiger Gesellschaft mit der schlimmsten – unverständlichsten und absurdesten – Gefahr zu leben, die man sich vorstellen kann.

Das Engagement der SGI für die Abschaffung der Atomwaffen geht auf die Erklärung von Präsident Toda aus dem Jahr 1957 zurück. Inmitten eines sich verschärfenden Rüstungswettlaufs zwischen den Atommächten hatte die Sowjetunion im Monat zuvor erfolgreich eine ballistische Interkontinentalrakete (ICBM) getestet und damit eine neue Realität geschaffen, in der nun alle Teile der Erde der Möglichkeit eines atomaren Angriffs ausgesetzt waren.

Angesichts dieser erschreckenden Realität betonte Herr Toda, dass der Einsatz von Atomwaffen, ganz egal durch welchen Staat, absolut zu verurteilen sei, und äußerte seine Empörung über die zugrunde liegende Denkweise, die den Besitz von Atomwaffen rechtfertigen sollte: „Ich möchte die Klauen des Bösen offenlegen und herausreißen, die in den Tiefen solcher Waffen verborgen liegen.“[96]

An die Empörung meines Mentors über den zutiefst unmenschlichen Charakter von Atomwaffen, die jede und jeden von uns, des Sinns und der Würde des Lebens berauben und das Funktionieren der menschlichen Gesellschaft von Grund auf zerstören können, erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Als sein Schüler spürte ich seinen gerechten Zorn in meinem Innersten und bin seither fest entschlossen, seine Vision zu verwirklichen.

In der Überzeugung, dass sich das Schicksal der Menschheit ohne eine Lösung des Problems der Atomwaffen als Grundübel der modernen Zivilisation nicht verändern lässt, habe ich dieses Thema seit 1983 konsequent in meinen jährlichen Friedensvorschlägen aufgegriffen und mich für die Ächtung der Atomwaffen eingesetzt.

Mehrere Jahrzehnte später ist der TPNW, in dem der Geist der Erklärung von Josei Toda mitschwingt, in Kraft getreten, und die erste Tagung der Vertragsstaaten steht kurz bevor. Die entscheidende Phase der Bemühungen um die Abschaffung von Atomwaffen, angestrebt von so vielen Menschen auf der Welt, angefangen bei den Hibakusha – sowohl den Opfern der Bombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki wie auch den Menschen, die weltweit von der Entwicklung und Erprobung dieser Waffen betroffen sind –, ist nun erreicht.

Durch die Erfüllung dieser Aufgabe können wir unserer Verantwortung für die Zukunft gerecht werden. In dieser Überzeugung wird sich die SGI weiterhin engagieren und die Solidarität der Zivilgesellschaft mit besonderem Augenmerk auf die Jugend stärken, um eine Kultur des Friedens zu erschaffen, in der alle das Recht auf ein Leben in wahrer Sicherheit genießen können.

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[1] Siehe Makiguchi, Makiguchi Tsunesaburo zenshu, Bd. 10, S. 149 f., S. 155.

[2] Die Schriften Nichiren Daishonins, Bd. 1, S. 471.

[3] Guterres, „Secretary-General’s Nelson Mandela Lecture“.

[4] Ebd.

[5] Mandela, „5th Steve Biko Lecture“.

[6] Nussbaum, Die Grenzen der Gerechtigkeit, Berlin: Suhrkamp 2010, S. 32 f.

[7] Guterres, „Secretary-General’s Message“.

[8] UNHCR, „UNHCR: Conflict, Violence, Climate Change“.

[9] Watson, The Vimalakirti Sutra, S. 65 f.

[10] Ikeda und Galbraith, Ningenshugi no daiseiki o, S. 67, aus d. Engl. ins Dt. übers.

[11] Watson, The Lotus Sutra, S. 272.

[12] Makiguchi, Makiguchi Tsunesaburo zenshu, Bd. 10, S. 157. aus d. Engl. ins Dt. übers.

[13] Watson, The Lotus Sutra, S. 328.

[14] Ghebreyesus, „WHO Director-General’s Opening Remarks“, 22. Dezember 2021.

[15] Ghebreyesus, „WHO Director-General’s Opening Remarks”, 9. Dezember 2021.

[16] Einstein, „Die Voraussetzungen der Völkerverständigung“ (1947), in: Aus meinen späten Jahren, Stuttgart: DVA 1979, S. 141.

[17] Gavi, „COVAX Vaccine Roll-out“.

[18] G20 HLIP, A Global Deal for Our Pandemic Age, S. 1.

[19] UN, Charta der Vereinten Nationen, Artikel 55, 57.

[20] WHO, Verfassung der Weltgesundheitsorganisation, Artikel 8.

[21] Siehe Toda, Toda Josei zenshu, Bd, 3, S. 460.

[22] UN, „Political Declaration on Equitable Global Access to COVID-19 Vaccines“.

[23] The Writings of Nichiren Daishonin, Bd. 2, S. 1066.

[24] Siehe Horner, übers., The Book of the Discipline, Bd. 4, S. 381–94.

[25] Siehe Die Schriften Nichiren Daishonins, Bd. 1, S. 1156.

[26] Siehe WHO, „The World Together“.

[27] G7, „Kommuniqué des G7-Gipfels von Carbis Bay“, S. 7.

[28] ILO, World Employment and Social Outlook, S. 11.

[29] Ebd., S. 24.

[30] ILO, „Invest in Youth“.

[31] ILO, Youth & COVID-19, S. 26.

[32] Banerjee und Duflo, Gute Ökonomie für harte Zeiten, aus dem Englischen von Stephan Gebauer, Heike Schlatterer und Thorsten Schmidt, München: 2020, S. 313.

[33] Ebd., S. 22 f.

[34] Ebd., S. 473 f.

[35] Ebd., S. 476.

[36] Ebd., S. 482.

[37] Siehe UN Women, Beyond COVID-19, S. 37.

[38] Generation Equality Forum, „Activism and Commitments“.

[39] Siehe UN Women, Action Coalitions, S. 19.

[40] Siehe UN Women, Beyond COVID-19, S. 12.

[41] UN, „Secretary-General’s Policy Brief”, S. 15.

[42] WHO, „Ageing and Health“.

[43] WeThe15, „A Global Human Rights Movement“.

[44] Siehe ITTO, „Togolese Women Are Becoming Restoration Leaders“.

[45] Soka Gakkai, SGI-Charta, Punkt 7.

[46] Soka Gakkai, Charta der Soka Gakkai.

[47] Siehe IPCC, „Summary for Policymakers“, S. 5.

[48] Siehe WMO, „WMO Greenhouse Gas Bulletin“, S. 1.

[49] UN Climate Change, „COP26 Reaches Consensus“.

[50] Siehe UNEP, „Updated Climate Commitments“.

[51] Sharma, „COP President Concluding Media Statement“.

[52] Climate Analytics and World Resources Institute, Closing the Gap, S. 4.

[53] Siehe „U.S.-China Joint Glasgow Declaration“.

[54] Siehe Crippa et al., „Fossil CO2 Emissions“, S. 11.

[55] Youth4Climate, „Youth4Climate Manifesto“, S. 2.

[56] Siehe Toda Peace Institute, „Vanishing Homelands“.

[57] Siehe CRC, „General Comment No. 26“.

[58] Soka Gakkai, „Samen der Hoffnung säen“.

[59] International Commission, Reimagining Our Futures Together, S. v.

[60] Siehe ECW, Winning the Human Race, S. 38.

[61] Siehe UNICEF, „Covid-19 in Sierra Leone“.

[62] Siehe UNICEF, „32,000 USAID-funded Solarpowered Radios“.

[63] Siehe GEM Report, „COVID-19 Has Prompted Countries to Adjust“.

[64] Guterres, „Education Cannot Wait Interviews“.

[65] Sato, Tokyo-shi no shogakko o miru, Bd. 35, S. 42, aus d. Engl. ins Dt. übers.

[66] UNHCR, Staying the Course, S. 9.

[67] Siehe Musicians Without Borders, „Al-Musiqa Tajm’ana“.

[68] Jundi, Soka Gakkai to Kokkyo naki ongakuka, aus d. Engl. ins Dt. übers.

[69] UNICEF, Seen, Counted, Included, S. 18.

[70] UN-Generalversammlung, UN-Agenda 2030, SDG 4.

[71] Siehe UN-Behindertenrechtskonvention, Artikel 24.

[72] Ebd., Artikel 2.

[73] Ebd., Artikel 24.

[74] OHCHR, „UN Leads the Way on Disability Rights“.

[75] UN Treaty Collection, „Status of Treaties“.

[76] Mustafa, „ECW Interviews“.

[77] Ebd.

[78] International Commission, Reimagining Our Futures Together, S. 3.

[79] UN DESA, World Population Prospects 2019, S. 5.

[80] „Gemeinsame Erklärung der fünf atomwaffenbesitzenden Staaten“.

[81] Siehe SIPRI, SIPRI Yearbook 2021, S. 12.

[82] Ebd., S. 16.

[83] Nakamitsu, „Eliminating the Existential Threat of Nuclear Weapons“, S. 3.

[84] Ebd., S. 4.

[85] UN-Generalversammlung, „Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen“, Präambel.

[86] „Joint Soviet-United States Statement“.

[87] Yoshida, Kaku no Amerika, S. 151, aus d. Engl. ins Dt. übers.

[88] Ikeda und Gorbatschow, „Shinseiki no akebono“, S. 170–71, aus d. Engl. ins Dt. übers.

[89] „Gemeinsame Erklärung der fünf atomwaffenbesitzenden Staaten“.

[90] „Japan-U.S. Joint Statement“.

[91] Siehe „ICAN-Städteappell“.

[92] Siehe Meier, Doku, kaku kinshi joyaku kaigi obuzaba sanka.

[93] Siehe ICAN, „Observing the First Meeting of States Parties“, S. 2.

[94] Galbraith, Leben in entscheidender Zeit, aus dem Amerikanischen von Christl Rost und Till Lohmeyer, München: Bertelsmann 1981, S. 531.

[95] Ebd.

[96] Toda, „Aufruf zur Abschaffung von Atomwaffen“.