HÄUFIGE FRAGEN
Wie sieht die buddhistische Ausübung aus?
Eine Besonderheit der buddhistischen Ausübung in der Soka Gakkai ist ihr enger Bezug zum Alltagsleben. Es geht also keineswegs darum, sich in sich selbst oder an einen abgeschiedenen Ort zurückzuziehen. Vielmehr praktiziert jedes Soka Gakkai-Mitglied inmitten der Herausforderungen des Alltags: jeden Morgen und jeden Abend bei sich zuhause oder im Rahmen buddhistischer Treffen. Diese grundlegende Ausübung wird Gongyo genannt. Sie besteht aus dem Chanten (Singen bzw. Rezitieren mit lauter Stimme) von Nam-Myoho-Renge-Kyo und dem Rezitieren zweier Abschnitte aus dem Lotos-Sutra. Das Ziel der Ausübung ist, die unserem Leben innewohnende Buddhanatur zu öffnen. Mut, Weisheit und Mitgefühl sind Eigenschaften dieses höchsten Lebenspotenzials. Damit wird es möglich, jegliche Herausforderung zu meistern, das eigene Leben kreativ zu gestalten und zum Glück anderer beizutragen. Das Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo und das Studium der Lehren des Buddhismus stärken das eigene Leben von innen.
Die regelmäßigen Treffen der Soka Gakkai stehen jedem offen. Im Anschluss an die gemeinsame buddhistische Ausübung von Gongyo und dem Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo tauschen die Teilnehmer ihre Erfahrungen mit der buddhistischen Praxis aus oder studieren die Philosophie des buddhistischen Humanismus. Die buddhistische Ausübung befähigt die Menschen ganz natürlich, ihr Leben selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu gestalten und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Welcher buddhistischen Tradition gehört die Soka Gakkai an?
Müssen Mitglieder der Soka Gakkai bestimmte Regeln befolgen?
Auf dieser Basis befähigt die Ausübung des Buddhismus, Entscheidungen im Leben zu treffen, die dem eigenen Glück und dem Glück anderer förderlich sind. Durch die tägliche buddhistische Praxis findet man auf ganz natürliche Weise immer mehr zu der Haltung, das eigene, das Leben anderer, das Leben an sich wertzuschätzen, andere Menschen zu unterstützen und zu fördern. Die Charta der SGI definiert die Ziele und Grundsätze der Glaubensgemeinschaft für eine friedliche menschliche Koexistenz.
Warum ist es wichtig, den Nichiren-Buddhismus mit anderen Menschen gemeinsam zu praktizieren?
Welchen gesellschaftlichen Beitrag leistet die Soka Gakkai?
Lokale Gruppen der Soka Gakkai in den einzelnen Ländern realisieren darüber hinaus Projekte wie Umweltschutzaktionen, Vorträge und Diskussionen über Gewaltfreiheit und eine Kultur des Friedens, interreligiöse Dialoge sowie kulturelle Aktivitäten. Auf internationaler Ebene unterstützt die SGI die Vereinten Nationen mit Verbindungsbüros in New York, Genf und Wien. Sie engagiert sich in der öffentlichen Bildungsarbeit mit Schwerpunkt auf den Themen Frieden und Abrüstung, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung. Bei Naturkatastrophen kann sie ggf. humanitäre Hilfe bereitstellen. Als aktives Mitglied in verschiedenen NGO-Netzwerken und -Partnerschaften engagiert sich die SGI auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene.
Woran glauben Soka Gakkai-Buddhist*innen? Was ist „Erleuchtung“?
Vielleicht zuerst die Frage, woran Buddhist*innen NICHT glauben: nämlich an ein übergeordnetes, transzendentes Wesen, eine höhere Macht, die das Schicksal der Menschen lenkt. Vielmehr sind Buddhist*innen davon überzeugt, dass jeder Mensch ein grenzenloses positives Potenzial besitzt. Damit verfügt ein jeder über die Kraft, das eigene Leben zum Besseren zu wenden. Dank der buddhistischen Ausübung können Menschen ein erfülltes und glückliches Leben führen. Gleichzeitig werden sie ganz natürlich die Fähigkeit entwickeln, etwas Positives zur Welt beizutragen.
Der Buddhismus lehrt, dass alles Leben von einem universalen Gesetz (Dharma) durchdrungen ist. Dadurch sind alle Phänomene, alle Lebewesen miteinander verbunden. Wie die buddhistische Philosophie betont, ist jeder selbst für die Richtung seines eigenen Lebens verantwortlich. Wir selbst sind also die Ursache jeglicher Entwicklung: Eine positive Veränderung der eigenen Überzeugung oder Haltung führt zu einer ebenso positiven Veränderung der äußeren Umstände und wirkt sich auch auf die Menschen in unserer Umgebung aus.
Nichiren, ein buddhistischer Mönch, der im 13. Jahrhundert in Japan lebte, begründete das Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo als eine Ausübung, die jedem ermöglicht, sein Leben mit dem Gesetz (Dharma) zu harmonisieren. Wer chantet, kann sich mit dem grenzenlosen Leben des Universums verbinden und erfährt Weisheit, Mut, Lebenskraft und Mitgefühl. Mit dem Begriff „Erleuchtung“ verbinden viele das Bild von Menschen, die auf der Suche nach übernatürlichen Kräften Askese praktizieren. Nichiren lehrte jedoch ein anderes Verständnis von Erleuchtung: Ihm zufolge geht es dabei um die Verschmelzung unseres subjektiven Verstands mit der objektiven Lebens-Wirklichkeit – das heißt, eine vollkommene Erkenntnis über die Realitäten dieser Welt. Erleuchtung ist dabei kein Zielpunkt, den wir eines Tages erreichen. Erleuchtung bedeutet vielmehr eine beständige, tägliche Herausforderung und die Erneuerung des Entschlusses, unser Mitgefühl und unsere Menschlichkeit zu kultivieren. So können wir uns selbst und die Menschen in unserer Umgebung stärken und positiv beeinflussen.
Welche konkrete Wirkung hat das Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo?
Wichtig ist: Nam-Myoho-Renge-Kyo ist kein nach außen oder an eine höhere Macht gerichtetes Gebet. Vielmehr drückt das Chanten den Entschluss aus, das eigene Leben mit dem Rhythmus des Universums in Einklang zu bringen. Dadurch öffnet man sein höchstes Potenzial, die Buddhanatur. Viele Menschen berichten, dass sie durch das Chanten mehr Klarheit, Energie, Gelassenheit und Lebensfreude gewinnen. Dadurch können sie nach und nach nicht nur das eigene Leben glücklicher gestalten. Auch die unmittelbare Umgebung, zum Beispiel die Familie, der Job oder die Nachbarschaft, wird auf Basis der täglichen buddhistischen Ausübung immer harmonischer.
Darf ich für meine Wünsche chanten oder muss ich versuchen, sie auszulöschen?
Ohne konkrete Ziele können wir uns als Mensch nicht entwickeln. Deshalb wird man in der Soka Gakkai stets ermutigt, seine Wünsche und Träume klar zu formulieren und sich für deren Verwirklichung einzusetzen. Viele denken, im Buddhismus gehe es um eine asketische Ausübung und die Auslöschung eigener Wünsche und Bedürfnisse. Nichirens Lehren zufolge sind Wünsche jedoch eine Art Antriebsmotor auf unserem Weg zur Erleuchtung. Deshalb sollen wir sie keinesfalls ignorieren oder auslöschen, sondern in etwas transformieren, das einen Wert für uns und andere schafft. Wer kontinuierlich den Nichiren-Buddhismus ausübt, entwickelt sein Leben ganz natürlich in eine positive Richtung und auch die Qualität der eigenen Wünsche verändert sich. Anstatt nur den eigenen Vorteil zu suchen und oberflächlichem, kurzfristigem Glück nachzujagen, entwickeln wir Wünsche, die sowohl uns selbst als auch anderen und sogar der Welt als Ganzem Nutzen bringen.
Warum bezeichnet sich die Soka Gakkai als buddhistische Laiengemeinschaft?
Ich finde es schwierig, meinen Kopf frei von Gedanken zu machen. Kann ich trotzdem Buddhist*in sein?
Nichiren schreibt „Werden Sie Meister Ihres Herzens, anstatt sich von Ihrem Herzen meistern zu lassen“. Den eigenen Geist zu beruhigen, kann eine positive Wirkung des Chantens sein. Es ist jedoch keine Voraussetzung und auch nicht das Ziel der buddhistischen Ausübung in der Soka Gakkai. Wir möchten vielmehr die in uns vorhandene Lebenskraft, Weisheit und Mitgefühl anzapfen und diese Qualitäten in unserem Leben zum Tragen bringen. Der Nichiren-Buddhismus ist dazu da, dass jeder Mensch im Leben gewinnen und zum Glück anderer beitragen kann. Wer Großes im eigenen Leben und der Welt bewegen möchte, braucht dafür auch konstruktive Ideen und konkrete Handlungen.
Was ist die Rolle von Daisaku Ikeda als Präsident der SGI?
Welche Glaubensgrundsätze vertritt Daisaku Ikeda?
Zu den wichtigsten Grundsätzen gehören:
- die Einheit des Lebens und seiner Umgebung
- die Einheit von Körper und Geist
- die Verbundenheit allen Lebens
- die Ewigkeit des Lebens
- die Verantwortung jedes Menschen für sein eigenes Schicksal
- der Wert der Verschiedenheit und die Einzigartigkeit jeder Person
- das Engagement für das Glück anderer als größtes Glück
Welchen konkreten Beitrag leistet Daisaku Ikeda zum Frieden?
Seit mehr als 70 Jahren hat sich Ikeda kontinuierlich für die Abschaffung von Atomwaffen eingesetzt: zum Beispiel mit Unterschriftenaktionen, konkreten Abrüstungsvorschlägen, Essays und Artikeln. Ikedas Bemühungen für den Frieden reichen von Bürgerdiplomatie während des Kalten Krieges (hierbei insbesondere sein Einsatz zum Abbau der Spannungen zwischen China und der UdSSR) bis zu Dialogen mit Persönlichkeiten auf der ganzen Welt. Mehr als 50 dieser Dialoge sind in Buchform veröffentlicht worden – immer mit dem Ziel, Netzwerke des Vertrauens unter vielen Menschen aus der ganzen Welt zu knüpfen.
Ikeda veröffentlicht seit 1983 jedes Jahr einen Friedensappell. Darin erläutert er seine auf dem buddhistischen Humanismus beruhenden Gedanken zur Lösung globaler Herausforderungen. Sie sollen Mut machen, auch selbst für den Frieden aktiv zu werden. Ikeda hat mehrere Einrichtungen gegründet, die Frieden, humanistische Bildung und kulturellen Austausch fördern.
Warum betrachten viele Soka Gakkai-Mitglieder Daisaku Ikeda als ihren buddhistischen Meister?
Wie Ikeda häufig betont, verdankt er alles in seinem Leben Erreichte seinem eigenen Lehrer und Meister, dem zweiten Präsidenten der Soka Gakkai, Josei Toda (1900–1958). Toda wiederum betrachtete Tsunesaburo Makiguchi (1871–1944), den Gründer der Soka Gakkai, als seinen Meister. Die Überlieferung der Lehren vom Meister zum Schüler hat im Buddhismus eine lange Tradition. Der Meister oder Mentor strebt vor allem danach, das von ihm Gelernte und Erfahrene weiterzugeben und die Entwicklung des Schülers so zu fördern, dass dieser ihn schließlich übertrifft. Auf diese Weise wird die kontinuierliche, generationsübergreifende Weitergabe des Buddhismus gesichert. Meister und Schüler setzen sich gemeinsam dafür ein, die friedlichen Grundsätze des Buddhismus zu verbreiten. Auch wenn Meister und Schüler sich vielleicht niemals physisch begegnen, können sie auf Grundlage ihrer gemeinsamen Vision eine tiefe Verbindung von Leben zu Leben aufbauen. Das ermutigt Menschen mehr als jede theoretische Erklärung und befähigt sie, ihre individuellen Herausforderungen zu meistern und im Leben zu gewinnen.
Wo finde ich eine Übersicht der Bücher von Daisaku Ikeda?
Daisaku Ikeda ist Autor zahlreicher Bücher zu unterschiedlichen Themen. Das inhaltliche Spektrum reicht vom Buddhismus über Gesundheit und Förderung der Jugend bis hin zur Friedensarbeit. Zu den Veröffentlichungen Ikedas gehören über 50 Dialoge mit Experten verschiedener Fachrichtungen. Viele Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Das Werk, das in die meisten Sprachen übersetzt wurde, ist Wähle das Leben, ein Dialog mit dem britischen Historiker Arnold Toynbee. Es liegt in 28 Sprachen vor.
Bücher von Daisaku Ikeda: in deutscher Sprache
Bücher von Daisaku Ikeda: in englischer Sprache
An welchen Graswurzel-Aktivitäten ist die SGI beteiligt?
Schwerpunkt unserer Bildungsarbeit sind die Themen Frieden und Abrüstung, nachhaltige Entwicklung und Menschenrechte. Die SGI-Deutschland (SGI-D) hat beispielsweise mit UNESCO und UNICEF bei einer Kinderbilder-Ausstellung kooperiert und ist Teil der Erd-Charta-Initiative. Die SGI ist aktiver Partner der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). Ein Schwerpunkt der Kooperation zwischen der SGI und ICAN liegt auf der Bereitstellung von Materialien zur Bildung und Aufklärung. Hierzu gehören Zeitzeugenberichte aus Hiroshima und Nagasaki: Frauen erheben ihre Stimmen für den Frieden (2009), eine DVD mit Kurzinterviews mit Hibakusha aus Hiroshima und Nagasaki und die Ausstellung Die Würde des Lebens beschützen. Für eine Welt ohne Atomwaffen (2012). Letztere wurde bereits in 79 Städten in insgesamt 19 Ländern auf der ganzen Welt gezeigt. Im September 2017 entstand durch eine Gemeinschaftsproduktion von SGI und ICAN ein Zeichentrickfilm über die Bedeutung des Atomwaffenverbotsvertrags. Die SGI-D ist gleichzeitig Mitglied im Trägerkreis atomwaffenfrei.jetzt.
Viele Mitglieder der Soka Gakkai setzen die gesellschaftliche Verpflichtung der Glaubensgemeinschaft ganz individuell in ihrem Lebensalltag um, indem sie in ihrem direkten Lebensumfeld zu einer Verbesserung in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und der Gesellschaft beitragen.
Wie steht die Soka Gakkai zu den Vereinten Nationen?
Betreibt die SGI politische Lobby-Arbeit?
Aus besonderen historischen Gründen, die ausschließlich für Japan gelten, ist die Soka Gakkai in Japan Hauptunterstützerin der Partei Neue Komei. Sie setzt sich für Frieden und Umweltschutz ein und möchte den Menschen eine Stimme geben, die in der Gesellschaft am schutzbedürftigsten sind.
Hier können Sie mehr über die Beziehung zwischen der Komei-Partei und der Soka Gakkai in Japan erfahren (auf Englisch).
Warum betont die Soka Gakkai die individuelle Selbstbefähigung (Empowerment)?
Der Buddhismus bestärkt Menschen in der Möglichkeit einer von innen heraus motivierten Veränderung. Kraft dieses Prozesses, so die Überzeugung, bringen wir unser volles Potenzial als Mensch hervor. Wie der Nichiren-Buddhismus lehrt, können wir unser eigenes Leben und die Welt nur dann zum Besseren verändern, wenn wir bereit sind, unsere Herausforderungen sorgfältig zu betrachten und zu überwinden. Auch wenn Institutionen oder Regierungen eine wichtige Rolle für gesellschaftliche Veränderungen spielen: Die Veränderung, die im Leben eines einzelnen Menschen beginnt, ist der sicherste und nachhaltigste Weg, die individuellen und globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzugehen. Angesichts dieser teilweise überwältigenden Probleme fühlen sich viele Menschen hoffnungslos. Daher stärkt die Soka Gakkai die Menschen in ihrer Überzeugung, sich selbst und die äußeren Umstände aus eigener Kraft verändern zu können. Buddhistische Aktivitäten, von der Soka Gakkai initiierte öffentliche Bildungsarbeit und gemeinnützige Initiativen dienen dazu, Menschen zu dieser Selbstbefähigung zu inspirieren.